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3. Juni 2024 | 11:51 Uhr
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FTI meldet Insolvenz an

Die FTI Touristik GmbH, Obergesellschaft der FTI Group, hat beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Davon unmittelbar betroffen sei zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik, heißt es. In der Folge würden aber "auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt".

Insolvenz

Die FTI Group hat Insolvenz angemeldet

Zu den betroffenen Marken gehören der Veranstalter FTI in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, der Last-Minute-Veranstalter 5 vor Flug, die Big Xtra sowie die Mietwagenmarken Drive FTI und Cars and Camper. Vorläufiger Insolvenzverwalter wird der Münchner Rechtsanwalt Axel Bierbach von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen. Nicht zur FTI Goup gehören gehören laut einer Mitteilung die eigenständigen Firmen Euvia GmbH und deren Reiseshoppingkanal Sonnenklar TV sowie das Franchise-System der Touristik Vertriebsgesellschaft (TVG) mit den Marken Sonnenklar TV Reisebüros, 5 vor Flug Reisebüros sowie Flugbörse. Sie gehen dementsprechend nicht in die Insolvenz. Allerdings verkaufte vor allem Sonnenklar TV überwiegend Reisen von FTI und Big Xtra, was nun zu Problemen führen dürfte. Auch bei der TVG hatte FTI als Leitveranstalter eine starke Position.

Buchungen blieben hinter Erwartungen zurück

Trotz des im April verkündeten Einstiegs eines Investoren-Konsortiums um den Finanzinvestor Certares seien die Buchungszahlen "deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben", schreibt FTI zu den Hintergründen der Pleite. Hinzu sei gekommen, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden hätten. In der Folge sei es ein "erhöhter Liquiditätsbedarf" entstanden, der bis zum Abschluss des Investorenprozesses nicht mehr habe überbrückt werden konnte. Das Handelsblatt hatte am Wochenende über einen Fehlbetrag in zweistelliger Millionenhöhe berichtet, für den weder das Bundesfinanzministerium noch der vermeintliche Investor Certares einstehen wollte. Die Stellung der Insolvenzanträge sei deshalb aus rechtlichen Gründen erforderlich geworden, heißt es von FTI. Auch der bisherige Hauptgesellschafter, die Familie Sawiris, meldete sich bislang nicht in der Sache zu Wort.

Certares hatte eigentlich mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes vereinbart, die Verbindlichkeiten von FTI zu übernehmen. Von den 595 Millionen Euro, die der WSF dem Unternehmen in der Corona-Pandemie gewährt hatte, sei erst ein zweistelliger Millionenbetrag zurückgezahlt worden, berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Die Bundesfinanzagentur, die den WSF verwaltet, hatte Certrares einen Nachlass beim Verkauf der Verbindlichkeit zum "Marktpreis" eingeräumt. Wie hoch dieser Nachlass gewesen wäre, dazu äußerte sich die Finanzbehörde unter Hinweis auf das laufende Verfahren auch auf Nachfrage nicht – was in der Branche für Kopfschütteln und den Vorwurf mangelnder Transparenz sorgte.

Keine weiteren Reisen

Nun also ist FTI pleite; der vorläufige Insolvenzverwalter arbeite derzeit "mit Hochdruck daran", dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden könnten, teilt das Unternehmen mit. Dem Vernehmen nach befinden sich aktuell rund 65.000 FTI-Kunden in den Destinationen. Noch nicht begonnene Reisen könnten voraussichtlich ab Dienstag "nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden", so der Veranstalter. In Zusammenarbeit mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter werde in den kommenden Tagen "an einem Konzept zur fortlaufenden Information der betroffenen Reisenden und operativen Umsetzung der notwendigen Maßnahmen gearbeitet".

Für den Aufenthalt und Rücktransport im Urlaub befindlicher FTI-Gäste steht der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) ein, dasselbe gilt für geleistete Anzahlungen. Dies betrifft indes ausschließlich über FTI gebuchte Pauschalreisen, bei Einzelleistungen springt der DRSF bekanntlich nicht ein. Nach eigenen Angaben beschäftigt FTI rund 11.000 Mitarbeiter, die Mehrzahl davon in den touristischen Destinationen. Die Beschäftigten in Deutschland erhalten drei Monate lang das sogenannte Insolvenzausfallgeld von der Agentur für Arbeit. Innerhalb dieses Zeitraums soll sich der Insolvenzverwalter ein Bild davon machen, ob und wenn ja wie es mit dem Unternehmen weitergeht.

Christian Schmicke

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