FTI-Pleite: Kaum Hoffnung für die Gläubiger
Seit dem Beginn des Insolvenzverfahrens über FTI können Gläubiger ihre Forderungen anmelden. Allzu viel Hoffnung, dass sie etwas erhalten, sollten sich Reisebüros, Hoteliers und Leistungsträger aber nicht machen.
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Die Gläubigerversammlung soll am 20. November in der Münchner Freiheitshalle nahe der FTI-Zentrale an der Donnersberger Brücke stattfinden, sagt Insolvenzverwalter Axel Bierbach. Dass es dort voll wird, glaubt er indes ausdrücklich nicht: "Meine Erfahrung ist, dass nicht viele Gläubiger zu solchen Veranstaltungen kommen, weil die Summe von oft nur mehreren Hundert Euro aus den Reisevorauszahlungen aus Sicht der Betroffenen den Aufwand der Anreise nicht lohnt", sagte er bei einem Pressegespräch.
Kein Überblick über Reisebüroforderungen
Wie viele Reisebüros Provisionszahlungen von FTI nicht erhalten haben, weiß Bierbach nicht. Etwa die Hälfte der Buchungen bei FTI sei zuletzt über Online-Reisebüros gekommen, die andere Hälfte über den stationären Vertrieb, erklärt er. Von letzteren habe sich die Mehrheit für die Zahlung der Provision nach Abreise entschieden, so der Insolvenzverwalter. Die schauen jetzt in die Röhre.
Bierbach ist zudem nicht davon überzeugt, dass die Mittler überhaupt einen Anspruch geltend machen dürften. Schließlich habe die Abreise nicht stattgefunden. Darüber hinaus sei fraglich, ob den Reisebüros überhaupt ein Schaden entstanden sei. "Wenn es gut lief, haben sie die Reise ja noch einmal verkaufen können", erklärte der Insolvenzverwalter.
Selbst wenn ein Anspruch besteht: Darauf, dass ihre Forderungen erfüllt werden, können frühere FTI-Geschäftspartner – gleich ob Reisebüros, Hoteliers oder IT-Firmen – sich keine Hoffnungen machen. Vor ihnen stehen sogenannte bevorrechtigte Forderungen, wie etwa die von Arbeitnehmern, Banken oder dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes. Dieser hatte FTI während der Corona-Pandemie knapp 600 Millionen Euro geliehen.
Kaum Chancen auf Ausgleich
Laut Bierbach hatte FTI beim Insolvenzantrag Verbindlichkeiten von rund einer Milliarde Euro, bei flüssigen Mitteln im Umfang von rund 30 Millionen. Weder der vermeintliche Investor Certares noch die Alt-Gesellschafter der Familie Sawiris oder der Bund wollten eine neu entstandene, akute Liquiditätslücke im höheren zweistelligen Millionenbereich schließen. Dass der Verkauf von Vermögenswerten wie Hotels – lediglich sieben von 54 gehörten FTI wirklich – zu einer nennenswerten Ausschüttung an die Gläubiger führt, kann wohl ausgeschlossen werden.
Hinzu kommt, dass sich Insolvenzverfahren bei großen Unternehmen jahrelang hinziehen. Weder die Airberlin-Pleite von 2017 noch die Insolvenz von Thomas Cook im Jahr 2019 sind bisher komplett geregelt.
Christian Schmicke