Studie: Wie die Digitalisierung die Reisebranche verändert
Die Digitalisierung hat nicht nur Folgen für die Unternehmen der Hotellerie und Touristik, sondern auch für deren Arbeitnehmer und ihre Perspektiven. Die Gewerkschaften NGG und Verdi haben dazu eine Studie beim Beratungsunternehmen Input Consulting in Auftrag gegeben, die die Trends und Folgewirkungen der Digitalisierung analysieren soll.
Demnach steht die Tourismusbranche am Scheideweg zwischen der Bedeutung menschlicher Services oder immer weiter reichender Automatisierung. Die Entscheidung darüber treffe letztlich der Kunde, heißt es. Will er im Reisebüro persönlich beraten werden und dafür etwas mehr zahlen, oder online günstige Reisen selbst buchen? Akzeptiert er Serviceroboter im Hotel oder möchte er von Menschen bedient werden, die individuell auf seine Wünsche eingehen? Damit entscheidet er darüber, welche Tätigkeiten den Tourismus der Zukunft prägen und welche Rolle dem Menschen zukommt.
Automatisierung und Preisdifferenzierung
Derzeit zeige sich die Digitalisierung vor allem in der wachsenden Bedeutung der Buchungen über das Internet, und zwar sowohl bei Hotels, als auch bei Reiseveranstaltern. Die klassischen Vertriebsformen wie Buchungen im Reisebüro oder der Anruf beim Hotel, um ein Zimmer zu mieten, seien zwar auf dem Rückzug, würden durch das Online-Geschäft aber keineswegs komplett verdrängt. Allerdings mache sich ein Trend breit, die Kosten für persönlichen Service an die Kunden weiterzureichen, so die Studie, deren Autoren entgegen anders lautenden Beteuerungen der Veranstalter von einer wachsenden Preisdifferenzierung zwischen den Vertriebskanälen ausgehen.
Ein Nebeneffekt der Digitalisierung sei auch das Wachsrtunm der Sharing Economy mit Anbietern wie Airbnb oder von Plattformen wie Tripadvisor und diversen Metasearchern. Den traditionellen Anbietern der Hotellerie und Reiseveranstalter wird in der Studie empfohlen, mehr als bislang mit guten Service- und Beratungsleistungen ihre Stärken gegenüber den neuen Rivalen auszuspielen und Kunden an sich zu binden.
Weniger Sachbearbeiterjobs
Dennoch wird im Tourismus künftig weniger Personal benötigt werden, so die Studie. Die Hotellerie ist zunächst weniger betroffen, da es noch an geeigneten Technologien fehlt. Bei Reiseveranstaltern ist das Rationalisierungspotenzial jedoch höher. In den Unternehmen trete hinsichtlich der veränderten Qualifikations- und Kompetenzanforderungen infolge der Digitalisierung der Effekt auf, dass bezogen auf die benötigten Qualifikationen eine "Schere" entstehe, indem die Fachlichkeit (in der Reisevermittlung z.B. Berechnung von Ticketpreisen, Durchführung von Buchungen) aus den Tätigkeiten zunehmend verdrängt werde. Die noch vorhandenen Tätigkeiten werden damit sowohl einfacher als auch komplexer.
Die "Mittelschicht" der sachbearbeitenden Tätigkeiten werde immer kleiner, folgern die Autoren der Studie. Damit sei auch das Problem verbunden, dass ein Wechsel zwischen den verschiedenen Qualifikations- und Tätigkeitssegmenten schwieriger werde, wodurch sich die klassischen unternehmensinternen Pfade beruflicher Entwicklung verschließen. Künftige Ausbildungsinhalte müssten der veränderten Arbeitswelt angepasst werden, um die Diskrepanz zwischen vorhandenen und benötigten Qualifikationen zu verringern.
THo