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27. Januar 2021 | 14:03 Uhr
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Wie die Jugendreise-Plattform Juvigo durch die Krise steuert

Der Anbieter von Feriencamps, Jugendreisen und Sprachreisen konnte trotz Corona dank eines starken Sommer- und Herbstgeschäfts 2020 stabile Umsätze einfahren. Für 2021 peilt Firmenchef Björn Viergutz (Foto) wieder Wachstum an.

Viergutz Björn

Björn Viergutz will Juvigo 2021 wieder wachsen sehen 

Eigentlich sei der Plan gewesen, den Umsatz 2020 gegenüber dem Vorjahr zu verdoppeln, sagt Viergutz im Gespräch mit Reise vor9. Schließlich hatte Juvigo das Geschäft um neue Plattformen in den Niederlanden, Belgien und Frankreich erweitert. Doch spätestens im März war klar, dass daraus nichts würde. Die Osterferien, sonst das erste saisonale Highlight, bei den Jugendreisen, fielen wegen des Lockdowns flach.

Inlandsreisen dominieren

Dass Juvigo dennoch gegenüber dem Vorjahr mit 2,8 Millionen Euro (Vorjahr: 2,65 Millionen Euro) ein leichtes Umsatzplus erzielen konnte, hängt laut Viergutz vor allem damit zusammen, dass ein großer Teil des Geschäfts mit Inlandsreisen gemacht wird. Deshalb hätten im Sommer und Herbst die meisten Camps und Ferienlager stattfinden können, berichtet er. In Deutschland gingen 79 Prozent der Reisen ins Inland, in Frankreich 86 Prozent und in den Niederlanden sogar ganze 95 Prozent. Kinder aus Belgien dagegen blieben laut Viergutz nur in 66 Prozent der Fälle im Inland.

Dennoch prägten 2020 corona-bedingte Reiseabsagen von Seiten der Veranstalter-Partner den Geschäftsverlauf. Insgesamt mussten über 13.500 gebuchte Übernachtungen abgesagt werden, was einem Anteil von knapp 29 Prozent an allen gebuchten Reisen entsprach. Zudem geht der Juvigo-Chef davon aus, dass viele Buchungen aus Angst vor Corona gar nicht erst zustande kamen.

Neue Plattformen für Europa

Das Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit Kanutouren, Sprachurlaub, Angelferienlagern, Reit-, Segel- oder Snowboardcamps, Fußball-Ferienlagern, internationalen Feriencamps oder Segelfreizeiten die ganze Bandbreite der Jugendreisen abzudecken und dabei auch kleine Anbieter buchbar zu machen, nutzte wegen der Umsatz- und Buchungsflaute Instrumente wie Kurzarbeit, um die Kosten zeitweise zu drücken. Außerdem erhielt das Unternehmen Soforthilfen. Immerhin: Betriebsbedingte Kündigungen habe es nicht gegeben, unterstreicht Viergutz. Die Zahl der Mitarbeiter sei stabil geblieben.

Um die trüben und angesichts der anhaltenden Unsicherheit buchungsarmen Wintermonate zu nutzen, entwickelt Juvigo derzeit neue Vertriebsplattformen für Österreich, die Schweiz, Spanien und Portugal. Für 2021 behält Firmenchef Viergutz seinen Optimismus. Er rechnet, wie schon 2020, mit einem starken Trend zu Last-Minute-Buchungen. Die sei ein zuvor schon feststellbarer Trend, der durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt worden sei und auch die kommenden Jahre prägen werde, glaubt er. Zudem werde der Trend zu Inlandsreisen anhalten.

Acht Prozent Provision für Reisebüros

Eine wichtige Rolle sollen dabei die Reisebüros spielen. "Für Reiseprofis, die im Bereich der Jugendreisen aktiver werden wollen, sind wir die ideale Plattform, um nicht nur die wenigen größeren Anbieter, sondern die ganze Bandbreite des touristischen Spektrums anzubieten", sagt er. Vielfältige Suchfunktionen erleichterten dabei das Auffinden der passenden Reise. Zudem profitierten Reisebüropartner von Sonderkonditionen, zum Beispiel im Hinblick auf die Stornobedingungen, die Juvigo mit den Anbietern ausgehandelt habe.

Den Reisebüros zahlt das Unternehmen acht Prozent Provision, und damit zwei Drittel seiner eigenen Marge. Zudem gebe es für die Partner aus dem stationären Vertrieb einen persönlichen Ansprechpartner mit eigener Durchwahl und einen Kontakt per E-Mail, der ausschließlich ihnen vorbehalten sei, betont Viergutz. Das halte den Aufwand auch für Expedienten, die selbst im Bereich Jugendreisen nicht bewandert seien, gering. Zudem verbessere die Ergänzung der Angebotspalette um diese Sparte die Kundenbindung: "Ferienerlebnisse für Kinder emotionalisieren und binden Familien wieder stärker an das Reisebüro. Warum nicht ein Abenteuercamp für die Kinder buchen, während die Eltern eine Kreuzfahrt unternehmen?"

Christian Schmicke

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