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8. August 2019 | 07:00 Uhr
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Warum TUI weiter auf gedruckte Kataloge setzt

In Großbritannien stampfte der Konzern kürzlich Pläne aus dem Jahr 2016 wieder ein, nach denen es dort ab 2020 keine Print-Kataloge mehr geben sollte. Auch in Deutschland steht ein Aus für die Werbemittel aus Papier vorerst nicht auf dem Plan. Deutlich weniger sollen es aber durchaus werden.

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2016 machte TUI in Großbritannien durch die Ankündigung auf sich aufmerksam, dass der Konzern dort von 2020 an keine gedruckten Kataloge mehr produzieren werde. Das Papier solle durch Technik ersetzt werden, erklärte der damalige TUI-Chef für Großbritannien und Irland, Nick Longman. Mehr noch: Longman unterstrich, das Geld für den Druck der Kataloge solle nicht eingespart, sondern in "neue Erlebnisse für die Kunden" investiert werden. Reisebüros könnten auch relevante Informationen für ihre Kunden ausdrucken, zudem sei ein Kundenmagazin geplant. Darüber hinaus könne der Informationsfluss über die konzerneigene App und die mobile Website erfolgen. Auch in Bewegtbilder solle mehr investiert werden.

Rückzug vom Rückzug

Von den hehren Plänen hat TUI UK neulich offiziell Abstand genommen. Der Konzern begründet die Kehrtwende mit neuen Ergebnissen seiner Marktforschung. Kataloge seien nach wie vor ein "wichtiges Element der 'customer journey'", heißt es nun. Diese Einschätzung teilt auf Anfrage von Reise vor9 auch TUI Deutschland. "Kataloge haben heute nicht mehr den Stellenwert wie vor 15 Jahren, aber überflüssig sind sie deshalb noch nicht. Gerade in Zeiten schneller, vielfältiger Massenkommunikation bieten gedruckte Kataloge Vorteile gegenüber dem Internet", teilt das Unternehmen mit. Natürlich seien die technikbasierten Kanäle aktueller und umfassender. Kataloge erfüllten aber nach wie vor ihre Rolle als "komprimierte und kuratierte Zusammenfassung, die Lust auf mehr wecken soll".

Mehr als 5.000 Tonnen CO2-Emission

Wieviele Kataloge TUI deutschland- oder konzernweit druckt, dazu macht das Unternehmen keine Angaben. Immerhin ist aber dem jüngsten Nachhaltigkeitsbericht der TUI Group zu entnehmen, dass die Katalogproduktion im vergangenen Jahr zum Ausstoß von 5.107 Tonnen CO2 geführt habe. Laut dem CO2-Kompensierer Carbon Connect entspricht eine Tonne CO2 dem Ausstoß einer Autofahrt über eine Strecke von knapp 5.000 Kilometern, dem Hin- und Rückflug eines Passagiers von Zürich nach Gran Canaria oder einer Zugreise über 20.000 Kilometer. Über 5.000 Tonnen CO2-Emission durch die Katalogproduktion sind also nicht wenig. Aber es sind laut TUI immerhin neun Prozent weniger als 2017, 23 Prozent weniger als 2015 und sogar zwei Drittel weniger als 2012. Für 2020 sieht der Plan eine weitere Reduzierung um 20 Prozent vor.

Weniger und dünner

Erreicht werden soll das sowohl durch dünnere als auch durch weniger Kataloge. "Was den Umfang betrifft, sind unsere Kataloge vor allem in der Mittelstrecke in der Vergangenheit dünner geworden“, erklärt eine Sprecherin. Zudem gehe der Trend „ganz klar hin zu Ganzjahreskatalogen", was zu einer deutlichen Papierreduktion führe. Die Auflage werde fortwährend optimiert und richte sich am Bedarf der Reisebüros und Kunden aus. Bedarf und Menge hätten in den vergangenen Jahren abgenommen. In der Wintersaison 19/20 produzierte TUI für den deutschen Markt 22 Kataloge, darunter 14 Ganzjahreskataloge. Zwölf von ihnen entfielen auf die Veranstaltermarke TUI.

Zwei Drittel der Veranstalter arbeiten noch mit Print-Katalogen

Professor Torsten Kirstges von der Jade Hochschule in Wilhelmshaven schätzt in seiner Studie über den deutschen Veranstaltermarkt, das hierzulande rund 160 Millionen Kataloge pro Jahr gedruckt werden. TUI habe im Jahr 2014 eine Gesamtauflage von 13 Millionen angegeben, Alltours bezifferte die Auflage 2015 auf 3,7 Millionen. Laut der Analyse veröffentlichen rund zwei Drittel der Veranstalter in Deutschland gedruckte Kataloge, und von diesen haben wiederum zwei Drittel nur einen oder zwei Titel im Angebot.

Christian Schmicke

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