Tägliche News für die Travel Industry

23. August 2021 | 15:55 Uhr
Teilen
Mailen

Mehrheit der Reisebüros will Nachweis für Qualifikation

Knapp zwei Drittel der rund 500 Teilnehmer an einer Counter-vor9-Umfrage halten eine verbindliche Mindestqualifikation für Reiseverkäufer für sinnvoll. Wie die aussehen könnte, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander.

Qualifizierung

Gibt es zu viele unqualifizierte Verkäufer in der Touristik?

Anzeige
Texas

Malta-Fans aufgepasst: Themenwoche MALTA in Counter vor9

Ein Urlaub nach Malta ist viel mehr als Sonne und Meer. Historische Schauplätze, kleine Dörfer, eine mediterrane Küche mit einem Hauch von Orient und wunderschöne Buchten. Viele nützliche Reisetipps rund um Malta haben wir in unserer Themenwoche in Counter vor9 für Sie zusammengestellt. Jetzt beim Gewinnspiel mitmachen und eine Reise nach Malta gewinnen!

In regelmäßigen Abständen wird in der Tourismusbranche die Debatte darüber geführt, ob es für den Verkauf von Reisen eines Qualifikationsnachweises bedarf oder vielmehr bedürfen sollte. Zwar gibt es dafür den Lehrberuf für Tourismuskaufleute; doch der ist eben nicht Voraussetzung, um Reisen verkaufen oder ein Reisebüro gründen zu dürfen.

Das ruft Kritiker auf den Plan, die befürchten, schwarze Schafe ohne die erforderliche Qualifikation fügten der Branche Schaden zu. Andere halten dagegen, die Platzhirsche versuchten auf diese Weise nur, ambitionierte Quereinsteiger von der Branche fernzuhalten. Dabei seien erfolgreiche Reiseverkäufer, die ursprünglich aus anderen Sparten stammten, längst keine Seltenheit mehr.

Schutz vor schwarzen Schafen

Zuletzt machte der Reisebüroverband VUSR mit der Forderung nach einem verbindlichen Qualifikationsnachweis auf sich aufmerksam. Diese richte sich keineswegs gegen Quereinsteiger, sagte Verbandschefin Marija Linnhoff im Gespräch mit Counter vor9. Vielmehr gehe es darum, Verbraucher vor nicht ausreichend qualifizierten Verkäufern zu schützen und das Image des stationären Vertriebs in einer wirtschaftlich ohnehin schwierigen Phase nicht zu beschädigen. Linnhoff selbst hatte zu dem Thema bereits vor sieben Jahren eine Petition eingereicht, die damals im Sande verlaufen war.

Das Stimmungsbild, das Counter vor9 am Montag ermittelt hat, ist eindeutig: 65 Prozent der rund 500 Umfrageteilnehmer bezeichneten eine verbindlich festgelegte Mindestqualifikation für Reiseverkäufer als sinnvoll. 21 Prozent halten einen zusätzlichen Qualifikationsnachweis für überflüssig. 14 Prozent würden einen Qualifikationsnachweis bei Reisebüroinhabern und Selbstständigen im mobilen Vertrieb befürworten, nicht aber bei angestellten Reisebüromitarbeitern.

Dringend notwendig oder überflüssiger Ballast?

Aus zahlreichen Kommentaren der Umfrageteilnehmer wird deutlich, dass die Einschätzungen dazu weit auseinander gehen. "Jeder Handwerker, jeder Kaufmann benötigt eine Form der Qualifikation", schreibt eine Expedientin. "Weshalb soll das ausgerechnet in der Touristik anders sein? Ich habe eine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann absolviert, eine Prüfung bestanden und dafür einen Beleg erhalten. Das ist der richtige Weg – und für Seiteneinsteiger sollten keine Sonderrechte gelten." "Der IHK-Standard sollte das unterste Maß sein", findet ein weiterer Umfrageteilnehmer. "Damit schützen wir vor allem unseren Ruf vor schwarzen Schafen."

Dagegen argumentiert eine Reisebüroinhaberin: "Qualifikation – was soll das sein? Eine mit ach und krach oder sogar unredlich bestandenen Prüfung oder einfach nur Erfolg in der Arbeit? Hört doch endlich mal auf, für alles Regularien zu schaffen – wenn's irgendwo nicht klappt, verhelfen dir diese Regeln letztendlich auch nicht."

"Warum soll jemand, der einen kaufmännischen Abschluss in einer anderen Branche gemacht hat, nicht in der Lage sein, ein Reisebüro zu führen?" fragt ein anderer. "Der Fachkräftemangel wird sich durch solch eine Forderung dramatisch erhöhen, und die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass gute Kräfte im Reisebüro nicht immer unbedingt aus den Reihen der 'ausgebildeten' Kräfte kamen", lautet ein weiterer Kommentar. Einige der Befragten plädieren dafür, dass mehrjährige Berufserfahrung den Qualifikationsnachweis ersetzen könnte.

Von denjenigen, die einen Nachweis befürworten, würde 97 Prozent touristische Kenntnisse, 69 Prozent Verkaufs-Know-how und 60 Prozent betriebswirtschaftliche Kenntnisse einfordern. 42 Prozent halten juristisches Wissen für wichtig. "Vernünftige Allgemeinbildung mit Wissen um globale Zusammenhänge" sei notwendig, heißt es in einem Kommentar.

Christian Schmicke

Anzeige Reise vor9