So erklärt der scheidende Hotel-CEO das Dertour-Portfolio
Karl Pojer (Foto) hat im Gespräch mit Reise vor9 die Pläne zum Ausbau des Dertour-Hotelgeschäfts skizziert. Im Zentrum stehen klare Markenprofile, gezielte Zielgruppenansprache und weiteres Wachstum.
Best Reisen/Jörg Puchmüller
60 neue Hotels will die Dertour Group unter ihren Marken eröffnen
Pojer, der seinen Posten als CEO der Dertour-Hotelsparte an Ingo Burmester abgibt, dem Unternehmen aber als Berater verbunden bleibt, wirkt zufrieden mit dem erreichten Ausbau des Hotelgeschäfts bei der Dertour Group. Zwölf Marken in 16 Ländern mit rund 120 Hotels bilden derzeit die Basis. Für "jedes Portemonnaie und jede Nachfrage" solle es das passende Angebot geben, sagt er. Entscheidend sei die klare Positionierung der einzelnen Marken, damit sie im Vertrieb und bei den Gästen erkennbar blieben.
Dass die Fülle von einem Dutzend Hotelmarken sich weder für die Kunden noch für den Vertrieb von selbst erklärt, ist dem langjährigen Hotellerie-Profi natürlich klar. Die überschaubarere Markenlandschaft im Kreuzfahrtbereich sei ein Wettbewerbsvorteil, so Pojer, der selbst Hapag-Lloyd Cruises führte.
Die Marken Sentido, Aldiana, Ananea, Calimera und Playitas zeigten indes die Breite der Ausrichtung, unterstreicht er. Sentido stehe für Komfort und Entspannung, Ananea für ein lässiges Lifestyle-Konzept und "Slow Glamour". Playitas adressiere Sport- und Aktivgäste, während Aldiana weiterhin für Clubhotellerie mit umfassendem Sport- und Freizeitangebot stehe. Calimera fokussiere sich auf Familien, die ihr Reisebudget sorgfältig planen müssten. Das Potenzial für jede Marke sei vorhanden, unterstreicht Pojer – insbesondere im Clubsegment und in Nischen.
Wachstum mit System
In den vergangenen zwei Jahren hat Dertour 30 neue Hotels eröffnet, darunter elf Sentido- und zehn Ananea-Häuser, vier Aldiana-Clubs und zwei Calimera-Anlagen. Die Expansion verlaufe nicht immer reibungslos, räumt Pojer ein – und meint damit etwa die verspätete Eröffnung des Aldiana Naga Bay und die abrupte Schließung des Aldiana Side. Verzögerte Eröffnungen und operative Probleme wie fehlendes warmes Wasser zeigten, wie anspruchsvoll schnelle Erweiterungen seien.
Beim weiteren Ausbau setzt Dertour auf unterschiedliche Betriebsformen – von Eigentum über Pacht bis zu Management und Franchise. Insgesamt stehen in den nächsten Jahren 60 weitere Hotels auf dem Plan. Welche Struktur geeignet sei, hänge von Destination und Marktumfeld ab, sagt Pojer. Wichtig sei die enge Verzahnung mit der Veranstalterwelt, sagt er.
Zielgruppen im Fokus
Der Hotellerie-Grandseigneur betont, dass Hotels nicht für alle Zielgruppen gleichzeitig funktionieren. Das Beispiel Sentido zeige, wie eine präzise Ausrichtung auf Alleinreisende und Paare zum Markenkern beitragen könne. Gleichzeitig sollen technische Angebote ausgebaut werden, ohne den persönlichen Service zu verdrängen.
Ein Schwerpunkt für die kommenden Jahre ist der Aufbau von sogenannten Hotelclustern. In wichtigen Zielgebieten will Dertour mehrere Marken bündeln und so Synergien in Verwaltung, Technik und Personal schaffen. Pojer verweist auf Kalabrien als "Paradebeispiel". Dort betreibt Dertour je ein Ananea-, Sentido- und Aldiana-Hotel, die nahe beieinander liegen. Diese Struktur soll wirtschaftliche Vorteile bringen und gleichzeitig eine differenzierte Ansprache verschiedener Gästesegmente ermöglichen – ähnliche Konzepte verfolgen auch TUI, in deren Diensten Pojer lange stand, und die Hotelkette Riu.
Christian Schmicke