Lufthansa will Wachstum drosseln und Ticketpreise anheben
Nachdem der Gewinn in den ersten neun Monaten im Vorjahresvergleich um sechs Prozent auf 1,74 Milliarden Euro sank, strafte die Börse Lufthansa mit Abschlägen von bis zu acht Prozent ab. Gründe für die Einbußen sind höhere Treibstoffpreise, aber auch zusätzliche Kosten für Verpätungen und Flugausfälle. Lufthansa will darauf mit gebremster Kapazitätsausweitung reagieren und spätestens im nächsten Jahr die Ticketpreise erhöhen.
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So schnell kann’s gehen. Noch zum Jahreswechsel bewegte sich der Kurs der Lufthansa-Aktie bei rund 31 Euro. Der Kranich war zum Börsenliebling geworden, wozu sowohl die scheinbar ungebremsten Wachstumsperspektiven nach der Pleite von Airberlin als auch der noch günstige Kerosinpreis kräftig beitrugen.
Zehn Monate später sieht die Sache anders aus. Nachdem Airline-Chef Carsten Spohr in seiner Neun-Monats-Bilanz zehn Prozent weniger Gewinn in den Sommermonaten und geringere Umsätze als erwartet verkünden musste, rauschte der Aktienkurs zeitweise um knapp acht Prozent in den Keller und stabilisierte sich schließlich bei knapp 17,50 Euro. Damit hat der Titel seit dem Jahresbeginn rund 40 Prozent seines Wertes eingebüßt.
Hohe Kosten für Treistoff und Entschädigungen
Zwischen beiden Terminen liegen ein veritabler Chaossommer und ein Anstieg der Rohölpreise von knapp über 60 auf zeitweise fast 85 Dollar pro Barrel. "Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Kostenanstieg von mehr als einer Milliarde Euro allein durch Treibstoffkosten und Sonderbelastungen durch Flugausfälle und Verspätungen", sagt Spohr. Dennoch habe Lufthansa mit 2,4 Milliarden Euro das zweitbeste Neun-Monats-Ergebnis in der Firmengeschichte erzielt.
Flugzeugbetankung: die Kersoinpreise sind im Jahresvergleich kräftig gestiegen – Foto: iStock/Chalabala
Unter Druck stehen vor allem die Erträge bei der Tochter Eurowings. Insbesondere durch Einmalkosten von 170 Millionen Euro für den Abschluss der Integration von Teilen der Airberlin als auch durch zusätzliche Kosten für Flugverspätungen und -ausfälle sei das Ergebnis von Eurowings in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 210 Millionen Euro zurückgegangen. Unter de, Strich standen 65 Millionen Euro Verlust.
Infrastruktur muss dem Wachstum standhalten
Während er auf die mittlerweile wieder leicht gesunkenen Treibstoffpreise keinen Einfluss hat, will Spohr aus den anderen Erfahrungen Lehren ziehen. Zum einen durch eine gedrosselte Kapazitätsplanung. "Das Wachstum im Luftverkehr muss künftig stärker die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur am Boden und in der Luft berücksichtigen", sagt der Lufthansa-Chef. Für den Winter 2018/2019 würden laut Markterwartung die Airlines in Deutschland ihre Kapazitäten um über zehn Prozent ausbauen – weiterhin angetrieben durch das Ausscheiden von Airberlin. Die Airlines der Lufthansa Group wollen hingegen nur um acht Prozent wachsen. Und im nächsten Sommer werde das Kapazitätswachstum dann nochmals auf 3,8 Prozent reduziert.
Hoffnung auf steigende Preise
Nicht zuletzt wolle Lufthansa "mit Kapazitätsdisziplin die Profitabilität unserer Airlines sichern", versichert Spohr. Angesichts der deutlich gestiegenen Treibstoffkosten müssten die Flugpreise wieder steigen. „Spätestens ab 2019“ sei mit höheren Ticketpreisen zu rechnen, so der Airline-CEO.
Christian Schmicke