LH-Chef: „Wir brauchen keine staatliche Geschäftsführung“
Laut „Spiegel“ soll das Hilfspaket der Bundesregierung für Lufthansa stehen und eine direkte Beteiligung vorsehen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr (Foto) bleibt gegenüber staatlicher Mitsprache skeptisch und wählt in seiner vorab veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung am Dienstag kernige Worte.
„Unser Unternehmen ist gemessen am Flugplan wieder dort angekommen, wo es 1955 – nach zehn Jahren Flugverbot und zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gestartet ist“, so Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr. „Das ist bitter. Das ist niederschmetternd. Das tut weh.“ Vor Corona waren jeden Tag 350.000 Passagiere mit Lufthansa unterwegs, jetzt sind es noch 3.000. Lufthansa verliere pro Stunde eine Million Euro Liquidität.
Bund will Lufthansa mit zehn Milliarden retten
„Klar ist aber auch: alleine werden wir es nicht schaffen“, so Spohr zu seinen Aktionären. „Wir brauchen Unterstützung.“ Die erhofft sich Spohr von der Bundesregierung. Laut Spiegel stehe das Hilfspaket. Danach sollen 5,5 Milliarden Euro in Form einer stillen Beteiligung an die Lufthansa fließen. Außerdem wolle der Staat mit 25,1 Prozent direkt bei der Lufthansa einsteigen, was knapp eine Milliarde kosten dürfte. Weitere 3,5 Milliarden Euro sollen an Krediten durch die KfW bereitgestellt werden.
Zu den Details gibt es weder aus Berlin, noch von Lufthansa einen Kommentar. In seinem Redemanuskript warnt Spohr jedoch vor politischem Einfluss. „Wir sind unverschuldet in diese Krise geraten. Jetzt brauchen wir staatliche Unterstützung. Aber wir brauchen keine staatliche Geschäftsführung.“ Lufthansa sei 1997 privatisiert worden und habe Gewinne erwirtschaftet und Rekordsummen investiert. „Wir haben bewiesen, dass wir es können. Deshalb ist es uns wichtig, die unternehmerische Entscheidungs- und Handlungsfreiheit der Lufthansa Group zu erhalten.“
Lufthansa wird eine kleinere Lufthansa sein
Spohr glaubt nicht, dass die Luftfahrt nach der Coronakrise wieder ihr altes Niveau erreichen wird. „Aktuell gehen wir davon aus, dass die globale Nachfrage nach Flugreisen auch langfristig nicht mehr so dynamisch wachsen wird, wie in den vergangenen Jahren“, sagt der Airline-Chef. Das Reiseverhalten der Menschen werde sich ändern – privat und beruflich. „Lufthansa wird nach der Krise eine andere und kleinere Lufthansa sein.“ Der Konzern werde seine Flotte um 100 Flugzeuge reduzieren.
Touristisches Geschäft neu ausrichten
„Zum Neustart werden wir unser Tourismussegment bündeln und weiter ausbauen“, sagt Spohr. Nach der Krise werde die Nachfrage hier stärker steigen, als bei den Geschäftsreisen. „Im Zuge dessen werden wir die vier Flugbetriebe, die bislang unsere Eurowings-Langstrecken operieren, zu einem neuen touristisch ausgerichteten Flugbetrieb zusammenführen.“ Wie dies genau aussehen soll, lässt Spohr aber noch offen.
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