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26. November 2019 | 16:44 Uhr
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Reiseprofis finden Kanaren zu teuer

Das geht aus einer Online-Umfrage für Reise vor9 hervor, an der rund 600 Branchenexperten teilnahmen. 85 Prozent erklären, die Preise seien gegenüber anderen Zielen zu hoch. Rund die Hälfte der befragten kritisiert die Hotelqualität, 35 Prozent beklagen fehlende Flugverbindungen.

Teide, Teneriffa

Bettenburgen und Natur – Gegensätze prägen das Bild auf den kanarischen Inseln

Die Kanarischen Inseln leiden seit dem vergangenen Jahr unter Besucherschwund, auch aus Deutschland. Allein im Oktober sank die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste gegenüber dem Vorjahresmonat um acht Prozent. Kanarische Hoteliers schlugen Alarm und forderten, die Flugverbindungen müssten dringend verbessert werden. Doch sind fehlende Flüge wirklich die einzige Ursache für die Misere?

Überraschend einig sind sich die rund 600 Umfrageteilnehmer darin, dass das Preisniveau gegenüber der Konkurrenz, etwa aus der Türkei oder Ägypten, zu hoch sei. In zahlreichen Kommentaren verleihen die Reiseprofis der Einschätzung Ausdruck, die kanarischen Hoteliers hätten die Preise während der touristischen Krisen in Nordafrika und der Türkei zu stark angehoben und damit den Bogen überspannt. Einige Touristiker weisen zudem darauf hin, dass die Reisepreise gerade während der winterlichen Hauptsaison auf dem Niveau von Fernzielen lägen. Zudem gebe es etwa mit den Kapverden seit geraumer Zeit Konkurrenz mit ähnlichem Klima.

Bausünden und Renovierungsstau

Auch an der Qualität der Hotels gibt es Kritik. Viele seien in die Jahre gekommen und müssten renoviert werden, kommentieren einige Befragte. Die Bausünden, die gerade auf den größeren Inseln vielerorts seit den 60er Jahren begangen worden seien, täten ein Übriges, um so manchen Besucher abzuschrecken.

Da nach Airberlin in diesem Jahr auch Germania die Segel streckte, sind fehlende und/oder teure Flugverbindungen ein weiteres Problem für die Inseln westlich von Afrika. Ein Reisebüroinhaber verweist darauf, dass es kaum noch Flüge von Regionalflughäfen gebe – und wenn doch, würden diese häufig von Low-Cost-Carriern durchgeführt, die für klassische Pauschalurlauber gewöhnungsbedürftig seien.

Dass zu wenig Werbung (8%) oder das Versäumnis, die Vorzüge der Kanaren klar genug herauszustellen (22%), für die Nachfrageschwäche verantwortlich sind, glaubt dagegen nur eine Minderheit

Für "echte Fans" dennoch konkurrenzlos

In das Konzert der Kritiker mischen sich aber auch immer wieder Anmerkungen waschechter Kanarenfans, die zwar um die Probleme in Sachen Preise-Leistungsverhältnis wissen, aber auch die Vorzüge der Vulkaninseln zu schätzen wissen. Insbesondere abseits der Hotspots mit "Wiener Schnitzel und Rumtata-Musik, veralteten Shopping Centern mit unattraktiven Angeboten", wie ein Kommentator es formuliert, gebe es echte Kleinode. Und für Individualisten, die statt Bettenburg und Aquapark stilvolle Ferienhäuser oder Boutique Hotels bevorzugten, seien das Rote Meer und die Türkische Riviera eben keine Konkurrenz zu Gran Canaria, Teneriffa, Lanzarote, Fuerteventura, La Palma, La Gomera und El Hierro.

Christian Schmicke

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