Reisebüroinhaber startet Petition gegen Cashback-Modelle
Der Reisebüroinhaber Alain Freeman (Foto) hat eine Petition gegen Cashback-Aktionen gestartet. Er berichtet von jüngsten Provisionsverlusten an Check24 und fordert Reiseveranstalter auf, Agenturverträge mit Cashback-Anbietern zu kündigen und einen verbindlichen Verhaltenskodex einzuführen.
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Alain Freeman will mit einer Petition gegen Cashback-Akteure vorgehen
Freeman, Inhaber des Reisebüros Earlybird in Hamburg-Bergedorf, will Cashback-Modellen im Reisevertrieb entgegentreten. Am Freitag startete er eine Petition auf der Plattform change.org. Anlass ist nach seiner Aussage der wachsende wirtschaftliche Druck auf stationäre Reisebüros durch Rückvergütungsaktionen.
Auslöser für die Petition war der Erfolg einer anderen Brancheninitiative. Freeman zeigte sich beeindruckt davon, dass sich rund 4.000 Reiseverkäufer an der Aktion gegen die Abschaltung des Tools "Nur Hotel" im Bistro-Portal beteiligt hatten. Gleichzeitig habe ihn überrascht, dass ein aus seiner Sicht gravierenderes Problem bislang weniger Aufmerksamkeit bekomme.
Provisionsverluste durch Cashback
Rückvergütungen sind für Freeman seit Langem ein Ärgernis. Allein in der vergangenen Woche habe er Buchungen und Provisionen von mehr als 700 Euro an Check 24 verloren. "Es häuft sich und wird nach und nach existenzbedrohend", sagt der Reisebüroinhaber. Besonders kritisch sieht er Situationen, in denen Buchungen bereits als sicher galten, dann aber wegen Cashback-Angeboten wieder infrage gestellt wurden.
Freeman beschreibt einen zunehmenden Wettbewerb mit branchenfremden Anbietern. Dazu zählt er Vergleichsportale, Kreditkartenunternehmen, Banken und Sparkassen ebenso wie große Online-Reiseanbieter. Diese Akteure erweckten den Eindruck, Onlinebuchungen seien bequemer, obwohl Reisebüros ebenfalls digital vernetzt seien. Cashback-Aktionen verstärkten diesen Effekt und schmälerten den Wert persönlicher Beratung.
Appell an Veranstalter
In der Petition richtet Freeman einen deutlichen Appell an die Reiseveranstalter. Sie müssten sich ihrer Verantwortung gegenüber dem stationären Vertrieb wieder bewusst werden. Ohne Reisebüros, so Freeman, wären viele Veranstalter nicht dort, wo sie heute stehen. Online-Plattformen nutzten ihre Marktmacht und profitierten von Provisionen, die beim stationären Vertrieb kaum ankämen.
Freeman fordert die Veranstalter auf, Agenturverträge mit Cashback-Anbietern fristgerecht zu kündigen und einen branchenweiten "Code of Conduct" einzuführen. Er glaubt, dass die Branche dadurch nichts zu verlieren habe. Der Markt werde neu verteilt, die "Touristik-Inflation" gebremst, und der Druck auf den stationären Vertrieb lasse nach. Der Reisebüroinhaber warnt davor, dass Nichthandeln langfristig den stationären Vertrieb schwäche und auch die Marken der Veranstalter gefährde. Ziel der Petition sei es, faire Wettbewerbsbedingungen zwischen Online- und Offline-Vertrieb zu schaffen.
Vor ein Problem könnte Freeman indes die Rechtslage stellen. Denn juristisch sind Rückvergütungen auf Kosten der eigenen Provision nach aktuellem Recht nicht zu beanstanden. So hatte Aida Cruises zwei Anbietern – den Sparkassen und dem "Reisejoker" – auf Grundlage des Handelsvertretergesetzes den Agenturvertrag gekündigt, weil diese Rückvergütungen gewähren. Die betroffenen Unternehmen hätten daraufhin Klage gegen die Kündigung eingereicht. In bisherigen Gerichtsurteilen bekamen sie damit Recht. Ein letztinstanzliches Urteil steht allerdings von aus.
Christian Schmicke