Warum der NCL-Chef an weiteres Kreuzfahrt-Wachstum glaubt
Sechs Schiffe der Prima-Klasse für Norwegian Cruise Line, zwei Schiffe für Oceania und eines für Regent stehen in den Order-Büchern der Norwegian Cruise Line Holding (NCLH). Das wirkt in Krisenzeiten sehr optimistisch. Konzernchef Frank Del Rio (Foto) glaubt aber, dass es "immer noch viele un- und unterversorgte Märkte auf der ganzen Welt", gibt.
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Die Zahlen sind eigentlich nicht erfreulich, wenngleich sie besser sind als im vergangenen Jahr: Im laufenden Jahr hat die NCL Holding einen bereinigten Nettoverlust von 478 Millionen US-Dollar verbucht, allein die Zinsaufwendungen sorgten dabei für Kosten von 144 Millionen Dollar. Und die Gesamtverschuldung des Unternehmens summiert sich auf 13,2 Milliarden Dollar, bei einer Liquidität von 2,9 Milliarden Dollar.
Doch all dies beeindruckt CEO Frank Del Rio wenig. Er plant bis 2027 mit einem Kapazitätszuwachs von 50 Prozent im Vergleich zu 2019. Während die Gesamtwirtschaft einen Rückgang der Verbraucherausgaben für materielle Güter erlebt habe, sehe NCLH weiterhin "eine starke Neigung zu Ausgaben für Reisen und Erlebnisse, insbesondere bei wohlhabenden Verbrauchern", sagt er. Die durchschnittlichen Tagessätze für Hotels und die Flugtarife lägen weiterhin auf oder nahe an Rekordniveau, und die Auslastung erreiche "pandemische Spitzenwerte". "Die Verbraucher wollen auch in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs Urlaub machen", so del Rio, "und wir glauben, dass Kreuzfahrten viel besser positioniert sind als landgestützte Alternativen, um die starke Nachfrage zu befriedigen, da wir ein unübertroffenes Wertangebot bieten".
Starker Anstieg der Verkäufe an Bord
Von den aktuellen Nachfragetrends sieht er sich darin bestätigt. Die Einnahmen an Bord seien "weiterhin beeindruckend", der Umsatz an Bord pro Passagiertag liege um rund 30 Prozent höher als im Vergleichszeitraum 2019. Und es sei noch Luft nach oben, glaubt der NCLH-Chef. So wolle man "die Qualität der Berührungspunkte mit unseren Gästen ab dem Zeitpunkt der Buchung erhöhen, um noch mehr Einnahmen vor der Kreuzfahrt zu erzielen". Dann kämen die Gäste mit einer "frischeren Geldbörse" an Bord, was letztlich zu höheren Gesamtausgaben führte. Tatsächlich sei der Umsatz vor der Kreuzfahrt pro Passagiertag im zweiten Quartal um über 50 Prozent gegenüber 2019 gestiegen. Gäste, die im Vorfeld einer Kreuzfahrt einkauften, gäben in der Regel etwa doppelt so viel aus wie Gäste, die keine Aktivitäten an Bord im Voraus buchten, sagt del Rio.
Günstige Neubau-Finanzierung
Hinzu komme, dass die bestellten Schiffe "über sehr günstige und effiziente Finanzierungsstrukturen" zu kaufen seien, was zu einem erwarteten und unmittelbaren Anstieg der Rentabilität führe. Für alle in Auftrag gegebenen Neubauten haben der Konzern feste Zinssätze von durchschnittlich 2,5 Prozent für das gesamte Portfolio vereinbart. NCLH-Finanzchef Marc Kampa führt zudem an, dass neue Schiffe die Verkaufszahlen positiv beeinflussten. "Bereits lange vor der Auslieferung eines Schiffes erhalten wir erhebliche Mittelzuflüsse in Form von Ticketvorverkäufen und Vorverkäufen an Bord", sagt er. Grob geschätzt erhalte NCLH in der Regel zwischen 100 und 150 Millionen Dollar an Mittelzuflüssen aus zukünftigen Buchungen vor der ersten Ausfahrt eines Schiffes, was zu einem Mittelzufluss in das Unternehmen führe, der sich im Laufe der Zeit weiter aufbaue, wenn auch die Abschlusszahlungen für zukünftige Reisen fällig würden, versucht er Bedenken bezüglich des Kapazitätswachstums in der Branche zu zerstreuen.
Die drei Marken der NCLH konzentrierten sich auf gehobene Erlebnisse im Vergleich zu ihren jeweiligen Branchenkategorien und seien daher auf „die gehobenen Verbraucher ausgerichtet, die zwar nicht immun sind, sich aber in früheren Abschwüngen als widerstandsfähiger erwiesen haben als andere Kohorten“, unterstreicht del Rio. Und alles deute darauf hin, dass die Reiselust dieser Bevölkerungsgruppe nicht nachgelassen habe.
Christian Schmicke