Experte: Verschiebungen im Airline-Markt "teilweise
Das Airline-Beratungsunternehmen Prologis kommt zu dem Ergebnis, dass die von der Lufthansa-Gruppe geplanten Übernahmen von großen Teil der ehemaligen Airberlin in Deutschland zu teilweise dramatischen Verschiebungen der Marktanteile führen würde, wenn die EU sie ohne Einschränkungen durchwinkt. Am Airport München etwa käme die LH-Gruppe auf einen Marktanteil von 90 Prozent, in Düsseldorf auf 84 Prozent. Das Unternehmen hat eine Projektion für 2018 auf der Grundlage aktueller und – bei erfolgreicher Übernahme – geplanter Sitzplatzkapazitäten erstellt.
Noch stärker würde der britische Low-Cost-Carrier Easyjet von der Airberlin- Insolvenz profitieren, sagt Prologis-Chef Gerd Pontius. Unterm Strich gehe er davon aus, dass Easyjet bei den Marktanteilen nach Sitzplatzkapazität in Deutschland insgesamt um 14 Prozent wachsen würde, die LH-Gruppe dagegen lediglich um 10 Prozent. Würden die Easyjet-Pläne genehmigt, sei der Carrier zudem künftig Marktführer in Berlin – noch vor Lufthansa. Entsprechend würde in Deutschland auch das gesamte Low-Cost-Angebot kräftig wachsen und seinen Marktanteil von derzeit 22 auf dann 41 Prozent steigern.
Preise werden sich 2018 stabilisieren. Langfristig wenig Veränderung sieht Pontius hingegen bei der aktuell heiß diskutieren Frage der Preisentwicklung. Aktuell lägen die innerdeutschen Flugpreise auf einzelnen Strecken zwar tatsächlich bis zu 30 Prozent über dem Vorjahr. Dies aber sei kurzfristigen Kapazitätsengpässen vor allem im November, mit dem Rückgang der Sitzplatzkapazitäten um 15 Prozent, und der dadurch gestiegenen Nachfrage geschuldet. Ihre generelle Preisstruktur habe Lufthansa hingegen nicht geändert, so Pontius. Er geht deshalb davon aus, dass sich die Ticketpreise schnell wieder normalisieren werden, sobald die Kapazitätslücken geschlossen sind. Das dürfte noch im ersten Halbjahr 2018 der Fall sein.
Kaum Effekte außerhalb des DACH-Raums. Völlig anders als hierzulande stelle sich die Lage aus europäischer und globaler Sicht dar, glaubt der Experte. Auf dieser Ebene werde die Airberlin-Pleite nur sehr geringe Auswirkungen haben. Insgesamt, so Pontius, würde der weltweite Marktanteil der LH-Gruppe von derzeit 41 Prozent auf 44 Prozent steigen, der Marktanteil in Europa von derzeit 34 Prozent auf 39 Prozent. Die „momentane Hektik in den Diskussionen“ sei "nicht zu verstehen“ erklärte er auf dem "Aviation Symposium“ des Travel Industry Clubs am Dienstag in Frankfurt.