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6. August 2018 | 06:00 Uhr
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Wie Intrepid Travel zum Milliarden-Unternehmen werden soll

Intrepid Travel wurde 1989 von Geoff Manchester und Darrell Wade gegründet, auf ihren ersten Touren führten sie Gäste nach Thailand. Seit gut einem Jahr ist James Thornton, zuvor Managing Director, CEO des mittlerweile weltweit operierenden Veranstalters. Reise vor9 sprach mit ihm über Ziele, Herausforderungen und den Stellenwert einer Zertifizierung, der sich der Veranstalter unterzogen hat.

Das Gespräch führte Christian Schmicke

Intrepid Travel hat sich als B-Corproration zertifizieren lassen. Können Sie uns kurz erklären, was das ist?Thornton: Eine B-Corp ist, vereinfacht gesagt, mit dem Fair-Trade-Siegel in der Konsumgüterindustrie vergleichbar. Die Zertifizierung bescheinigt uns, dass nicht der Gewinn als Selbstzweck im Mittelpunkt unseres Handelns steht, sondern das Bestreben, positive Effekte für unsere Mitarbeiter, unsere Partner, unsere Kunden und die Umwelt zu erreichen.

Es gibt viele Zertifizierungen, die diesen Anspruch erheben. Warum habe Sie diese ausgesucht?Weil sie den Unterschied macht zwischen einem großartigen Unternehmen und einem, für das Nachhaltigkeit im wesentlichen ein Marketingthema ist. Die Zertifizierung war ein dreijähriger Prozess, mit dem 40 Leute in unserem Unternehmen durchgehend beschäftigt waren. Alle 23 Niederlassungen, die zu Intrepid Travel gehören, mussten darin einbezogen werden, und sie wurden in Sachen soziale Verantwortlichkeit, Umweltfreundlichkeit und Transparenz auf Herz und Nieren geprüft. Das war schon ein großer Akt.

Viele Konzernchefs werden angesichts der These, dass Profit kein Selbstzweck ist, zwar verständnisvoll mit dem Kopf nicken – aber die meinen vermutlich etwas anderes als sie.Das ist wahr. Bis wir uns vor drei Jahren von Tui gelöst haben, ging es bei uns auch hauptsächlich um den Gewinn. Der entscheidende Punkt ist aber, dass eine sinnstiftende Unternehmensphilosophie keineswegs dazu führt, dass man nichts mehr verdient. Im Gegenteil: Wenn man davon überzeugt ist, das Richtige zu tun, spüren das auch die Kunden und der Erfolg wächst.

Ihre Reisegruppen sind überwiegend in ärmeren Ländern unterwegs, die von großer sozialer Ungleichheit geprägt sind. Was tun Sie konkret, um dort etwas zu verbessern?Richtig, 90 Prozent unserer Gäste reisen in solchen Ländern. Dass wir kleine landestypische Unterkünfte und Restaurants wählen, öffentliche Verkehrsmittel bevorzugen, auf faire Arbeitsbedingungen bei unseren Partnern und Dienstleistern achten und die Begegnung mit den Menschen vor Ort suchen, gehört dazu. Das tun andere zugegebenermaßen auch. Manchmal muss man aber noch ein wenig darüber hinaus gehen.

Was meinen Sie?Um ein Beispiel zu nennen: In Indien hatten wir noch vor zwei Jahren keinen einzigen weiblichen Tourguide, und es bewarben sich auch keine Frauen dafür. Also haben wir unseren Regional Manager vor Ort losgeschickt, um aktiv um weibliches Personal zur Führung unserer Gruppen zu werben. Ein Jahr später waren schon elf unserer 66 Tourguides vor Ort weiblich. Und mittlerweile sind es 22.

Ist Wachstum bei all dem ein Thema für Sie?Oh ja. Wir wollen das erste nachhaltige Reiseunternehmen mit einem Milliardenumsatz werden. Wir nennen dafür zwar keine konkrete Jahreszahl. Aber wir sind mittlerweile bei 400 Millionen Dollar Jahresumsatz angelangt und sind im vergangenen Jahr um 17 und im Jahr davor um 16 Prozent gewachsen. Wenn sich das fortsetzt, wovon wir überzeugt sind, werden wir unser Ziel in einigen Jahren erreicht haben.

Die Konkurrenz in Ihrem Geschäftssegment wächst. Auch im deutschen Markt hat die Zahl der Anbieter zugenommen, und diejenigen, die schon da waren, wachsen auch weiter. Setzt Ihnen das zu?Ich sehe das positiv. Denn mit dem Angebot wachsen die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für unsere Reiseform. Davon profitieren alle. Und für uns gilt es einfach nur, einen guten Job zu machen.