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1. April 2020 | 16:59 Uhr
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TUI-Chef wirbt im Vertrieb für die Voucherlösung

Man setze sich "im Rahmen des DRV und auf politischer Ebene" dafür ein, so Marek Andryszak in einem "Chefrundschreiben". Reisebüros fordert er auf, mit TUI "an einem Strang zu ziehen". Ein Reisebüroinhaber reagiert mit einem offenen Brief, in dem er "ein vollkommen neues Vertriebsmodell" anmahnt.

Andryszak Marek

"Die Einführung der Guthaben-Voucher sichert auch die Liquidität bei Euch in den Reisebüros", schreibt Andryszak. Denn TUI belasse die Provision auf den Guthabenbetrag im Reisebüro. "Die 'Voucherlösung' ist gut für Reisebüros und Reiseveranstalter. Die Position der TUI ist in dieser Diskussion eindeutig und wir setzen uns dafür auf allen Ebenen ein", so der TUI-Deutschland-Chef.

"Wir sitzen im gleichen Boot!“ appelliert Andryszak an die Vertriebspartner. Die Herausforderungen seien die gleichen. „Wir kämpfen alle um das Überleben der von uns geführten Unternehmen - zum Wohl unserer Kunden, unserer Mitarbeiter und zur Zukunftssicherung von uns selbst und unserer Familien.“

"Nicht alle Entscheidungen vollständig richtig"

Zugleich äußert sich der Manager verständnisvoll zur Kritik aus Reisebürokreisen und räumt Fehler ein, ohne sie allerdings konkret zu benennen. "Sicher ist es nicht so, dass alle Entscheidungen, die ich mit meinen Kollegen in der Geschäftsführung der TUI in den letzten drei Jahren getroffen habe, Anspruch auf vollständige Richtigkeit haben", schreibt er. "Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass die allermeisten, auch die kontroversen, richtig waren.“

Im Hinblick auf die viel kritisierten Rückbuchungen von Provisionen für abgesagte Reisen in den vergangenen Wochen gibt Andryszak zu bedenken, dass TUI die Provision bei der Buchung, nicht erst bei der Abreise, zahle. "In einem Zeitraum, in dem es keine Neubuchungen gibt und in dem es sogar mehr Stornos als Umbuchungen gibt, schmälern die Stornos deutlich die Provisionseinnahmen", räumt er ein und fragt zugleich rhetorisch: "Würden wir Provisionen nach Abreise zahlen, hätten wir aktuell den Streitpunkt zwar nicht, aber wäre das besser?" Seine Kernbotschaft sei, "dass die TUI weiterhin alles tut, damit wir gemeinsam aus der Krise herauskommen."

Reisebüros fordern "mehr als nur das Allernötigste"

Gerd Laatz, der sowohl den Backoffice-Anbieter Ziel als auch ein Reisebüro im bayerischen Lichtenfels betreibt, entgegnet darauf in einem offenen Brief an Andryszak, er werde "jetzt weder über juristisch 'ungelegte Gutschein-Eier' noch über den 'Werbeblock' zu diesem Thema lamentieren". Um ein gemeinsames Zukunftsprojekt zu starten, müsse "ein vollkommen neues Vertriebsmodell entwickelt werden, das dem Vertrieb mehr als nur das allernötigste zum Überleben beschert". Dazu müssten auch die bisherigen Geschäfts- und Finanzierungsmodelle "unvoreingenommen und deutlich selbstloser als bisher auf den Prüfstand", so der Touristiker.

Die Provisionen der abgesagten Reisen komplett beim Reisemittler zu belassen und für die Neu- oder Umbuchung derselben Kunden für die Zeit nach der Krise eine Sonderprovision auszuschütten, wäre ein erster Schritt dazu, findet Laatz. Mit der Aufrechthaltung der bisherigen Zahlungen unter dem Vorbehalt der Gutscheinlösung sei es angesichts doppelter und dreifacher Arbeit für den Counter nicht getan: „Ich glaube ganz fest daran, dass Dir bewusst ist, dass die wenigsten da draußen alleine mit der Kraft salbungsvoller Worte überleben", schreibt er an Andryszak. "Die Provision auf den Gutscheinbetrag für eine dreimal so zeitintensive Beratung der Kunden beim Reisebüro zu belassen ist, ein netter Versuch, aber leider nicht ausreichend."

Christian Schmicke

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