Deutschland kippt nationale Quote für grünen Treibstoff
Deutschland hat die zum Jahreswechsel geplante nationale Power-to-Liquid (PtL)-Quote für die Luftfahrt abgeschafft und sich einer EU-Initiative zur Förderung von strombasierten Kraftstoffen angeschlossen. Die Reaktionen auf den Schritt sind wie erwartet gemischt.
HCS Group
Eine verpflichtende Beimischungsquote synthetischer Flugzeugtreibstoffe auf nationaler Ebene ist vom Tisch
Die Streichung einer verpflichtenden Beimischung synthetischen Kraftstoffs in den Flugzeugtreibstoff wurde durch die Unterzeichnung einer Erklärung durch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder und sieben weitere EU-Staaten besiegelt. Mit der Entscheidung beteiligt sich Deutschland nun an einer EU-Initiative, die von sieben weiteren Mitgliedstaaten unterstützt wird, darunter Österreich, Finnland, Frankreich, Luxemburg, die Niederlande, Spanien und Portugal.
Wo kommt das Geld her?
Die Initiative hat das Ziel, den Markthochlauf erneuerbarer Kraftstoffe, insbesondere Sustainable Aviation Fuels (SAF), zu beschleunigen. Diese Kraftstoffe, die aus nachhaltigen Quellen wie Biomasse oder Strom gewonnen werden, sollen helfen, die Klimaziele des Luftverkehrssektors zu erreichen.
Die Staaten streben neben einem Wissensaustausch die Erschließung finanzieller Ressourcen an, um die Entwicklung und Nutzung von SAF voranzutreiben. Ein zentraler Bestandteil der EU-Initiative ist der Doppelauktionsmechanismus, der im Rahmen des Sustainable Transports Investments Plans eingeführt werden soll. Dieser Mechanismus wird von der EU-Kommission mit finanziellen Mitteln aus dem Emissionshandel unterstützt, um den Kauf von SAF zu fördern.
Lob und Kritik zur Abschaffung der PtL-Quote
Die Abschaffung der PtL-Quote, die synthetischen Kraftstoffen einen festen Anteil im Luftverkehr vorschrieb, stößt erwartungsgemäß auf gemischte Reaktionen. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) begrüßte die Entscheidung, da die Quote europarechtswidrig und nicht praktikabel sei. Die fehlenden Produktionskapazitäten für PTL in Deutschland und Europa hätten dazu geführt, dass Airlines mit Strafzahlungen belastet worden wären, ohne dass ein nennenswerter Klimanutzen erzielt worden wäre.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) äußerte sich kritisch zu der Entscheidung. Jürgen Resch, Geschäftsführer der DUH, argumentierte, dass die Bundesregierung mit der Abschaffung der PtL-Quote den Hochlauf von E-Kerosin bremse. Er verwies darauf, dass grüner Wasserstoff und E-Fuels – die als umweltfreundlichere Alternativen gelten – in der Luftfahrt und Schifffahrt besonders wichtig seien und nicht durch andere Sektoren übermäßig beansprucht werden dürften.
Herausforderungen bleiben
Die Frage der Produktionskapazitäten für SAF bleibt in Europa eine Herausforderung. Es gibt noch keine nennenswerten PtL-Produktionsanlagen im industriellen Maßstab, was bedeutet, dass die Luftfahrtindustrie weiterhin auf eine Förderung der Entwicklung nachhaltiger Kraftstoffe angewiesen ist. Der BDL fordert daher, dass die EU-Klimaschutzgesetzgebung wettbewerbsneutral überarbeitet wird, um europäische Unternehmen nicht zu benachteiligen.
Christian Schmicke