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18. September 2018 | 19:41 Uhr
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Pauschalreise als Auslaufmodell?

Ist die Pauschalreise ein Auslaufmodell? Wenn sie sich nicht grundlegend wandelt, vermutlich ja, lautet das Fazit, das Georg Ziegler, Director Brand, Content & Community bei Holidaycheck, auf der Basis einer qualitativen Befragung unter Millennials zieht. Ziegler erlkärte bei einem Kongress der touristischen Fachzeitschrift "FVW", die Erwartungen der jüngeren Generation seien mit den klassischen Versprechungen der Pauschalreise nicht mehr vereinbar. Viele von ihnen assoziierten bereits mit dem Begriff faule und dicke Menschen sowie Goldkettchenträger. Ein Befund übrigens, der auch vielen Vertretern der 68er- und Nach-68er-Generationen nicht ganz fremd sein dürfte.

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"Kindergarten für Erwachsene"

Jedenfalls präsentiert sich das Image der Pauschalreise in der Jahrtausendwende-Altersgruppe geradezu verheerend. "Fremdbestimmung", "Gefängnis", "Kindergarten für Erwachsene", "Massenabfertigung", "starre Vorgaben", zum Beispiel zu den Mahlzeiten, und fehlende Privatsphäre sind nur einige der Kritikpunkte der Jungen an der Cash-Cow der Tourismusbranche.

Auch All-inclusive kommt bei den Millennials nicht gut weg. Aus der Tatsache, dass man im Voraus schon vollumfängliche Verpflegung gebucht habe, ergebe sich eine Art Konsumzwang, so das nachvollziehbare Argument. Die junge Generation wolle nur für das zahlen, was sie auch nutze und ihre tage inklusive der Mahlzeiten individuell und spontan gestalten, sagt Ziegler.

Eher Verlegenheitslösung

Wenn überhaupt, würden Pauschalreisen erst mit steigendem Alter in Erwägung gezogen, bei Reisen mit den Eltern und in Situationen, in denen die Interessen der Reiseteilnehmer auseinander gingen. Das alte Argument, wenn die jungen Leute erst einmal Eltern seien, ließen sie sich wie ihre Eltern ohne weiteres in standardisierte Großhotels mit Kinderbetreuung und Wasserrutsche locken, zieht nicht mehr. Und die Sicherheitsversprechungen der Industrie reichten bei einer zunehmend reiseerfahrenden Generation längst nicht mehr als Argument für den Kauf von Standardware aus.

Widersprüchliche Erwartungen

Die Reisewünsche der Millennials zielten auf Reisen statt nur Urlaub, Selbstbestimmung, Authentizität und Flexibilität ab, erläutert Ziegler. Dabei sei auch eine gewisse Widersprüchlichkeit erkennbar. Einerseits wollten die jungen Reisenden eine Art Pioniergefühl erleben, andererseits ziehe es viele nach erlebtem Abenteuer abends wieder in die bequeme Unterkunft. Außerdem müssten Reiseerlebnisse heute Instagram-fähig sein, damit man sie teilen könne. Zudem spiele das Thema Freunde sowohl im Social-Media-Bereich als auch auf der Reise selbst eine wichtige Rolle.

Ist das Aus für die Pauschalreise damit mittelfristig also besiegelt? Nicht zwangsläufig, glaubt der Holidaycheck-Manager. Anbieter, denen es gelinge, Hotels mit Boutique-Charakter, lokalen Flair, jede Menge Flexibilität im Tagesablauf und aktuelle Mobilitätskonzepte inklusive öffentlichen Verkehrsmitteln und Fahrrädern einzubinden, hätten eine Chance. Das ist für Verfechter der Skalenökonomie und so manche Urlaubsorte, die in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts als Retorten entstanden sind, keine gute Nachricht. Ein grundlegender Abgesang auf die Bündelung von Leistungen zu nachfragegerechten Urlaubsangeboten ist es aber auch nicht.

 Christian Schmicke

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