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4. Juni 2020 | 07:00 Uhr
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Reisebranche hat viel Vertrauen verspielt

Das war unter den Gesprächsteilnehmern Konsens beim Journalisten-Talk im Rahmen des E-Networkings des Travel Industry Clubs und Reise vor9. Große Veranstalter, Verbände und Airlines hätten durch die Rückerstattungs- und Gutscheindebatte sowie mangelnde Kundeninformation ihr wichtigstes Gut aufs Spiel gesetzt, so die Einschätzung.

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Die Gutscheindebatte hat bei Kunden viel Vertrauen gekostet, sagen Journalisten namhafter Medien

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An der Diskussion, die von Reise-vor9-Chefredakteur Thomas Hartung moderiert wurde, nahmen „Spiegel“-Redakteurin Antje Blinda, „FAZ“-Redakteur Timo Kotowski, „Handelsblatt“-Journalist Christoph Schlautmann, „Stern“-Autor Tim Bartels, „RTL“-Reisereporter Ralf Benkö und „FVW“-Chefredakteur Klaus Hildebrandt teil.

Die ganze Diskussion können Sie sich hier anschauen:

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„Stern“-Mann Bartels beklagte, dass berechtigte Interessen der Kunden, etwa, über den Status ihrer gebuchten Reisen informiert zu werden und geleistete Anzahlungen nach Reiseabsagen zurückzuerhalten, ignoriert worden seien. „Handelsblatt“-Redakteur Schlautmann bezeichnete das Vorgehen von Veranstaltern und Airlines in den ersten Wochen der Krise als Durchsetzung von „Faustrecht“ und „FAZ“-Autor Kotowski sagte, vor allem die Weigerung der Airlines, Partnern und Kunden ihr Geld zurückzugeben, mache ihn „ratlos“. „RTL“-Reporter Benkö beschrieb die Glaubwürdigkeitsthematik bei Fluggesellschaften angesichts ignorierter Rückzahlungspflichten und zahlreicher Airline-Pleiten ohne geregelte Kundengeldabsicherung als „Fall ins große Loch“.

Mittelstand schlägt sich besser als Konzerne

Fachjournalist Hildebrandt bestätigte, dass sich vor allem die großen Veranstalter nicht durch aktive Kommunikation hervorgetan hätten und machte dafür die „großen Zwänge“ verantwortlich, unter denen vor allem börsennotierte Konzerne wie TUI oder auch die Lufthansa litten. Kleinere und mittelständische Unternehmen der Reisebranche hätten sich dagegen in vielen Fällen durch eine aktive, offene Kommunikation mit ihren Kunden ausgezeichnet.

Hildebrandt war es auch, der den schnellen Verfall brancheninterner Solidarität im Zuge der Corona-Pandemie beklagte und das Durcheinander von Hilfsforderungen und gegenseitigen Anschuldigungen als „Kakophonie“ bezeichnete. Bartels unterstrich, das Hervortreten von Partikularinteressen sei in der Krise schnell deutlich geworden. Jeder habe nur noch die eigene akute Notlage im Blick gehabt, kritisierte auch „Spiegel“-Redakteurin Blinda.

Veranstalter beweisen Lernfähigkeit

„FAZ“-Mann Kotowski billigte den Veranstaltern im Hinblick auf die Rückzahlung von Kundengeldern immerhin Lernfähigkeit zu. Mittlerweile bemühe sich ein erheblicher Teil, seine Hausaufgaben zu erledigen. Allerdings habe die monatelange, auch von Verbänden wie dem DRV in den Vordergrund geschobene Debatte um die sogenannten Zwangsgutscheine viel Zeit gekostet: „Jetzt sind wir diesbezüglich wieder am Ausgangsort“, sagte er.

Ob die Branche mit einer Stimme sprechen könnte und müsste, blieb unter den Diskutanten umstritten. Hildebrandt erklärte einheitliche Botschaften zur Pflichtaufgabe, um die Lobby zu stärken. Schlautmann hielt dagegen, dazu seien die Interessen von Reisebüros, Veranstaltern und Hotellerie in vielen Punkten zu unterschiedlich.

Pauschalreise am Scheideweg

Sehr heterogen präsentierten sich auch die Prognosen der Journalisten, wie gut der Branche der Neustart gelingen werde. Benkö, Bartels und Schlautmann zeigten sich angesichts des diagnostizierten Vertrauensverlustes der Kunden skeptisch, ob Pauschalreisen weiter als sichere Bank für sorglosen Urlaub wahrgenommen würden. Blinda sah dagegen selbst bei den im Zuge der Pandemie gebeutelten Kreuzfahrten Potenzial und berief sich im Talk auf eine insgesamt ermutigende Buchungslage. Zudem sei so ein Schiff ein „kontrollierbares Umfeld“.

Dem ansonsten skeptischen „Stern“-Redakteur Bartels blieb es vorbehalten, der Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass die Corona-Krise immerhin umwelt- und klimapolitische Aspekte voranbringen könnten. Er hoffe, dass statt Masse und Preiskämpfen die Qualität stärker in den Mittelpunkt rückten und das Thema Umwelt dabei „mitgedacht“ werde, sagte er.

Christian Schmicke

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