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10. Dezember 2019 | 07:00 Uhr
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DER Touristik will Studie zu NS-Zeit nicht veröffentlichen

Der Tourismuskonzern hat die Geschichte des Vorläufers Mitteleuropäisches Reisebüro in der NS-Zeit und dessen Rolle bei Deportationen von Juden untersuchen lassen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse jedoch nicht, schreibt der "Spiegel", sie diene laut Unternehmen nur der "Selbstvergewisserung".

Der "Spiegel" berichtet in seiner neuen Ausgabe von einer engen Verstrickung des 1917 gegründeten und 1918 in Mitteleuropäisches Reisebüro (MER) umbenannten Unternehmens in die Verbrechen der Nazis. So habe das MER nach der Macht­er­grei­fung der Na­zis be­reits im Sep­tem­ber 1933 das Aus­schei­den al­ler „nich­ta­ri­schen An­ge­stell­ten“ gemeldet und durfte auch "Kraft durch Freu­de"-Rei­sen für ver­dien­te Volks­ge­nos­sen or­ga­ni­sie­ren. Das Un­ter­neh­men sei in der Folgezeit ex­pan­dier­t und habe Mit­te der 30er­ Jah­re mehr als 1.100 Ver­kaufs­stel­len im In- und Aus­land gehabt.

MER profitierte von zahlreichen "unfreiwilligen" Transporten

Rich­tig gut ins Ge­schäft sei das MER dann dank der Er­obe­rungs­po­li­tik der Na­zis gekommen, berichtet der "Spiegel". Im Früh­jahr 1939 sei es am Trans­port von 7.900 Zwangs­ar­bei­tern aus dem so­ge­nann­ten Pro­tek­to­rat Böh­men und Mäh­ren be­tei­ligt gewesen, schreibt das Blatt unter Berufung auf den His­to­ri­ker Sam­ba­le. 1940 habe das MER al­lein 645 Son­der­zü­ge mit ins­ge­samt 320.000 pol­ni­schen Land­ar­bei­tern abgewickelt, die zum Ar­beits­ein­satz ins Deut­sche Reich ver­frach­tet wor­den seien.

Aus Sicht der NS-Regierung habe sich das Unternehmen damit "genug Expertise angeeignet, um es auch an der Deportation europäischer Juden in die Konzentrationslager zu beteiligen", heißt es weiter. Der Hamburger Autor Peter Wuttke habe 2013 ein Faksimile eines Telegramms auf der Wikipedia-Seite über das DER veröffentlicht, mit dem die Berliner Reisebahnzentrale 1942 alle Reichsbahndirektionen angewiesen habe, die "Abfertigung" der "Juden-Sonderzüge" grundsätzlich dem MER zu überlassen.

In der öffentlichen Darstellung klafft eine Lücke

Auf der aktuellen Website von DER Touristik fehlt die Nazizeit indes komplett. Auf die Einträge "1926 Gründung der ersten Tochtergesellschaft in New York" und "1929 Gründung der ADAC-Reise GmbH als ADAC-Reise- und Wirtschaftsdienste GmbH, München" folgt als nächster Eintrag: "1945 Umbenennung des MER in Deutsches Reisebüro".

Warum DER Touristik die Studie über die NS-Vergangenheit des Unternehmens unter Verschluss hält, erschließt sich dem Autor der "Spiegel"-Recherche nicht. Denn schließlich hätten "Manager, die offen mit den Sünden der Vergangenheit umgehen, heute sogar mit einem gewissen Reputationsgewinn zu rechnen". Bald 75 Jahre nach Kriegsende trage schließlich niemand mehr eine persönliche Verantwortung für das, was geschehen sei. Eine Anfrage von Reise vor9 für ein Statement blieb bislang unbeantwortet.

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