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12. Januar 2020 | 11:11 Uhr
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Der Abschuss in Teheran hätte auch Lufthansa treffen können

Die iranische Regierung hat eingeräumt, dass die ukrainische Linienmaschine mit 176 Menschen an Bord aufgrund eines tragischen "Irrtums" abgeschossen wurde. Zuvor starteten acht weitere Maschinen, darunter ein Lufthansa-Jet nach Frankfurt. Nach dem Abschuss ging der Flugbetrieb in Teheran nach kurzer Unterbrechung weiter.

Amir Ali Hadschisadeh, Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, sprach von einem "unverzeihlichen und durch nichts zu rechtfertigenden" Fehler und einem Defekt im Kommunikationssystem, die zum Abschuss der Maschine von Ukraine International Airlines geführt hätten. Das Flugzeug sei vom iranischen Militär fälschlicherweise für einen Marschflugkörper im Anflug auf eine strategisch wichtige Militärbasis in Teheran gehalten worden, heißt es. Der zuständige Offizier habe der Zentrale die Gefahr melden wollen, doch sei genau zu diesem Zeitpunkt ein Defekt im Kommunikationssystem aufgetreten.

Nach den Worten des Chefs der ukrainischen Fluggesellschaft, Yevgenii Dykhne, standen die Piloten bis zum Schluss noch mit dem Kontrollturm des Imam Khomeini International Airports in Teheran in Kontakt. Die örtlichen Fluglotsen hätten mit ihnen die Route besprochen und ihnen die Erlaubnis erteilt, höher zu steigen und abzudrehen. Vor dem Abflug habe es keine Warnungen von offiziellen Stellen gegeben.

Warum wurde der Flugbetrieb nicht gestoppt?

Wie das Fachportal "Aerotelegraph" meldet, waren vor der Unglücksmaschine noch acht Flüge in Teheran gestartet, darunter Flug LH601 von Lufthansa nach Frankfurt sowie Flieger von Austrian Airlines, Aeroflot, Atlasglobal, Turkish Airlines und Qatar Airways. Auch nachdem die Boeing 737-800 bereits abgestürzt war, sei der Betrieb nicht eingestellt worden, heißt es in dem Bericht. Zwar seien zwei nachfolgende Flüge annulliert worden, doch bereits eineinhalb Stunden später seien wieder Flugzeuge gestartet und gelandet.

Warum der Flugverkehr nicht eingestellt wurde, obwohl das iranische Militär mit einem US-amerikanischen Angriff rechnete, bleibt vorerst unklar. Laut "Aerotelegraph“ verlangte die Luftwaffe der iranischen Revolutionsgarde, den zivilen Luftverkehr einzustellen. Doch die Armee habe sich entschlossen, seinem Rat nicht zu folgen, heißt es unter Berufung auf den iranischen General Hadschisadeh. Die Boeing 737 von Ukraine International war am Mittwochmorgen rund sechs Minuten nach dem Start abgestürzt. Alle neun Besatzungsmitglieder und 167 Passagiere verschiedener Nationalitäten starben beim Unglück.

Lufthansa Group stellt Teheran-Flüge ein

Die Airlines der Lufthansa haben den Flugverkehr nach Teheran bereits am Freitag bis einschließlich 20. Januar eingestellt. Zuvor war am Donnerstagabend eine Maschine von Lufthansa, die sich bereits auf dem Weg nach Teheran befand, umgekehrt. Seit der Eskalation der Auseinandersetzungen zwischen den USA und Iran nach der Tötung des iranischen Generals Soleimani im Irak umfliegen die meisten Fluggesellschaften den Luftraum über dem Iran und dem Irak und nehmen dafür Umwege in Kauf.

In der iranischen Hauptstadt Teheran kam es am Wochenende nach dem Bekanntwerden des Abschusses der ukrainischen Maschine zu Protesten gegen die Regierung. Eine weitere Eskalation der innenpolitischen Spannungen und der Proteste gegen das Regime sei nicht auszuschließen, melden Beobachter.

Christian Schmicke

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