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8. Dezember 2025 | 17:07 Uhr
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Klimaneutralität in der Luftfahrt wird sehr, sehr teuer

Die Dekarbonisierung der Luftfahrt wird kostspielig: Nach einer Studie von Allianz Trade sind bis 2050 Investitionen von mehr als fünf Billionen US-Dollar nötig – umgerechnet 4,3 Billionen Euro. Der größte Hebel liegt in nachhaltigen Flugkraftstoffen, doch auch neue Technologien, erneuerbare Energien und moderne Flotten sind entscheidend.

CO2 Klima Wald

Um Klimaneutralität in der Luftfahrt zu erreichen, sind nachhaltige Kraftstoffe der wichtigste Hebel

Die Luftfahrt zählt bekanntlich zu den Sektoren, in denen das Erreichen der Klimaneutralität besonders anspruchsvoll ist. Branchenexpertin Maria Latorre beschreibt die Last als "schweres Gepäck", warnt jedoch, dass ein Festhalten am Status quo noch höhere gesellschaftliche Kosten verursachen würde.

2023 verursachte der Luftverkehr rund eine Gigatonne CO2 und damit etwa 2,5 Prozent der globalen menschengemachten Emissionen. Werden auch Nicht-CO2-Effekte wie Kondensstreifen einbezogen, steigt der Beitrag zur Erderwärmung laut der Analyse auf etwa sechs Prozent. Eine Dekarbonisierung könne nur gelingen, wenn Technologie, Treibstoffe, Betrieb und Politik zusammenwirken, heißt es.

Nachhaltige Kraftstoffe als zentraler Hebel

Einen Schwerpunkt sieht Allianz Trade bei Sustainable Aviation Fuels (SAF). Sie können Emissionen um 60 bis 90 Prozent reduzieren und sind mit den heutigen Flotten kompatibel. Doch ihr Anteil am weltweiten Verbrauch ist bislang gering. Hazem Krichene, Klimaökonom bei Allianz Research, betont, dass selbst bei einer deutlichen Ausweitung der Produktion allein mit SAF die Netto-Null-Ziele nicht erreichbar seien.

Für den Ausbau der Produktion sind Investitionen in erneuerbare Energien, vielfältige Rohstoffe und groß angelegte Anlagen nötig. Dazu bedarf es verlässlicher politischer Rahmenbedingungen.

Emissionshandel nur als Übergang

Marktbasierte Mechanismen wie Emissionszertifikate bleiben laut Studie ein Instrument, um Emissionen kurzfristig auszugleichen. Noch seien die Kosten vergleichsweise niedrig, könnten aber steigen und damit den Druck auf Fluggesellschaften erhöhen. Latorre erwartet, dass höhere kumulierte Kosten Auswirkungen auf Margen oder Ticketpreise haben könnten. Langfristig sieht Allianz Trade den Emissionshandel als Übergangslösung, die den Weg zu Investitionen in nachhaltige Technologien ebnet.

Wohin die Milliarden fließen müssen

Die berechneten fünf Billionen US-Dollar verteilen sich vor allem auf Infrastruktur und Energie. Rund 40 Prozent sind für erneuerbare Energie vorgesehen, die für synthetische Kraftstoffe und alternative Antriebe benötigt wird. 38 Prozent entfallen auf den Ausbau der SAF-Produktion. Weitere 16 Prozent betreffen CO2-Abscheidung und Elektrolyseure (elektrochemische Geräte, die mit elektrischem Strom Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen), während lediglich sechs Prozent für Flugzeuge der nächsten Generation eingeplant sind.

Die Modernisierung der Flotten bleibt dennoch wichtig. Das Durchschnittsalter der Flugzeuge liegt bei 15 Jahren, die Lieferzeiten moderner Modelle betragen bis zu sechs Jahre. Nachrüstungen könnten kurzfristig den Treibstoffverbrauch um etwa 20 Prozent senken, reichen aber nicht aus, um Netto-Null zu erreichen.

Wachsende Nachfrage verschärft Herausforderungen

Parallel zu technologischen Aufgaben wächst die globale Nachfrage nach Flugreisen weiter. Allianz Trade erwartet bis 2050 weltweit 12,4 Milliarden Passagiere. In Europa steigt das Aufkommen von 1,19 Milliarden im Jahr 2023 auf voraussichtlich 1,81 Milliarden. Latorre sieht darin "Freud und Leid zugleich": mehr Geschäft, aber größere Klimaherausforderungen.

Allianz Trade ist nach eigenen Angaben Marktführer im Kreditversicherungsgeschäft und Spezialist für Bürgschaften und Garantien, Inkasso sowie Schutz gegen Betrug oder politische Risiken. Das Unternehmen ist in rund 40 Ländern vertreten und beschäftigt 5.800 Mitarbeiter weltweit.

Christian Schmicke

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