Landstrom für Kreuzfahrtschiffe ab 2027 in Hamburg Standard
Der Hamburger Hafen macht ab 2027 die Nutzung von Landstrom für Kreuzfahrtschiffe verpflichtend – drei Jahre vor Inkrafttreten der entsprechenden EU-Vorgabe. Die Hansestadt reagiert damit auf Umwelt- und Akzeptanzfragen, die seit Jahren rund um den Kreuzfahrtbetrieb diskutiert werden.
HPA
Ab 2026 steht an allen Hamburger Cruise-Terminals eine Landstrom-Infrastruktur zur Verfügung
Die Pflicht betrifft alle Schiffe, die technisch dazu in der Lage sind, ihre Energieversorgung während der Liegezeit vom Land aus zu beziehen. Bislang ist das freiwillig – rund zwei Drittel der landstromfähigen Kreuzfahrtschiffe nutzen das Angebot jedoch bereits regelmäßig.
Infrastruktur an allen Terminals bis 2026
Die Voraussetzungen für die verbindliche Nutzung werden schrittweise geschaffen. Bereits jetzt stehen Landstromanschlüsse an den Terminals in Altona und Steinwerder zur Verfügung. Im Lauf des kommenden Jahres soll auch das neue Terminal in der Hafen-City entsprechend ausgestattet und in den Testbetrieb überführt werden. Ab 2026 soll die Infrastruktur an allen Hamburger Kreuzfahrtterminals einsatzbereit sein.
Die Hamburg Port Authority (HPA) arbeitet nach eigenen Angaben eng mit den Reedereien zusammen. Verträge zur Landstromnutzung bestehen unter anderem mit Aida Cruises, MSC Cruises, TUI Cruises, Norwegian Cruise Line, Phoenix Reisen und Fred Olsen Cruises.
Akzeptanz bei Reedereien hoch
"Die Nutzung wird bereits heute umfangreich wahrgenommen", heißt es von der HPA. Man gehe davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt und neue Schiffe künftig grundsätzlich landstromfähig gebaut werden. Die technische Zertifizierung der Schiffe erfolge jeweils einzeln.
Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) betont, die neue Pflicht solle auch der gesellschaftlichen Akzeptanz des Kreuzfahrtgeschäfts dienen. Dieses solle wachsen – aber dabei die Umwelt weniger belasten.
Lob und Kritik
Der Naturschutzbund (Nabu) Hamburg begrüßt die geplante Verpflichtung. Sie sei gut für Klima, Gesundheit und Natur. Der Nabu sieht darin einen Erfolg jahrelanger Arbeit von Umweltverbänden. Auch aus der Politik kommt Zustimmung. Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft, bezeichnet die Maßnahme gegenüber dem NDR als grundsätzlich richtig – wenngleich sie aus seiner Sicht zu spät erfolge. Kreuzfahrtschiffe hätten über Jahre hinweg einen "Schadstoffteppich" über der Stadt hinterlassen, kritisierte er.
Trotz der vorgezogenen Regelung befürchtet der Senat keine Abwanderung von Reedereien. Laut Leonhard ist mit negativen wirtschaftlichen Auswirkungen nicht zu rechnen. Zwar sei Landstrom derzeit teurer als der Betrieb der bordeigenen Generatoren, dennoch zeige die hohe freiwillige Nutzungsquote, dass die Regelung umsetzbar sei.
Christian Schmicke