ADAC zieht bei Nachtzug-Check ernüchternde Bilanz
Es gebe viel zu wenige Direktverbindungen, die Verbindungssuche im Internet gestalte sich unkomfortabel, zudem seien einige Züge vergleichsweise teuer, berichtet der ADAC nach einem großen Online-Check von rund 100 potenziellen Nachtzug-Strecken quer durch Europa.
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Ziel des ADAC-Checks sei es gewesen, 21 beispielhaft ausgewählte Städteverbindungen über verschiedene Onlineportale zu planen und zu buchen, teilen die Tester mit. Geprüft wurden demnach Verbindungen aus sieben deutschen Städten mit Nachtzug-Angebot: Berlin, Hamburg, München, Köln, Stuttgart, Dresden, Hannover. Ziel waren zwölf touristisch attraktive europäische Städte: Paris, London, Madrid, Barcelona, Rom, Mailand, Brüssel, Wien, Budapest, Stockholm, Amsterdam und Florenz. Ermittelt wurde laut ADAC das zum Testzeitpunkt günstigste Angebot mit Liegemöglichkeit für die Hinfahrt.
Insgesamt seien sieben für den ADAC-Check ausgewählte Direktverbindungen überzeugend, so der ADAC. Die Abfahrts- und Ankunftszeiten seien nutzerfreundlich und das jeweilige Ziel in maximal 15 Stunden zu erreichen. Mit leichter Einschränkung empfehlenswert seien sieben weitere Verbindungen, bei denen zwar ein Umstieg nötig sei, aber zu zumutbaren Zeiten: nicht vor 6:30 Uhr morgens, meist jedoch nach 8 Uhr. Positiv sei ein langer Nachtzug-Anteil an der Fahrt, um ausreichend Schlaf zu finden.
Zu später Start und Umstieg zur Unzeit
Als schwach bewertete der ADAC sieben Verbindungen, die erst gegen Mitternacht starten oder bei denen die Fahrgäste mehrmals umsteigen müssen, teilweise schon sehr früh am Morgen. Bei der zum Testzeitpunkt angebotenen Verbindung Hamburg – Barcelona mit gut 23 Stunden Fahrtzeit seien zum Beispiel vier Umstiege erforderlich, bis das Ziel erreicht wird.
Als großes Problem habe sich herausgestellt, dass es keine einheitliche Buchungsplattform für länderübergreifende Tickets gibt, kritisiert der Automobilclub. Die Online-Recherche und der Vergleich von Fahrzeiten, Preisen oder Komfortkategorien seien oft verwirrend und sehr zeitintensiv. Die im Check genutzten Buchungsportale DB-Navigator, Trainline und Rail Europe lieferten teils unterschiedliche oder viel zu umständliche Verbindungen. Eine erfolgreiche Online-Suche garantiere zudem noch keine Buchung, denn oftmals sei für eine ausgesuchte Verbindung kein Ticket erhältlich: Entweder seien die Züge bereits ausgebucht oder sie würden nicht mehr angezeigt. Deshalb seien frühzeitige Buchungen ratsam.
Lückenhafte Preisinfos
Wenig hilfreich seien zudem bisweilen die Preisangaben bei den Portalen. Auch bei der DB seien die Preise für die 21 Testverbindungen nicht durchgängig abrufbar gewesen, so dass die Kunden beim jeweiligen internationalen Anbieter anfragen oder direkt am Serviceschalter buchen müssten. Bei drei Viertel der Anfragen habe indes die DB mit dem günstigsten Angebot überzeugt, bei Rail Europe sei es die Hälfte gewesen.
Damit das Nachtzug-Angebot attraktiver und eine echte Alternative zum Flugzeug und Auto wird, müssen nach Auffassung des ADAC Planung und Buchung deutlich einfacher werden. Dazu zähle eine einheitliche Buchungsplattform für den Vergleich und Kauf grenzübergreifender Tickets mit durchgängiger Gültigkeit bei verpassten Anschlüssen. Auch könne die Online-Recherche erleichtert werden mit einer Zusatz-Funktion für die gezielte Suche nach Nachtzügen. Zudem solle das europäische Nachtzugangebot mit mehr zusätzlichen und direkten Verbindungen ausgebaut und mit mehr bezahlbaren Liegemöglichkeiten ausgestattet werden. Eine wichtige Voraussetzung dafür wäre eine verbesserte Zusammenarbeit europäischer Bahnbetreiber.
Welche Nachtzugverbindungen der ADAC als gut bewertet und welche nicht, sehen Sie hier im Überblick. Anzumerken bleibt, dass die Tester nicht die Züge selbst und deren Ausstattung checkten und nicht an Bord der Züge gingen. Die Recherche beschränkte sich auf verfügbare Daten zu Verbindungen, Preisen, Buchungs- und Liegemöglichkeiten.
Christian Schmicke