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22. September 2023 | 17:37 Uhr
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Corendon setzt auf Zuverlässigkeit statt Wachstum

Nach einer Flut von Flugstreichungen im vergangenen Jahr lief der Flugbetrieb bei Corendon in diesem Sommer wieder rund. Für den Sommer 2024 plant Firmenchef Yildiray Karaer (Foto) mit derselben Kapazität wie für das laufende Jahr.

Karaer Yildiray

Yildiray Karaer ist sicher, Corendon wieder in die Spur gebracht zu haben

Es sei eine Mischung aus eigenen Fehlern und extern verursachten Problemen gewesen, die zu der chaotischen Situation im Jahr 2022 geführt habe, sagt Karaer im Gespräch mit Reise vor9. So habe Corendon in Erwartung einer starken Kundennachfrage die Kapazitäten sehr optimistisch geplant und zusätzlich zu den eigenen Maschinen weitere Flugzeuge im Wetlease geordert. Dann habe es plötzlich an allen Ecken und Enden gehakt. An den Flughäfen lief der Betrieb wegen Personalmangels nicht rund. Wetlease-Partner waren wegen Material- und Personalmangels nicht einsatzbereit. Und mit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine seien die Treibstoffpreise explodiert; zudem stieg die Inflation, während sich zugleich der Wechselkurs zwischen der türkischen Lira und dem Euro verschlechterte.

Kein Hedging

Wegen der Corona-Krise habe Corendon nicht das Geld gehabt, um Treibstoff zu hedgen, also gegen Preissteigerungen abzusichern, räumt Karaer ein. Damit seien Flüge ohne volle Auslastung oder solche, die zu niedrigen Preisen verkauft werden mussten, zum Verlustgeschäft geworden. Die Folge: Corendon sagte massenhaft Flugketten für den Sommer und den folgenden Winter ab. Die Veranstalter waren sauer, Kundengelder mussten zurückerstattet werden und die vor der Corona-Krise laut Karaer stets erfolgreiche Airline geriet in finanzielle Schieflage.

Die Schieflage gipfelte darin, dass Corendon auch bei der Zahlung der Luftverkehrsabgabe säumig wurde, was zu einer Zwangsvollstreckung seitens der deutschen Finanzbehörden führte. Statt Flugzeuge an die Kette zu legen, wurden dabei die Veranstalter, mit denen Corendon arbeitete, aufgefordert, ihre Zahlungen statt an Corendon direkt an das Hauptzollamt zu überweisen.

Drastische Flugplanreduzierung

Angesichts der bedrohlichen Lage zog Karaer die Reißleine. Das Flugprogramm für den Sommer 2023 wurde gegenüber der ursprünglichen Planung um rund 40 Prozent reduziert, Wetlease-Partner kamen kaum noch zum Einsatz. Die Schrumpfkur zeigte zusammen mit der starken Urlaubsnachfrage im auslaufenden Sommer Erfolg. Laut dem Firmenchef fliegt Corendon wieder profitabel und hat den Schuldenberg nach seiner Aussage weitgehend abgebaut.

"Wieder in der Spur"

"Wir sind wieder in der Spur", fasst Thomas Braun, der die Airline in den deutschsprachigen Märkten repräsentiert, die Entwicklung zusammen. Und so solle es bleiben: "Wir wollen ein langweiliger, zuverlässiger Ferienflieger sein", sagt Braun lächelnd. Deshalb werde der Flugplan für den Sommer 2024 fast genau dem des Sommers 2023 entsprechen und Corendon werde sich nahezu komplett auf die eigene, aus 38 Flugzeugen bestehende Boeing-Flotte verlassen. Die einzige Ausnahme bildet die bereits angekündigte neue Verbindung von Amsterdam nach Curaçao, die in den Medien für Schlagzeilen sorgte, weil dabei eine Adults-only-Zone zum Einsatz kommt. Für diese Strecke, die im Einzelplatzverkauf auch aus Deutschland gebucht werden kann allerdings ohne Zubringer nach Amsterdam – nutzt Corendon einen Airbus A350 der spanischen Airline World 2 Fly.

Von Köln-Bonn nach Tel Aviv

Darüber hinaus nimmt Corendon kommenden Sommer mit Tel Aviv ein neues Ziel in den Flugplan. Die israelische Metropole am Mittelmeer wird vom Flughafen Köln/Bonn aus angesteuert. Zwei Mal pro Woche will Corendon zum Ben Gurion Flughafen in Tel Aviv fliegen. Die Strecke soll jeweils dienstags und sonntags bedient werden.

Über Corendon: 1997 in den Niederlanden als Veranstalter gegründet, firmieren unter der Marke Corendon streng genommen drei Airlines. 2005 wurde die türkische Corendon mit Sitz in Antalya eröffnet, 2011 schaffte sich der in den Niederlanden, Belgien und Dänemark aktive Veranstalter eine eigene Fluggesellschaft an, die überwiegend für ihn unterwegs ist. 2017 folgte die Gründung einer Airline auf Malta, um von EU-Ländern aus auch zu Zielen innerhalb Europas und nach Nordafrika fliegen zu dürfen. Neben größeren Flughäfen fliegt der Feriencarrier auch von kleineren Airports wie Erfurt, Friedrichshafen, Münster oder Leipzig. Corendon Airlines mit Sitz in Antalya ist mit 20 Flugzeugen unterwegs, Corendon Airlines Europe betreibt 14 Flugzeuge und Corendon Dutch Airlines drei.

Neben der Fluggesellschaft, dem Veranstaltergeschäft sowie dem Incoming-Geschäft in der Türkei  ist das im Familienbesitz befindliche Unternehmen auch in der Hotellerie aktiv. So betreibt Corendon drei Hotels in Amsterdam zwei in Antalya, eines auf Ibiza und zwei auf Curaçao. Ein drittes Haus auf der zu den niederländischen Antillen gehörenden Insel ist im Bau.

Christian Schmicke

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