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18. April 2019 | 07:00 Uhr
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Start-up Tourlane verkauft individuelle Reisen am Telefon

Das Berliner Unternehmen verdient sein Geld mit individuellen Fernreisen. Kunden finden Tourlane im Internet. Der Beratungs- und Buchungsprozess funktioniert zwar mit Hilfe hoch entwickelter technischer Tools, aber die Kommunikation mit den Kunden läuft ganz klassisch über das Telefon.

Weselek Julian Mitgründer Tourlane Foto Tourlane

Tourlane-Mitgründer Julian Weselek kombiniert das Internet mit persönlicher Beratung.

"Wir haben gemerkt, wie mühsam es ist, komplexe Reisen im Internet zu buchen", beschreibt Julian Weselek, einer der beiden Köpfe hinter Tourlane, im Gespräch mit Reise vor9 die Feststellung, die zur Gründung seines Unternehmens führte. Daraufhin beschlossen Weselek und sein Kompagnon Julian Stiefel, ein Angebot zu entwickeln, das den Kunden die Buchung personalisierter und individueller Reisen ermöglicht und ihnen dabei möglichst viel Arbeit abnimmt.

Weseleks Anspruch ist es dabei, in Fernreisezielen auch ungewöhnliche Reisewünsche erfüllen zu können. Der Wunsch der Kundschaft sei dabei das entscheidende Kriterium, sagt er; egal, ob es sich um eine Standardtour entlang der südafrikanischen Garden Route handele oder um eine aufwändige Flugsafari.

Beratung am Telefon

Das Prinzip des Anbieters funktioniert so: Kunden finden Tourlane im Internet. Dafür investieren Stiefel und Weselek nach eigenem Bekunden einiges in Suchmaschinenmarketing. Die Kunden skizzieren dann kurz ihre Reisewünsche und werden anschließend von einem Tourlane-Mitarbeiter angerufen, um weitere Details zu ermitteln. Dann schickt Tourlane ihnen auf einer personalisierten Website ein Angebot zu. Wenn die Kunden sich Änderungen daran wünschen, werden diese erneut am Telefon besprochen. Für jedes Zielgebiet habe Tourlane Spezialisten, beteuert Weselek. Jeder der Mitarbeiter in Verkauf und Beratung betreue mehr als vier oder fünf Destinationen, in denen er oder sie sich sehr gut auskennen müsse.

Eine Buchungsmaske sucht man auf der Tourlane-Website vergebens; insofern ist das Unternehmen auch kein Online-Reisebüro. Die gesamte Kommunikation läuft per Telefon, E-Mail und über die personalisierte Website. Für sämtliche Reisen fungiert Tourlane als Veranstalter. Das sei gut für die Kunden und für Tourlane selbst wichtig, um wirklich sämtliche Elemente einer Reise individuell wählen zu können, sagt Weselek. In den 30 Reiseländern, für die Tourlane mittlerweile Angebote im Programm hat, arbeitet der Veranstalter mit Zielgebietsagenturen zusammen. Auch dafür ist in der Berliner Zentrale ein eigenes Team zuständig.

28 Millionen eingesammelt

Zu Umsatz- und Gästezahlen gibt sich das erst 2016 gegründete Unternehmen verschwiegen. Mehr als dass Tourlane von einem Jahr aufs andere 800 Prozent Wachstum generiere, lässt sich Weselek nicht entlocken. Und dass das Start-up mittlerweile 180 Leute beschäftigt. Finanziell sollte Tourlane indes ganz gut ausgestattet sein. Der Anbieter sammelte vergangenes Jahr in zwei Finanzierungsrunden zunächst sieben und anschließend noch einmal 21 Millionen Euro ein. Das Geld stammte unter anderem vom US-Kapitalgeber Sequoia, der erst zum zweiten Mal überhaupt in Deutschland investierte.

Dass es nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den Kapitalgebern klappte, könnte auch damit zusammenhängen, dass Weselek und Stiefel in der Start-up-Szene Erfahrung haben. Beide kennen sich seit 20 Jahren, sie sind zusammen in Heidelberg aufgewachsen. Auch während des Studiums brach der Kontakt nicht ab. Weselek lernte an der London School of Economics und arbeitete dann für Rocket Internet. Stiefel studierte an der WHU Otto Beisheim School of Management und anschließend das Privatunterkünfte-Start-up Accoleo. Dieses verkaufte er später an Airbnb und arbeitete für die Sharing-Plattform im Marketing, bis 2015 die Idee für Tourlane entstand.

Christian Schmicke

 

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