AirPlus

Tägliche News für die Travel Industry

9. Oktober 2019 | 07:00 Uhr
Teilen
Mailen

Undercover-Ausbildungsbericht über Ryanair schlägt Wellen

Enthüllungsjournalist Günter Wallraff schickte für RTL eine Mitarbeiterin als Auszubildende zu Ryanair. Deren Mitschnitte erwecken den Eindruck, dass der Billigflieger deutlich mehr Wert auf das Verkaufstraining legt als auf die Sicherheitsausbildung. Der Arbeitsvertrag, den sie anschließend erhält, verstößt gegen deutsches Recht.

Wallraff bei Ryanair

Undervover arbeitete Reporterin Alicia bei Ryanair

Anzeige
nicko cruises

Mitmachen und Reisegutschein von nicko cruises gewinnen!

Reiseverkäufer, die einmal selbst mit nicko cruises auf Tour gehen möchten, können im Rahmen der Themenwoche zur Weltreise der VASCO DA GAMA einen Reisegutschein gewinnen. Um in der Glückstrommel zu landen, müssen sie nur zwei Fragen richtig beantworten. Die Infos dazu gibt's hier. Reise vor9

Undercover begab sich die Reporterin zunächst als Bewerberin auf ein Flugbegleiter-Seminar, anschließend absolvierte sie eine sechswöchige Ausbildung. Die Ausbilderin machte gleich am ersten Tag deutlich, was sie unter Ausbildung versteht: "Ich bin bekannt dafür, dass ich sehr harsch bin. Sie werden mich hassen", sagte sie.

Als Sicherheitstraining absolvierte die Reporterin eine eintägige Schulung in Hahn und zudem einen Erste-Hilfe-Kurs. Bei einer Notlandeübung wurden insgesamt sieben Szenarien durchgespielt, allerdings absolvierte jeder Azubi nur eines davon. Eine Nachbesprechung zur Analyse fand nicht statt. Dennoch erfüllen offenbar alle Übungen die behördlichen Anforderungen. Die Ausbildung zur Flugbegleiterin absolvierte die Journalistin bei einer Leiharbeitsfirma, nicht bei Ryanair direkt. Die Fluggesellschaft erklärte dazu gegenüber dem TV-Sender auf Anfrage, alle Kabinenpersonalschulungen seien von der irischen Luftfahrtbehörde gemäß Bestimmungen der europäischen Luftfahrtbehörde Easa genehmigt.

Hohe Umsatzerwartungen

Anders als das Sicherheitstraining nahm das Thema Verkauf einen großen Raum im Rahmen der Ausbildung ein. Die Azubis lernten, dass sie mindestens 50 Euro pro Flug mit Getränken, Snacks, Parfüms oder Gewinnspiellosen umsetzen sollen. Ihre Ausbilderin verdeutlichte: "Wenn Du keine 50 Euro einnimmst, dann musst Du Dich erklären."

Nach sechswöchiger Ausbildung erhielt die Reporterin einen Arbeitsvertrag, in dem 18 Tage Urlaub sowie eine Kündigungsfrist von null Tagen in der Probezeit festgeschrieben sind. Laut Bundesurlaubgesetz sind in Deutschland mindestens 24 Urlaubstage vorgeschrieben. Am Ende ihrer Zeit bei Ryanair erhielt die journalistische Flugbegleiterin anstelle ihres Gehalts von rund 2.300 Euro nur rund 100 Euro. Die Differenz begründete Ryanair laut RTL mit einer Steuernachzahlung.

Druck aus der Zentrale

Auch die Warnung, nach der Ryanair-Angestellte besser nicht krank werden sollten, wurde für die Reporterin traurige Realität. Nach einer mehrtägigen Erkrankung wurde sie zum Rapport in die Firmenzentrale nach Dublin beordert. Dort wurde ihr verdeutlicht, dass man sie wegen ihrer Krankschreibung im Blick habe. Auch im Hinblick auf die Verkaufserlöse erfüllte die Reporterin die Erwartungen nicht. Die Vorgesetzte sagte, man müsse nun "gucken, wie es mit Dir bei uns weitergeht".

Überbuchungspraxis von Eurowings im Kreuzfeuer

Auch die Lufthansa-Tochter Eurowings bekommt in dem Beitrag ihr Fett weg. Für sie war die Reporterin am Düsseldorfer Flughafen undercover am Ticketschalter im Einsatz und erklärte anschließend, Passagiere, die nur den günstigen Basic-Tarif gebucht hätten, würden bei Überbuchungen und der Handgepäckmitnahme benachteiligt.

Das bestritt Eurowings auf Nachfrage von RTL. Die Airline verwies darauf, dass bei Überbuchungen nicht der Ticketpreis relevant sei. Häufig meldeten sich Passagiere freiwillig dafür, auf den Flug zu verzichten. Dass bei einem Flug satte 53 Überbuchungen zustande gekommen sein sollen, konnte sich Eurowings nur mit außergewöhnlichen Umständen erklären: "Unsere Überbuchungssystematik würde eine solch hohe Anzahl an Überbuchungen nicht zulassen. Wir vermuten, dass andere Gründe zu einer derart hohen Nachfrage geführt haben", so die Lufthansa-Tochter gegenüber RTL.

Anzeige Reise vor9