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31. März 2020 | 16:18 Uhr
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Wer für und wer gegen Gutscheine ist – und warum

Der DRV preist sein Modell an, nach dem Veranstalter Kundengelder für abgesagte Reisen als Gutschein statt in bar erstatten könnten, als Ausweg, um der Branche Liquidität zu sichern. Andere wollen die Nöte von Veranstaltern und Reisebüros ebenfalls lindern, warnen aber vor einer Aushöhlung der Verbraucherrechte.

Geldmünzen

Gutschein oder Bargeld, lautet für die Touristik die Frage

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"Viele EU-Staaten haben Gutschein-Lösungen bereits umgesetzt, um die Liquidität in den Reisebüros und Reiseveranstalter zu halten. Sie sind uns hier ein großes Stück voraus. Der Politik in Deutschland empfehle ich dringend einen Blick über den Tellerrand: Was in unseren Nachbarländern bereits gut funktioniert, sollte auch bei uns möglich sein“, sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig. Damit wiederholt er erneut die Forderung des Verbandes, das geltende Recht für die Rückerstattung von Kundengeldern bei Veranstalterreisen, die nun wegen der Corona-Krise nicht stattfinden können, abzuändern. Kunden hätten dann nur noch Anspruch auf einen Gutschein in Höhe des angezahlten Betrages für eine künftige Reise.

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, steht dieser Lösung offenbar nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Zu viel mehr als der Aussage, dass die Bundesregierung dieses Instrument prüfe, ließ er sich allerdings in einem ARD-Interview Ende vergangener Woche nicht hinreißen. Wenn es zu einer Gutscheinlösung komme, müssten diese abgesichert werden, damit der Kunde im Fall einer Insolvenz des Veranstalters nicht geschädigt werde, fügte er noch hinzu.

Verbraucherschützer klar gegen Gutscheinverflichtung

Klaus Müller, Vorstand des Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands VZBV, hat dagegen eine klare Haltung zu dem Thema. "Die Bundesregierung muss Pauschalreisende in der Corona-Krise schnell und fair absichern", sagt er. Die verpflichtende Annahme von Reisegutscheinen, wie sie die Reisebranche derzeit fordere, sei aber keine gute Lösung. "Falls Reiseanbieter Pleite gehen, wären solche Gutscheine nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Dann müsste wohl erneut der Steuerzahler einspringen, wie bereits bei der Insolvenz von Thomas Cook“, fürchtet der oberste Verbraucherschützer.

Dabei hat Müller für die Nöte der Branche durchaus Verständnis. "Eine gute Lösung wäre ein Absicherungsfonds, der sicherstellt, dass die Verbraucher ihre Vorauszahlungen zurückerstattet bekommen, gleichzeitig die Reiseunternehmen aber in dieser schwierigen Situation liquide bleiben", so der VZBV-Chef. Die Bundesregierung solle diesen Fonds "zügig über ihren Nachtragshaushalt aufsetzen“.

Grüne befürworten Stützungsfonds

In eine ähnliche Richtung geht der Vorschlag des tourismuspolitischen Sprechers der Grünen im Bundestag, Markus Tressel. "Reisebüros und Veranstalter stehen nicht nur vor hundertprozentigen Einnahmeausfällen und dem Ausfall der Sommersaison, sondern vor einem erheblichen – im Reiserecht begründeten – Mittelabfluss", erklärt er. Darauf müsse die Politik reagieren. Die Lösung könne allerdings "nicht darin bestehen, jetzt Verbraucherschutzstandards zu reduzieren und das Problem auf die Endkunden zu verlagern".

Vielmehr müsse der Bund "die Reisebranche stützen, damit Vermittler und Veranstalter ihre Verpflichtungen einhalten können, ohne daran wirtschaftlich zu zerbrechen". So solle die Bundesregierung "im Rahmen der verabschiedeten Hilfspakete eine besondere Unterstützung für die Reisewirtschaft ermöglichen“. Damit sollten "nach Möglichkeit als Einnahme entfallene Provisionen für diejenigen Reisen kompensiert werden, die vor dem Inkrafttreten der weltweiten Reisewarnung gebucht wurden und nun zur Rückzahlung anstehen".

Dazu müsse die Bundesregierung mit langfristigen Darlehen aus den Mitteln der verabschiedeten Programme und mit Hilfe der KfW sowie der Hausbanken die bis Ende April zurückgezahlten Kundengelder refinanzieren. Zudem solle die Regierung eine Nothilfe auch für Unternehmen zwischen elf und 50 Mitarbeitern prüfen, da ein großer Teil der Reisewirtschaft mittelständisch geprägt sei.

Breite Unterstützung für Fondslösung

Ein Vorschlag von Michael Buller, Vorstand des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR), hatte Ende vergangener Woche einen Fonds angeregt, in den Veranstalter und Reisemittler die Rückzahlungen an ihre Kunden auslagern könnten. Grundsätzlich unterstützt der VIR damit die Stoßrichtung des VZBV und des Vorschlags des Bundestagsabgeordneten Tressel. 

Der Reisebüroverband VUSR hält Gutscheine seit geraumer Zeit nicht mehr für sinnvoll, nachdem er den Lösungsansatz zunächst unterstützt hatte. „Gutscheine anstelle von Bargeld ist keine Lösung“,  so die Vorsitzende Marija Linnhoff. „Es kann nicht angehen, dass Gutscheine als Allheilmittel für die Kunden und Reisebüros sowie den Schutz der Verbraucher angesehen werden.“ Diese Variante sei „definitiv nicht das richtige und adäquate Mittel zur Lösung der Liquiditätsprobleme einiger Reiseveranstalter und Airlines“.

Die Erkenntnis, dass die von Verbraucherschützern kritisierte Gutscheinvariante nicht die einzige Möglichkeit ist, um Veranstalter und Reisebüros vor einem massiven Mittelabfluss zu schützen, hat sich offenbar herumgesprochen. "Der Barauszahlungsanspruch der Kundengelder muss sofort durch eine Gutscheinlösung analog den Beispielen im europäischen Ausland oder durch eine Notfonds-Lösung ersetzt werden", heißt es jedenfalls in einem gemeinsamen Brandbrief von 29 touristischen Verbänden und Unternehmen an die Bundesregierung.

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