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16. April 2018 | 13:09 Uhr
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Schnäppchen-Kreuzfahrts-Reportage sorgt für Zündstoff

Effekthascherei und Sensationsmache auf Kosten der journalistischen Qualität oder schonungslose Entlarvung mieser Geschäftspraktiken? An einer Reportage des RTL-Magazins „Explosiv“ mit dem Titel „Schnäppchen-Kreuzfahrt entpuppt sich als desaströser Horror-Urlaub“ scheiden sich die Geister von Kunden und Reiseverkäufern.

Dieselgeruch in der Kabine. Die RTL-Reporter hatten für weniger als 300 Euro pro Nase eine Kreuzfahrt mit einem Schiff der Reederei Carnival entlang der mexikanischen Pazifikküste gebucht. Angeblich soll ihnen dabei eine Außenkabine zugesichert worden sein. Sie landeten schließlich in einer Innenkabine, die nach ihrer Aussage zudem wegen ihrer Lage neben dem Maschinenraum von penetrantem Dieselgeruch durchzogen wurde. Auf ihre Beschwerde hin habe ein Servicemitarbeiter ihre Lüftung abgestellt und ihnen ein Raumspray zur Verfügung gestellt, mit dem sie regelmäßig für besseren Geruch sorgen sollten, erklärt der RTL-Journalist. Die Hygiene im Zimmer sei ebenfalls mangelhaft gewesen. Der Teppich sei verschmutzt gewesen und überhaupt habe eine regelmäßige Reinigung nicht stattgefunden. Eine offenbar verdeckt gefilmte Aufnahme zeigt einen Mitarbeiter, der sich in einem frisch aufgehängten Handtuch im Zimmer das Gesicht abwischt oder womöglich gar die Nase schnäuzt.

Lange Aufpreisliste und Nepp-Ausflug. Auch am Essen an Bord des Schiffes lässt der Bericht kein gutes Haar. So seien viele eigentlich warme Gerichte kalt gewesen, heißt es. Beim Besuch des angeblich im Preis enthaltenen A-la-carte-Restaurants sei man nach einem angeblichen Begrüßungsdrink zur Kasse gebeten worden und habe auch für das verzehrte Steak draufzahlen müssen, ohne dies vorher zu wissen. Ein dazu gebuchter Ausflug habe sich als reine Neppveranstaltung erwiesen. Unter anderem seien die Gäste zum Shoppen in ein Spirituosengeschäft gefahren worden. Die Reiseleiterin habe sie aufgefordert, sich durch einen Aufkleber als ihre Gäste zu erkennen zu geben – angeblich, um sich einen Rabatt beim Einkauf zu sichern. Tatsächlich habe der Ladenbesitzer den Trägern der Aufkleber fast die doppelte Summe dessen abgeknöpft, was normale Kunden bezahlen mussten.

Diese Dinge mag man so glauben oder nicht. Auch die Frage, ob die Reporter über die Aufpreispflicht einzelner Leistungen hätten informiert werden müssen, lässt Interpretationsspielräume. Einige Stellen der Reportage erwecken allerdings den Verdacht, als hätten sich die Reporter bewusst naiv gestellt – etwa, wenn es um die abschließend in Rechnung gestellten Trinkgelder geht. Auch die Darstellung, es habe sich um eine „All-inclusive-Kreuzfahrt“ handeln sollen, ist vermutlich nicht ganz richtig, zumal im gesprochenen Text lediglich von Vollpension die Rede ist.

In Social Media reichen die Kommentare von: „Da wird eine Branche einfach nur in den Dreck gezogen.“ und „Völlig übertrieben diese Reportage.“ bis hin zu empörten Berichten, die ähnliche Erlebnisse an Bord von Kreuzfahrtschiffen schildern. Reiseprofis, die sich ein Bild von der Reportage machen wollen, können das unter diesem Link tun.

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