Condor zieht gegen Lufthansa-ITA-Deal vor EU-Gericht
Nach Luxair geht nun auch Condor juristisch gegen die EU-Genehmigung der Lufthansa-Beteiligung an ITA Airways vor. Der Ferienflieger hält die Wettbewerbsauflagen für unzureichend.
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Condor klagt gegen die ITA-Übernahme durch Lufthansa
Die Lufthansa-Gruppe trifft bei der geplanten vollständigen Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways auf weiteren Widerstand. Nachdem bereits die luxemburgische Luxair Ende April Klage beim EU-Gericht eingereicht hatte, zieht nun Condor nach. Die Airline begründet den Schritt mit dem Vorwurf, die von der EU-Kommission erteilte Genehmigung verletze das Wettbewerbsrecht.
Condor argumentiert, dass die im Juli 2024 von der Kommission verfügten Auflagen unzureichend seien, um Nachteile für andere Marktteilnehmer auszugleichen. Condor fordert daher, die Genehmigung für nichtig zu erklären. Im Zentrum der Kritik stehen vor allem die von der EU-Kommission angeordneten Slot-Abgaben in Rom und Mailand. Dort waren Slots als wettbewerbsrechtliche Ausgleichsmaßnahme an Easyjet vergeben worden. Während sich die Luxair-Klage konkret gegen diese Slot-Vergabe richtet, zielt Condors Klage auf die gesamte Entscheidung zur Genehmigung der Beteiligung ab.
Bandbreite juristischer Streits wächst
Seit Januar hält Lufthansa 41 Prozent an ITA Airways, der Konzern zahlte dafür 325 Millionen Euro investiert hatte. Die vollständige Übernahme ist in mehreren Schritten vorgesehen. Ob die juristischen Einwände den Zeitplan verzögern, bleibt vorerst offen. Die Klagen von Luxair und Condor gehen nicht direkt gegen die Lufthansa-Gruppe, sondern gegen die EU-Kommission. Daher äußert sich der Konzern derzeit nicht dazu. Eine Sprecherin betont aber laut dem Portal Aerotelegraph, es gebe keine Auswirkungen auf die laufenden Maßnahmen zur ITA-Integration.
Mit dem jüngsten Schritt vergrößert sich die Bandbreite juristischer Auseinandersetzungen zwischen Lufthansa und der einstigen Tochter Condor. Schon seit längerem streiten beide sowohl in Deutschland als auch in Brüssel juristisch um das sogenannte Pro Rate-Agreement, das Condor Vorzugskonditionen bei Lufthansa-Zubringerflügen gewährte. Seit Lufthansa selbst intensiver auf touristischen Strecken unterwegs ist, will der Konzern daraus aussteigen. Um dieser Entwicklung zu begegnen, änderte der Ferienflieger zuletzt seine Strategie und bedient nun seinerseits verstärkt Städteziele. Mit der jüngsten Klage dürfte sich das Klima für weitere Gespräche um eine mögliche außergerichtliche Einigung, die beide Airlines nach eigenem Bekunden führen, weiter verschlechtern.
Christian Schmicke