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19. Dezember 2018 | 15:40 Uhr
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Online-Verbände legen bei EU Beschwerde

Die European Technology and Travel Services Association (ETTSA) und der Verband Internet Reisevertrieb (VIR) haben bei der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission eine gemeinsame Beschwerde gegen den Lufthansa-Konzern eingereicht. Darin wird der Lufthansa Gruppe vorgeworfen, ihre Marktmacht zu missbrauchen und mit diskriminierenden und wettbewerbsausschließenden Praktiken gegen unabhängige Vertreiber von Flugtickets, darunter GDS, zu agieren.

Kein Zugang zu Tarifklassen

Demnach könnten GDS in Deutschland aufgrund der Marktmacht der Lufthansa-Gruppe die günstigsten Tarifklassen des Carriers nicht anbieten. Auch der Mehrzahl der Reisebüros sei es daher nicht möglich, ihren Kunden diese Tarife zugänglich zu machen. Zugleich würden unabhängige Vertriebsstellen mit ungerechtfertigten Aufpreisen konfrontiert, die Verbraucher und Firmenkunden bestraften, die diese Services nutzen, um nach Flugtickets zu suchen und sie zu kaufen, so die Argumentation der Online-Vertriebslobbyisten.

Die Lufthansa Gruppe schränke damit "in voller Absicht den Wettbewerb ein" – sowohl im Markt des Flugticketvertriebs als auch im Markt für Airline-Services. So schädige sie kleinere Wettbewerber, die auf einem neutralen Marktplatz ihre Tickets zum tatsächlichen Wert verkauften und damit im Wettbewerb mit großen Carriern, die eine höhere Markenbekanntheit und größere Werbebudgets verfügen, bestehen könnten, heißt es.

Innovationskraft wird  beschnitten

Die Lufthansa-Gruppe bürde ferner unabhängigen Anbietern ihre eigenen technologischen Distributionslösungen zu einem Zeitpunkt auf, an dem mehrere Technologien dabei seien, neue Distributionsstandards zu definieren, die von Marktteilnehmern übernommen werden, so die Verbände. Das Verhalten des Marktführers beeinflusse daher auch "drastisch die Innovationskraft im Reisevertrieb". Da die Zeit dränge, sollte die Kommission das Verhalten der Lufthansa Gruppe zusammen mit der aktuellen Beschwerde kritisch unter die Lupe nehmen, so die Forderung von ETTSA und VIR.

„Wenn hier die Regulatoren nicht intervenieren, werden die Praktiken von Lufthansa zu einem reduzierten Wettbewerb, einer kleineren Anzahl an Airlines und weniger Angebote für Kunden sowie deutlich höheren Preisen führen“, sagt Emmanuel Mounier, Secretary General von ETTSA. VIR-Vorstand Michael Buller erklärt: "Wir kritisieren schon länger die Vertriebspolitik der Lufthansa und ihren gezielten Versuch, günstige Tarife nur noch über die eigenen Vertriebssysteme und Schnittstellen anzubieten und buchbar zu machen. Die Schädigung des touristischen Vertriebs ist bereits enorm. Hier wird vehement versucht, Wettbewerber aus dem Markt zu drängen, was nicht weiter toleriert werden darf. Die Politik muss endlich handeln und Gegenmaßnahmen ergreifen."

Hintergrund der Forderungen sind die Einführung einer Gebühr für Buchungen von Lufthansa-Tickets über GDS wie Amadeus, Sabre oder Travelport. Außerdem bieten die Airlines der Lufthansa-Gruppe einzelne Tarife nur noch über ihre Direktbuchungskanäle an.

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