Lufthansa-Chef schlägt Brexit-Alarm
Nach Einschätzung von Carsten Spohr wird die EU im Zuge der Brexit-Verhandlungen eine harte Gangart gegenüber Großbritannien einschlagen. Das berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg". Spohr meint, Frankreichs Präsident Francois Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel würden im Zuge des Austritts Großbritanniens aus der EU keine Sonderregelungen für die Luftfahrtbranche zulassen. "Das wird nicht passieren, da bin ich mir recht sicher, nachdem was ich höre aus Paris, Berlin und Brüssel", so Spohr. "Brexit means Brexit".
Wie "Bloomberg" unter Berufung auf "informierte Kreise" mitteilt, vertritt auch das Verkehrsministerium die Auffassung, dass mit einem Brexit das Single-European-Sky-Abkommen mit den Briten neu verhandelt werden muss. Ein Vertreter des Verkehrsministeriums habe sich in einer internen Ausschusssitzung des Parlaments entsprechend geäußert. Auch nach Einschätzung des Bundesverbandes der deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL dürfte der Brexit zahlreiche Abkommen und Vereinbarungen mit den Briten im Luftverkehrsbereich aushebeln. Großbritannien werde aus dem Single European Sky genauso wie aus dem Open Sky herausfallen, da das Königreich "zwangsläufig" den liberalisierten EU-Luftverkehrbinnenmarkt verlasse, erklärt der Verband. Nicht mehr anwendbar seien auch bestehende Regelungen zur Betriebsgenehmigung, Passagierrechten, Emissionshandel und Luftsicherheit.
Die britischen Airlines plädierten zwar dafür, dass an den bestehenden Regelungen unverändert festgehalten werde, meint Spohr. Die Regierungen und auch die EU-Kommission würden bei dem Versuch, so zu tun, als "sei gar nix passiert", aber nicht mitmachen. "Man wird auch in Zukunft nonstop von London nach Frankfurt fliegen können". Dies sei aber voraussichtlich nur mit "Staffelungen und Übergangsperioden" möglich. Denn es werde für die Regierungen "unmöglich" sein, innerhalb der für den Brexit vorgesehenen Zeitspanne von zwei Jahren die dafür erforderlichen neuen bilateralen Abkommen zu schließen.
Fluggesellschaften aus Großbritannien hatten bereits in den vergangenen Wochen damit geliebäugelt, ihre Zentralen und auch die Mehrheit ihrer Aktienanteile in die EU zu verlagern, um beispielsweise die Berechtigung, zwischen europäischen Flughäfen zu verkehren, nicht zu verlieren.