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29. Juni 2018 | 10:41 Uhr
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DRV warnt vor neuen Risiken beim Bahnticket-Verkauf

Kommt nach der Pauschalreiserichtlinie noch ein weiteres Bürokratiemonster aus Brüssel? Der DRV befürchtet für Reisebüros, die noch Bahnfahrkarten verkaufen, neues Ungemach. Hintergrund sind Pläne der Gemeinschaft, die Fahrgastrechteverordnung im Eisenbahnverkehr neu zu fassen. Reisende sollen dadurch mehr Informationen und Hilfe bei Verspätungen und Zugausfällen erhalten. Dabei sollen auch Fahrkartenverkäufer, die nur eine Vermittlerfunktion haben, stärker in die Pflicht genommen werden. Das betreffe derzeit rund 2.100 Reisebüros mit DB-Lizenz, erklärt der Branchenverband. Diese müssten nach aktuellen EU-Plänen Reisende auch nach ihrem Reiseantritt über Verspätungen und Anschlussverbindungen informieren. Außerdem wären sie verpflichtet, Hilfeleistungen im Fall von Verspätungen zu leisten, also Mahlzeiten anzubieten und für eine möglicherweise notwendige Hotelunterbringung zu sorgen sowie einen Beschwerdemechanismus einzurichten.

"Lebensfremdes" Pflichtenpaket

Das alles sei bisher Aufgabe des Bahnunternehmens, so der DRV in seinem aktuellen "Politikbrief". Und so sollte es auch bleiben. Es sei "lebensfremd", Fahrkartenverkäufer in die Mithaftung zu nehmen, obwohl sie mit der Verspätung oder dem Zugausfall nichts zu tun hätten. Sie seien schließlich an der Vertragsbeziehung zwischen Reisenden und Bahnunternehmen nur mittelbar beteiligt.

Der Fahrkartenverkauf sei für Reisebüros schon jetzt wenig rentabel, heißt es in dem Positionspapier. Wenn die typischerweise kleinen und mittelständischen Reisebüros die neuen Pflichten umsetzen müssten, wäre dies das Aus für den Fahrkartenverkauf. Das Nachsehen hätten dann viele ältere Reisende, die ihre Tickets nicht online kaufen könnten, und Menschen im ländlichen Raum. Gerade hier erfüllten die vielen tausend stationären Reisebüros eine "wichtige Flächendeckungsfunktion".

Im Europäischen Parlament sei der Fremdenverkehrsausschuss für das Thema zuständig, informiert der DRV. Dieser werde demnächst einen Bericht vorlegen, die Beratungen dürften sich indes noch längere Zeit hinziehen.

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