Umsatzrenditen im Reisevertrieb stabilisieren sich
Die Ertragslage im stationären Reisevertrieb hat sich laut dem aktuellen DRV-Reisebürobarometer 2023 verbessert. Höhere Reisepreise sorgten für mehr Umsatz, während die Kosten langsamer stiegen. Zukünftig könnte die Profitabilität aber unter Druck geraten. Personal- und Raumkosten bleiben die größten Belastungsfaktoren.

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Höhere Reisepreise stärken die Rendite der Reisebüros
Nach einer pandemiebedingten Pause hat der DRV nun wieder das Reisebürobarometer veröffentlicht. Die betriebswirtschaftliche Analyse zeigt: Die Umsatzrenditen der Reisebüros haben sich 2023 überwiegend positiv entwickelt. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Reisepreise stärker gestiegen sind als die Kosten. Das führte in vielen Reisebüros zu einer Verbesserung der Ertragslage.
Der Studie zufolge lagen die vermittelten Umsätze bei rund 70 Prozent der Reisebüros zwischen 1,3 und 3,3 Millionen Euro pro Jahr. In diesem Segment dominiert die Touristik mit 80 Prozent. Bei Büros mit einem Umsatz zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro lag der Touristikanteil sogar bei 85 Prozent. Die durchschnittlichen Gesamteinnahmen – also Provisionen, Superprovisionen, Einnahmen aus Eigenveranstaltungen und Servicegebühren – lagen bei 70 Prozent der Unternehmen zwischen 161.000 und 362.000 Euro.
Kostenstrukturen bleiben Herausforderung
Trotz der positiven Entwicklung bleiben die hohen Kosten eine Herausforderung. Vor allem Personal- und Raumkosten schlagen zu Buche. Bei kleinen Reisebüros mit einem Jahresumsatz unter einer Million Euro entfallen 65 Prozent der Kosten auf Personal und 14 Prozent auf Mieten und Nebenkosten. Bei größeren Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 2,5 und 4,5 Millionen Euro sinkt der Personalanteil auf unter 50 Prozent.
Da steigende Kosten in Zukunft die Margen belasten dürften, wird eine effizientere Betriebsführung immer wichtiger. Gezielte Maßnahmen zur Automatisierung und Prozessoptimierung könnten laut DRV gerade bei kleineren Unternehmen helfen. Dadurch könnten nicht nur Kosten gesenkt, sondern auch die Beratungsqualität erhöht werden.
Servicegebühren als zusätzliche Einnahmequelle
Einen wichtigen Beitrag zur Ertragsstärke leisten Serviceentgelte. Im Durchschnitt erwirtschafteten die Reisebüros zehn Prozent ihres Gesamtumsatzes mit solchen Entgelten. Besonders ausgeprägt ist dieser Anteil mit 26 Prozent bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 15 Millionen Euro.
Mobiler Reisevertrieb erstmals erfasst
Erstmals wurden im Reisebüro Barometer auch Daten zum mobilen Reisevertrieb erhoben. 1.450 mobile Berater wurden in die Befragung einbezogen. Im Durchschnitt erzielten sie im Jahr 2023 einen Gesamtumsatz von 458.500 Euro, pro Berater lag der Umsatz bei 248.800 Euro. Touristische Produkte machen dabei fast 90 Prozent des Umsatzes aus.
Ökonomisches Management bleibt entscheidend
Trotz der insgesamt positiven Ertragsentwicklung zeigt das Reisebüro Barometer deutliche Unterschiede innerhalb der Branche. Vor allem kleine Reisebüros mit einem Jahresumsatz von unter einer Million Euro haben häufig mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Hier liegt die durchschnittliche Umsatzrendite bei minus 3,5 Prozent, während das beste Viertel dieser Unternehmen Renditen von 4,3 Prozent erzielt.
In den umsatzstärkeren Clustern liegen die Umsatzrenditen zwischen zwei Prozent (bei Unternehmen mit mehr als 15 Millionen Euro Umsatz) und 4,6 Prozent (bei Unternehmen mit 1,5 bis 2,5 Millionen Euro Umsatz). Die Unterschiede zeigen, dass betriebswirtschaftliche Steuerung und Effizienzsteigerung in der Reisebürobranche weiter an Bedeutung gewinnen.
Das DRV-Reisebürobarometer 2024 basiert auf den Angaben von 1.106 Reisebüros und 1.450 mobilen Reiseberatern.
Christian Schmicke