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12. Juli 2021 | 16:19 Uhr
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Tauziehen um Corona-Restriktionen und Inzidenz

Bei der Bundesregierung kündigt sich eine Abkehr von der ausschließlichen Orientierung corona-bedingter Maßnahmen an der Sieben-Tage-Inzidenz an. Welche Auswirkungen das auf Reisen hat, bleibt zunächst unklar. Angesichts steigender Infektionszahlen in vielen Ländern stehen erste Forderungen nach verschärften Quarantäneregeln und Reiseverboten im Raum.

Corona-Konflikt

Welche Infektionszahlen sind angesichts wachsender Impffortschritte verkraftbar? Die Meinungen gehen auseinander

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Die Bundesregierung wolle eine möglicherweise drohende Rückkehr zur sogenannten Bundesnotbremse bei steigenden Infektionszahlen nicht mehr automatisch an einen Wert der Sieben-Tage-Inzidenz knüpfen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag laut "Tagesschau". Man werde dies in Abhängigkeit der Fallzahlen, der Fortschritte beim Impfen und der wissenschaftlichen Einschätzung entscheiden. Der Zusammenhang zwischen Fallzahlen und etwa der Zahl der Intensivpatienten habe sich „möglicherweise verändert“, so Seibert. Deshalb sollen künftig weitere Daten stärker berücksichtigt werden.

Das Bundesgesundheitsministerium gab bekannt, dass Kliniken künftig mehr Details zu Covid-19-Fällen melden sollten. Neben der Belegung von Intensivstationen müssten alle Krankenhauseinweisungen wegen Corona übermittelt werden, zuzüglich Alter, Art der Behandlung und Impfstatus der Patienten. Eine entsprechende Verordnung dazu solle zügig auf den Weg gebracht werden.

Uneinigkeit über Aussagekraft

Darüber, wie die aktuelle Infektionslage zu bewerten ist und welche Konsequenzen daraus abgeleitet werden sollen, sind die Auffassungen sehr unterschiedlich. So führen Vertreter von Wirtschaftsverbänden an, dass angesichts einer hohen Impfquote das Risiko schwerer Erkrankungen auch bei steigenden Infektionszahlen nicht so stark ansteige. BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang sagte nach Angaben des "Spiegel", die Inzidenz dürfe nicht mehr das Maß aller Dinge sein. Die Politik müsse "mit Blick auf Testpflichten, Hygiene-, Impf- und Einreiseregelungen evidenzbasiert vorgehen", erklärte er. Für den Wiederaufschwung der Wirtschaft seien Planbarkeit und Verlässlichkeit entscheidende Stellschrauben.

Andere Stimmen warnen indes davor, dass angesichts massiv steigender Infektionszahlen in wichtigen Reiseländern neue Infektionsgefahren durch Reiserückkehrer auf Deutschland zukommen könnten. So forderte der Virologe Alexander Kekulé laut "Redaktionsnetzwerk Deutschland“ nun eine fünftägige Quarantäne für Einreisende ohne vollen Impfschutz. Auf Twitter schrieb er: "Um die niedrige Inzidenz zu halten, brauchen wir jetzt für ungeimpfte Einreisende aus fast allen Urlaubsländern fünf Tage Quarantäne plus anschließende PCR.“

Reisen nur noch für Geimpfte?

Insgesamt wächst der Druck, beim Thema Reisen eine stärkere Differenzierung zwischen geimpften und ungeimpften Reisenden vorzunehmen. So forderte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Rheinland-Pfalz, Peter Heinz, am Wochenende massive Freiheitseinschränkungen für Ungeimpfte: "Die Nicht-Geimpften haben nicht die Freiheit, ihre Maske abzulegen. Sie dürfen nicht ins Stadion, nicht ins Schwimmbad und nicht ohne Maske im Supermarkt einkaufen. Und man darf Ungeimpften und jenen mit nur einer einfachen Impfung nicht mehr gestatten, in den Urlaub zu fahren", sagte er gegenüber der "Rhein-Zeitung“.

Nicht nur in Deutschland, auch europaweit fehlt ein Konsens zur richtigen Einschätzung der Lage. So reagierten Regierungspolitiker in Spanien mit Unverständnis auf die Einstufung als Risikogebiet durch das Robert-Koch-Institut. In dem Land, dessen Sieben-Tage-Inzidenz auf 100.000 Einwohner mittlerweile bei 220 liegt und das daher bald als Hochinzidenzgebiet eingestuft werden könnte, hofft man auf eine Wende bei der Risikobewertung. Die Inzidenz sei nicht mehr die wichtigste Zahl, nach der man die Risikolage bewerten sollte. Wichtiger sei die Lage des Gesundheitssystems und die akute Gefahr für Menschenleben. Die Impfkampagne habe diesbezüglich die Situation entspannt, zitiert die "Mallorca Zeitung" den Regierungssprecher der Balearen, Iago Negueruela.

Einschränkungen in Griechenland und Niederlanden

Dagegen reagieren die Niederlande, die zuvor auf Lockerungskurs waren, alarmiert auf den massiven Anstieg der Corona-Infektionszahlen. Seit Montag gelten dort nach zweiwöchiger Lockerung wieder schärfere Auflagen. So müssen Clubs und Diskotheken wieder komplett schließen. In einer Mitteilung auf ihrer Internetseite führt die niederländische Regierung die meisten Neuinfektionen auf das gemeinsame Feiern in der Clubszene oder auf Partys zurück. Auch Griechenland sieht sich gezwungen, auf das stärkere Infektionsgeschehen zu reagieren. Die Regierung beschloss jüngst ein Tanzverbot in Bars und Clubs für Urlauber und Einheimische.

Christian Schmicke

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