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5. September 2017 | 12:47 Uhr
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Nabu und Kreuzfahrtverband Clia streiten über Umweltbilanz

Zum siebten Mal hat der Naturschutzbund Nabu sein „Kreuzfahrt-Ranking“ zur Umweltbilanz von Kreuzfahrtschiffen veröffentlicht. Wie in jedem Jahr kritisiert die Organisation die Kreuzfahrtreedereien auch diesmal scharf. Kein einziges Kreuzfahrtschiff in Europa sei aus Umweltsicht uneingeschränkt empfehlenswert, urteilt die Organisation. Am besten schnitten noch Tui und Hapag-Lloyd Cruises ab, weil sie immerhin Stickoxidkatalysatoren verwendeten. Große Reedereien wie Costa, MSC  und Royal Caribbean ließen dagegen "keinerlei relevante Aktivitäten zum Schutz von Umwelt und Gesundheit“ erkennen.

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Besonders hart geht der Nabu mit Aida Cruises ins Gericht. Ebenso wie das Schwesterunternehmen Costa habe die Reederei "medienwirksam Investitionen in Abgassysteme angekündigt, ohne diese dann umzusetzen“. Auch über ein Jahr nach der Indienststellung sei bei der "Aida prima" kein Abgasfilter im Einsatz. Die Reederei geht auf Anfrage von Gloobi.de nicht auf den Vorwurf ein. Sie verweist lediglich darauf, dass vom nächsten Jahr an mit der "Aida nova"das weltweit erste Schiff zum Einsatz komme, das mit dem Flüssiggas LNG betrieben wird. Dadurch würden die Emissionen von Feinstaub und Schwefeloxiden fast vollständig vermieden und die Emission von Stickoxiden um bis zu 80 Prozent gesenkt.

Verschleierungstaktik? Kein gutes Haar lässt der Nabu auch an der Informationspolitik der Kreuzfahrtindustrie. So habe "keine einzige Kreuzfahrtreederei auf die schriftlichen Fragebögen" des Verbandes geantwortet. Stattdessen habe der Branchenverband Clia "unaufgefordert ein allgemein gehaltenes Schreiben“ geschickt, das "keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Schiffe der Mitgliedsunternehmen“ erlaube. Das sei "eine bewusste Verschleierungstaktik, mit dem Ziel, sich durch Intransparenz und Dialogverweigerung aus der Verantwortung zu ziehen“, sagt Dietmar Oeliger Leiter Verkehrspolitik beim Nabu. Der Kreuzfahrtverband erklärt dagegen, er habe "alle relevanten Daten zu den eingesetzten Umwelttechnologien und Maßnahmen der Clia-Mitgliedsreedereien in einer Tabelle aufgeführt und veröffentlicht". So schaffe die Kreuzfahrtbranche "größtmögliche Transparenz“, heißt es. Die Übersicht sei "für jedermann im Internet einsehbar und wird regelmäßig aktualisiert“. Das ist durchaus richtig. Allerdings trifft auch der Vorwurf des Nabu zu, dass die Tabelle keine Rückschlüsse auf einzelne Schiffe zulässt, sondern lediglich eine Gesamtbilanz erstellt.

Verband verweist auf Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. In anderen Punkten widersprechen die Darstellungen des Nabu und des Kreuzfahrtverbandes einander ebenfalls. So betont die Clia, jedes der im Ranking aufgeführten Schiffe erfülle die gesetzlichen Vorgaben und ergreife zusätzlich diverse Maßnahmen, um den Treibstoffverbrauch weiter zu reduzieren. Dazu zählten etwa reibungsärmere Rumpfbeschichtungen, Luftblasenteppiche unter dem Rumpf und optimierte Rumpfformen sowie optimierte Fahrpläne und Fahrgeschwindigkeiten, um Treibstoff einzusparen. Den Fokus allein auf den verwendeten Brennstoff oder die Filtertechnologien zu legen, greife bei der Bewertung eines Kreuzfahrtschiffs in puncto Umweltschutz zu kurz, heißt es. Zudem seien die vom Nabu geforderten Filter für große Schiffsmotoren, die Ultrafeinstaub aus Abgasen herausfiltern könnten, derzeit noch nicht einsatzreif.

Landstrom gewinnt langsam an Bedeutung. Auch in puncto Umweltbelastung für die angelaufenen Städte fährt der Nabu schweres Geschütz auf. So habe man etwa in Hamburg „Feinstaubwerte gemessen, die 20mal höher lagen als am Stuttgarter Neckartor während des Feinstaubalarms“. Dies gehe zu einem großen Teil auf das Konto der Schiffsschlote. „Weil die Reeder die Investition in Abgastechnik scheuen, filtern nun die Lungen der Anwohner die Abgase und zahlen das mit ihrer Gesundheit“, klagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim Nabu Hamburg. Die Clia verweist darauf, dass es "das erklärte Ziel der Kreuzfahrtindustrie“ sei, "ihren Teil zu einer besseren Luftqualität in den Hafenstädten beizutragen“. Allerdings könne nicht von einer "massiven Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe" gesprochen werden, da diese mit rund drei Prozent nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Hafenemissionen zum Beispiel in der deutschen Kreuzfahrtmetropole Hamburg ausmachten. Zudem werde mittlerweile bei fast 30 Prozent der Schiffsanläufe von Kreuzfahrtschiffen im Hamburger Hafen während der Liegezeit Landstrom aus dem öffentlichen Netz genutzt, erklärt Clisa-Deutschland-Chef Helge Grammerstorf.

Christian Schmicke

 

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