Airberlin: Bei mehr als einer
Die ehemals zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft steht bei über einer Million Menschen in der Kreide. So äußerte sich Insolvenzverwalter Lucas Flöther im Interview mit dem Radiosender RBB. Man habe es bislang nicht einmal geschafft, alle Gläubiger zu erfassen, sagte Flöther. Deshalb stehe auch die absolute Höhe der Verbindlichkeiten noch nicht fest. Überwiegend handele es sich bei den Gläubigern um Kunden, die Tickets gekauft hatten, diese aber nicht mehr abfliegen konnten, erklärte der Insolvenzverwalter.
Auf der anderen Seite habe auch Airberlin noch offene Forderungen. Dazu zählten etwa Kautionen, die die Fluggesellschaft an Flughafen geleistet habe. Gerade wenn diese Forderungen international im Ausland geltende gemacht werden müssten, sei es "nicht immer nur mit einem einzelnen Brief getan". Zudem würden nach wie vor Haftungsansprüche gegen Geschäftsführer, Vorstände und Organe geprüft. Ein zentraler Punkt seien auch die Ansprüche gegen Gesellschafter wie den Hauptaktionär Etihad, der Airberlin den Geldhahn zudrehte und das Unternehmen damit in die Pleite schickte. Im Fall von Etihad habe er "eine ganze Reihe von Gutachten von renommierten Experten eingeholt", so Flöther, und sei zu dem Ergebnis gelangt, "dass man mit überwiegender Wahrscheinlichkeit auch Ansprüche gegen Etihad geltend machen" könne. "Das werde ich tun", unterstreicht er.
Viel Hoffnung, dass sich die Dinge in absehbarer Zeit klären, kann der Insolvenzverwalter den Geschädigten allerdings nicht machen. Bei einem Unternehmen dieser Größenordnung könne es bereits Jahre dauern, die Unterlagen zu durchforsten und daraus dann detektivisch Ansprüche herzuleiten, erklärt er. "Wir gehen davon aus, dass das Insolvenzverfahren von Air Berlin noch mehrere Jahre andauern könnte, wir schätzen, etwa bis zu zehn Jahre." Das sei allerdings bei einer Konzerninsolvenz dieser Größenordnung keine Ausnahme, sondern die Regel.