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6. Mai 2019 | 07:00 Uhr
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Ärzte werfen Reedereien Abzocke bei Krankenbehandlung vor

Kreuzfahrtanbieter zockten kranke Passagiere an Bord ihrer Schiffe durch überteuerte Arztrechnungen systematisch ab, berichtet der "Spiegel". Weil die in Deutschland gültige Gebührenordnung auf See meist nicht gelte, würden medizinische Dienstleistungen bisweilen mit einem Vielfachen der hierzulande geltenden Tarife berechnet.

Kreuzfahrtschiff

Krank sein an Bord kann teuer werden, wenn man nicht richtig versichert ist

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1.300 Euro für zwei Infusionen, 1.200 Euro für die Behandlung einiger Schürfwunden, 185 Euro für das Verschreiben eines Schleimlösers, 150 Euro für die Beseitigung von Ohrenschmalz, 300 Euro für Beratung und Fiebermessen: Die Beispiele, die der "Spiegel"-Autor für überteuerte Schiffsarztrechnungen anführt, liest sich eindrucksvoll. Um ihre medizinischen Abteilungen profitabel zu gestalten, riefen Kreuzfahrtreedereien überhöhte Gebühren auf und jubelten ihnen zudem systematisch überflüssige Leistungen unter.

Als Kronzeugen fungieren in dem Bericht die Mediziner Christian Ottomann und Werner Kalbfleisch, die selbst als Mediziner an Bord von Kreuzfahrtschiffen aktive waren oder sind und zudem schiffsmedizinische Dienstleistungen an Kreuzfahrtunternehmen vermitteln. Außerdem tritt in dem Bericht der Mediziner Jürgen Schaale-Maas auf, der von seinen Erlebnissen an Bord der "Mein-Schiff"-Flotte berichtet.

Bedingungslose Gewinnorientierung?

Dabei würden die Passagiere auf Schiffen von TUI Cruises oder Aida Cruises immerhin von Fachärzten behandelt, heißt es in dem Bericht. Günstigere Anbieter wie MSC Cruises oder Costa Crociere arbeiteten dagegen "mitunter mit weniger qualifizierten Kollegen", die auch deutlich schlechter vergütet würden, zitiert der "Spiegel" den Mediziner Ottomann. Die Schiffsärzte erhalten demnach eine feste Heuer, deren Höhe allerdings zwischen 2.500 und 10.000 Euro pro Monat schwanken könne.

Ex-Schiffsarzt Schaale-Maas wirft seinem Ex-Arbeitgeber, für den er nach eigenem Bekunden drei Monate lang aktiv war, zudem vor, er setze die Schiffsärzte unter Druck, erkranktes Bordpersonal "bloß nicht krankzuschreiben". So hätten während seiner Dienstzeit verletzte Crewmitglieder mitunter in "vorauseilendem Gehorsam" bis Schichtende weitergearbeitet.

Ein Aspekt, der im Hinblick auf hohe Behandlungskosten an Bord geeignet ist, dem Thema zumindest aus Kundesicht seine Schärfe zu nehmen, wird in dem "Spiegel"-Bericht zwar erwähnt, spielt aber eher eine Nebenrolle: Um unliebsame Überraschungen im Krankheitsfall zu vermeiden, können Reisende eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Dann müssen sie für Kosten, die die in Deutschland festgelegten Sätze übersteigen, nicht selbst eintreten.

Christian Schmicke  

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