RCI-Chef sieht private Ziele als Antwort auf Overtourism
Royal Caribbean International will die Zahl privaten Reiseziele bis 2028 von zwei auf acht erhöhen. Reedereichef Michael Bayley (Foto) verteidigt die Strategie im Gespräch mit Travel Weekly gegen Kritik. Die Angebote seien gut geplant, stärkten lokale Wirtschaften und könnten helfen, Overtourism zu steuern.
Royal Caribbean International
Michael Bayley verteidigt die Privatziele von Royal Caribbean gegen Kritik
RCI treibt den Ausbau privater Reiseziele voran und stößt damit nicht nur auf Zustimmung. Präsident Bayley verteidigt die Strategie gegenüber dem britischen Fachportal Travel Weekly und sieht darin einen Gewinn für Gäste und Destinationen. Die Investitionen in private Strände und Beachclubs seien das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung mit Kreuzfahrten und dem eigenen Inselprojekt Perfect Day at Coco Cay auf den Bahamas, sagt er.
Ausbau von zwei auf acht Standorte
Bis 2028 will Royal Caribbean das Portfolio privater Reiseziele von derzeit zwei auf acht Standorte erweitern. Den nächsten Schritt macht die Reederei im Dezember mit der Eröffnung des Royal Beach Clubs auf Paradise Island in Nassau. Zudem kündigte das Unternehmen jüngst die Eröffnung des Royal Beach Clubs Santorini für den Sommer 2026 an. Die Anlage soll sowohl von Schiffen von Royal Caribbean International als auch von der Schwestergesellschaft Celebrity Cruises angelaufen werden.
Bayley erklärt, das Unternehmen habe gelernt, "dass kuratierte Erlebnisse dann phänomenal erfolgreich sind, wenn sie richtig geplant werden". Planung sei auch der Schlüssel, um bestehende Probleme vieler Destinationen zu lösen.
Argument gegen Overtourism
Gerade mit Blick auf Overtourism sieht Bayley private Ziele nicht als Teil des Problems, sondern als Teil der Lösung. Viele der heutigen Belastungen seien die Folge mangelnder Planung. Die neuen Projekte seien langfristig angelegt und sollten Besucherströme besser lenken. Es gehe darum, die Zukunft vorauszudenken und hochwertige Erlebnisse zu schaffen, ohne Destinationen zu überfordern.
Kritik, private Reiseziele schadeten lokalen Wirtschaften oder verdrängten authentische Erlebnisse, weist Bayley zurück. Diese sei "ein wenig oberflächlich", wenn man die bestehenden Partnerschaften und Investitionen betrachte. Es sei unmöglich, solche Projekte ohne Rückhalt von Gemeinden und Regierungen umzusetzen.
Lokale Beteiligung und Jobs
Als Beispiel nennt Bayley den Royal Beach Club auf Paradise Island. Dort handelt es sich um eine öffentlich-private Partnerschaft, bei der die Bevölkerung der Bahamas 49 Prozent der Anteile hält. Betrieb, Personal und Lieferketten liegen vollständig bei bahamaischen Unternehmen.
Auch in Mexiko verweist Bayley auf positive Effekte. Das Projekt Perfect Day Mexico schaffe rund 3.000 Arbeitsplätze und werde vom Gouverneur des Bundesstaates unterstützt. Der geplante Royal Beach Club Santorini solle ebenfalls vollständig von der lokalen Bevölkerung betrieben werden.
Wie weit die Entwicklung landbasierter Angebote künftig gehen könnte, ließ Bayley offen. Auch Modelle wie Hotels, wie sie die Schwesterreederei Silversea betreibt, schloss er nicht aus. Entscheidend sei, wohin die Kunden das Unternehmen führen wollten.
Christian Schmicke