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2. Juni 2023 | 00:01 Uhr
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Weiterhin viel mehr Fragen als Antworten zum Datendeal

Nachdem RTK die Kündigung der QTA-Rahmenverträge durch TUI und Schauinsland nach Einschätzung durch beauftragte Juristen für unwirksam erklärt hat, herrscht in weiten Teilen der Reisebranche Kopfschütteln. Laut dem Fachportal FVW will nun auch DER Touristik die QTA-Verträge kündigen. Das würde den Druck weiter erhöhen.

Vertragsverhandlung

Der Streit um die Aufklärung des RTK-FTI-Datendeals dauert an

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DER Touristik selbst äußert sich zu der Angelegenheit nicht, bei der sich FVW auf "gut unterrichtete Unternehmenskreise" beruft. Mit DER Touristik, TUI und Schauinsland wären es bereits drei große Player, die angesichts der Datenweitergabe durch die RTK-Zentrale an FTI beim Kooperationsverbund QTA die Reißleine gezogen haben. RTK-Chef Thomas Bösl hatte die Kündigung der Rahmenverträge Anfang der Woche unter Berufung auf eine Einschätzung von der RTK beauftragter Juristen für unwirksam erklärt und damit erneute Diskussionen ausgelöst. 

In gewohnter Deutlichkeit ging vor allem die VUSR-Chefin Marija Linnhoff auf die Reaktion ein. Im Namen ihres Verbandes erklärte sie, RTK-Chef Thomas Bösl betreibe in der Datenaffäre "eine regelrechte Täter-Opfer-Umkehr" und suche "Verantwortung nie bei sich selbst, sondern nur bei anderen". Weiter heißt es: "Plötzlich sollen die Leidtragenden der Daten-Schiebereien ihre Interessen hintenanstellen."

Der RTK-Chef hatte argumentiert, dass "berechtigte Kritik an RTK" nun dazu führe, "den Reisebürovertrieb nachhaltig zu schwächen". Die RTK habe sich in den vergangenen Jahrzehnten als Interessenvertretung und starke Stimme der Reisebüros bewährt. Nun gehe es darum, den "grundsätzlichen Kurs beizubehalten und eine Schwächung unserer Organisation keinesfalls hinzunehmen". Linnhoff entgegnete dem, Bösl betreibe "eine fortgesetzte Verweigerung seiner eigenen Verantwortung" und sei damit das eigentliche Problem, weil er "scheinbar nur noch um seinen Job und nicht um die Zukunft seiner Kooperation und der Reisebüros" kämpfe. Sie untermauerte später ihr Statement in einem Youtube-Video.

Weiter Streit um Wirksamkeit von Kündigungen 

Auch von anderer Seite kam schnell Gegenwind. Schauinsland Reisen erklärte schnell, nach "eingehender rechtlicher Prüfung" sei man zu dem Ergebnis gelangt, dass die Kündigung der QTA-Rahmenvereinbarung wirksam sei und ihre "rechtsgestaltende Wirkung" entfaltet habe. Inhaltliche Gründe für die jeweilige Auffassung wurden von Schauinsland nicht genannt. Eine solche Begründung war zuvor seitens der RTK in dem Statement, das die Wirksamkeit in Abrede stellte, indes auch nicht erfolgt.

Ganz unabhängig dürften die Aussagen der Juristen beider Parteien, die schließlich im Sinne ihrer Auftraggeber zu argumentieren haben, nicht sein. Doch es gibt Hinweise darauf, dass sich die RTK-Argumentation auf dünnem Eis bewegt. So sagte der Jurist Peter Hense im Interview mit dem Fachportal FVW, wenn eine Kooperation wie RTK, die mit mehreren Veranstaltern zusammenarbeite, einen dieser Veranstalter bevorzuge und dabei andere bewusst benachteiligt, liege "ein schweres Fehlverhalten und damit eine erhebliche Vertrauensverletzung" vor. Das sei aus seiner Sicht "ein ausreichender Grund für eine außerordentliche Kündigung jeglicher Zusammenarbeit".

Frage nach Motiven bleibt offen

Auch jenseits dieser Thematik bleiben viele Fragen offen – wie zum Beispiel die, warum, wie TUI und Schauinsland behaupten, die zugesagte Beauftragung einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bislang ausgeblieben ist. Da zudem der eigentliche Tatbestand, nämlich die Weitergabe von Buchungsdaten auch konkurrierender Veranstalter von RTK-Büros durch RTK an FTI gesichert zu sein scheint, dürfte die komplexeste Frage die sein, ob und in welcher Höhe TUI, Schauinsland und anderen RTK- und QTA-Partnern dadurch ein Schaden entstanden ist. Das gehört wohl eher in den Bereich der Wirtschaftsprüfung, bevor sich Juristen damit befassen, wie die Sache rechtlich einzuschätzen ist.

Eine weitere offene Frage, auf die das RTK-Statement nicht eingeht, ist die nach den Motiven für den Datendeal. RTK hatte Ende Mai in einem Schreiben an die Mitglieder betont, man habe die Daten "weder verkauft noch eine andere Gegenleistung für die Berichte erhalten". Sollte das so sein, stellt sich die Anschlussfrage: Warum dann? Eine mögliche Schlüsselfigur könnte der ägyptische Unternehmer Samih Sawiris sein, der zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Beginns der Datenweitergabe 2015 mit einem Drittel der Anteile bei FTI und mit 74,9 Prozent als Hauptaktionär der RTK-Mutter RT/Raiffeisen Touristik Group beteiligt war.

Die Rolle der Gesellschafter 

Denn der damalige Chef des Immobilienentwicklers Orascom Development, der das operative Geschäft mittlerweile an Sohn Naguib weitergegeben hat, wollte mit den Beteiligungen vor allem die Auslastung seiner Hotels verbessern. Eine enge Zusammenarbeit seiner Beteiligungen dürfte ihm daher ein Anliegen gewesen sein. 

Ein weiterer Mann, der Antworten auf die Frage nach den Motiven und Strippenziehern wissen könnte und bis 2020 Mehrheitsgesellschafter und CEO von FTI war, ist Dietmar Gunz. Dieser war gerade zu Gast im Touristik-Podcast "Hin & Weg". Doch in dem fast einstündigen Gespräch erfolgte weder eine konkrete Frage noch eine Antwort auf Aspekte des Datendeals. Auf sein aktuelles Verhältnis zur FTI Group angesprochen, deren Minderheitsgesellschafter er weiter ist, sagte Gunz lediglich, er hoffe, dass es ein "Happy End" gebe.

Christian Schmicke

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