Chinesen ziehen beim Unister-Kauf im Hintergrund die Fäden
Offiziell ist der Käufer der insolventen Unister Travel die tschechische Beteiligungsgesellschaft Rockaway Capital. Doch das Geld für den Deal stammt zum großen Teil aus China. Wie viel, ist nicht bekannt. Genauso wie der Kaufpreis für den Portalbetreiber insgesamt.
Doch der Reihe nach: Rockaway Capital übernimmt zum 31. Januar das Geschäft, die Marken und Mitarbeiter von Unister Travel. Der Standort Leipzig und die 520 Jobs sollen erhalten bleiben. Zu dem Deal gehören die Reiseportale Ab-in-den-Urlaub.de, Fluege.de, Urlaubstours.de, Reisen.de, Billigfluege.de, Reisegeier.de, Hotelreservierung.de und Travel Viva.
"Der Erwerber ist ein erfahrener und langfristig orientierter Investor, der bereit ist, die notwendigen Investitionen zur Verfügung zu stellen, um das Unister-Travel-Geschäft wieder auf Wachstumskurs zu bringen", sagt Insolvenzverwalter Lucas Flöther. Der gezahlte Preis entspreche dem Marktwert der Geschäftsbetriebe. "Die Gläubiger können nun mit einer guten Quote rechnen."
Unister-Chef Matthias Steinberg wird das Unternehmen zum 31. März verlassen. Künftig sollen Balint Gyemant als CEO Flugvertrieb (Fluege.de) und Stephan Wiese als CEO Pauschalreisevermittlung (Ab-in-den-urlaub.de) Unister Travel führen. Gyemant ist seit drei Jahren bei Unister für mobile Produkte und Technologie verantwortlich. Wiese arbeitet seit über zehn Jahren bei Unister und leitete zuletzt die Touristik.
Mit dem Portal Invia ist Rockaway Capital bereits im Reisebereich aktiv. Invia ist das größte Online-Reisebüro in Tschechien und außerdem in Polen, Rumänien, der Slowakei und Ungarn aktiv. Wie Unister hat Rockaway Capital Invia im März vergangenen Jahres zusammen mit dem chinesischen Geldgeber CEFC gekauft.
Rockaway scheint die Übernahmen in Europa einzufädeln, bezahlt werden die Käufe gemeinsam mit CEFC, dem "passiven, strategischen Finanzpartner für Investments im Reisesektor". Hinter den vier Buchstaben verbirgt sich China Energy, einer der zehn größten Privatkonzerne des Riesenreichs.
Ganz so passiv wie Rockaway seinen chinesischen Partner bezeichnet, ist CEFC aber nicht. Die Unister-Portale sollen dabei helfen, für die wachsende Zahl von Chinesen Reisen nach Europa zu organisieren. Außerdem erhoffen sich die Chinesen Synergien für ihre Luftfahrt- und Hotelbeteiligungen, so CEFC-Europa-Chef Marcela Hrda.