Brasilien will Touristenzahlen bis 2022 verdoppeln
Dafür soll Besuchern aus China, Indien, der Golfregion und Südostasien die Einreise erleichtert werden. Zudem will das Land weniger auf seine bekannten Attraktionen als auf Naturerlebnisse setzen. Das bringt neue Gefahren für die ohnehin bedrohten Regenwälder und Küsten.
Nach Informationen des US-Fachportals "Skift" besuchen derzeit gerade einmal 6,6 Millionen ausländische Touristen pro Jahr das südamerikanische Land, das 209 Millionen Einwohner hat. Das ist in der Tag vergleichsweise wenig. Binnen drei Jahren soll sich diese Zahl allerdings verdoppeln.
Das Portal beruft sich dabei auf Aussagen des brasilianischen Tourismusministers Marcelo Álvaro Antônio. Bereits in diesem Jahr habe der Verzicht auf visa für Reisende aus den USA, Kanada, Australien und Japan zu einem Anstieg der Einreisen aus diesen Ländern um 25 Prozent geführt. Mit Erleichterungen für Besucher aus China, Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi Arabien, Indien, Singapur und Vietnam sollen weitere Gäste angezogen werden.
Nach Aussagen des Chefs des brasilianischen Fremdenverkehrsamtes Embratur, Gilson Machado Neto, will das Land dabei weniger die Copa Cabana oder Caipirinha und den Karneval vermarkten, sondern vielmehr seine Tauchgründe und den Regenwald. Die brasilianische Regierung des rechtsgerichteten Präsidenten Jair Bolsonaro hat zur Förderung des Tourismus ausländische Investitionen erleichtert. Diese dürften nun etwa brasilianische Airlines komplett besitzen, zitiert "Skift" den Tourismusminister. Fluglinien wie die chilenische Sky Airline, Jetsmart, Norwegian und Argentiniens Flybondi besitzen bereits Fluggenehmigungen.
Mit umgerechnet 180 Millionen Euro wolle das Land im nächsten Jahr vor allem kleinere touristische Unternehmen entlang bestimmter Routen fördern, heißt es aus dem Ministerium. Das klingt gut, allerdings ist die Bilanz der Regierung in Sachen Umwelt, in die sich die neuen Touristenströme ja stürzen sollen, jetzt schon verheerend. Die Meldungen von gewaltigen Bränden im Amazonasgebiet sind vielen noch sehr präsent. Zudem hat die Fläche durch Rodung vernichteter Wälder allein binnen eines Jahres um 40 Prozent zugenommen. Und seit dem Sommer verschmutzt eine Ölpest einen Küstenstreifen von mittlerweile 2.000 Kilometern.
Wenn die Zahl an Touristen in naturnahen Regionen wirklich so schnell steigt wie geplant, befürchten Umweltschützer. Experten wie Epler Wood, der an der Harvard Universität eine Initiative für nachhaltigen Tourismus leitet, erklären, für eine sinnvolle touristische Entwicklung müsse zunächst die passende Infrastruktur aufgebaut werden, um Zerstörungen zu vermeiden. Zudem müsse die einheimische Bevölkerung darauf vorbereitet werden.