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16. Juli 2020 | 17:26 Uhr
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Mallorca-Werber: "Wir werden hart durchgreifen"

Javier Pascuet de la Riva, Tourismusdirektor der Gemeinde Calvià im Südwesten Mallorcas, kündigt eine harte Gangart gegen ausfällige Urlauber an. Er verteidigt die Entscheidung der Balearen-Regierung, Lokale am Ballermann und in Magaluf zu schließen und glaubt, dass auch die meisten Touristen die dortigen Exzesse verurteilen.

Pascuet de la Riva Javier

Javier Pascuet de la Riviera hält die Schließung von Kneipen am Ballermann für richtig

Herr Pascuet, angesichts der jüngsten Bilder von wilden Partys auf Mallorca reise ich lieber nicht nach Mallorca, dem nächsten Hotspot für das Corona-Virus. Das sehen Sie sicher genauso?

Javier Pascuet: Die Behörden auf den Balearischen Inseln greifen hart durch, um die Gesetze und Verordnungen durchzusetzen, mit denen wir die Gesundheit von Bewohnern und Besucher schützen. Die Maßnahmen greifen, und das Infektionsgeschehen ist auf sehr niedrigem Niveau.

Klingt schön. Aber die Partys in Magaluf und am Ballermann versuchen Sie seit Jahren einzudämmen, ohne jeden Erfolg.

Gegen Party an sich ist nichts einzuwenden. Die Exzesse vergangener Jahre sind deutlich zurückgegangen, aber wenn etwas los ist, findet es ein großes Medienecho, gerade jetzt in Corona-Zeiten. In Magaluf etwa hat sich die Infrastruktur stark gewandelt, viele Hotels sind schick modernisiert und Touristen genießen chillige Beachclubs. Da gab es vor zehn Jahren noch nicht.

Haben Sie die Fotos und Videos der Partys nicht gesehen, wo Urlauber Abstands- und Hygieneregeln komplett missachtet haben?

Natürlich. Und mich richtig geärgert. In Spanien wurde der Alarmzustand verhängt, die Maßnahmen waren viel strenger als in Deutschland. Das war sehr hart, aber erfolgreich, denn die Infektionen sind jetzt auf sehr niedrigem Niveau und wir können die berühmte neue Normalität leben. Das lassen wir uns nicht von ein paar Dutzend oder meinetwegen Hundert kaputtmachen, denen anscheinend alles egal ist. Behörden und Polizei gehen strikt gegen solche Gruppen vor. Die Partylokale in Punta Ballena in Magaluf und am Ballermann, wo die Exzesse stattfanden, hat die Balearen-Regierung bereits geschlossen. Null Toleranz.

Sind die Party-Touristen jetzt nicht mehr wichtig fürs Geschäft?

Die Gemeinde Calvià arbeitet seit Jahren daran, den Tourismus auf ein neues, nachhaltigeres Fundament zu stellen. Da hat Sauftourismus keinen Platz, und in Corona-Zeiten erst recht nicht. Die allermeisten Besucher in Calvià suchen Erholung, Kultur, Gastronomie, unsere schöne Landschaft und genießen unsere Gastfreundschaft. Diese Touristen stören sich an den Exzessen so sehr wie wir Einheimischen.

Da geraten Sie in ein Dilemma, oder nicht? Diese Urlauber bleiben lieber weg, weil sie keine Lust haben auf die strenge Maskenpflicht, die seit Sonntag auf den Balearen gilt.

Tourismus ist zwar unser wirtschaftlicher Motor, aber wir tragen Verantwortung für Gäste und Einwohner. Glauben Sie etwa, Mallorquiner hätten keine Angst, sich das Virus zu holen? Wir wollen genauso wenig, dass sich Ischgl wiederholt. Daher sind solche Maßnahmen richtig und wichtig.

Aber damit schrecken Sie doch Urlauber ab?

Ich trage Verantwortung in Calvià, nicht für die Balearen insgesamt. Aber ich finde, dass unsere Regelungen denen in Deutschland und anderen Urlaubsländern sehr ähnlich sind. So gibt es keine Maskenkpflicht am Strand, am Pool, beim Sport, beim Essen, oder wenn sie außerhalb von Ortschaften unterwegs sind – immer unter Beachtung der Abstandsregeln. Mit anderen Worten: Urlauber können ihren Aufenthalt in der Gemeinde Calvià so genießen wie eine Reise an die Nord- oder Ostsee.

Also alles in Butter mit dem Tourismus auf Mallorca?

Leider nicht. Wir leiden massiv unter dem Einbruch der Besucherzahlen. Deswegen arbeiten wir so hart daran, unseren Gästen ein schönes und sicheres Urlaubserlebnis zu bieten. Calvià hat dafür optimale Voraussetzungen, auch und gerade jetzt. Dazu gehört eben, dass sich alle an die neuen Regeln halten, um Covid-19 einzudämmen. Insgesamt glaube ich, dass wir es schaffen, den Wandel hin zu mehr Qualität zu beschleunigen. Das will die große Mehrheit unserer Gäste. Für uns wäre es auch positiv, weil es nachhaltiger und unter dem Strich profitabler ist.

Anmerkung der Redaktion: Das Interview führte Michael Blum, der lange als Journalist auf Mallorca arbeitete und heute mit der Agentur B'yond Marketing und PR betreibt. Das Gespräch, das Pascuet in ähnlicher Form auch mit der spanischen Tageszeitung "Ultima Hora" führte, wurde als Pressemitteilung publiziert.

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