Wie Best die Branche für Junge attraktiver machen will
Es sei nach wie vor die Lust, die Welt zu entdecken und zu reisen, die junge Menschen in die Touristik ziehe, sagt Best-Reisen-Vorstand Cornelius Meyer. Doch die Branche biete ihnen dazu nicht ausreichend Gelegenheit. Dabei hätte sie den Hebel, das zu ändern.
In seiner Rede vor den 540 Gästen der Best-Jahrestagung im griechischen Kyllini hob der Best-Reisen-Chef hervor, dass auch ihn selbst die Reiselust zunächst in die Welt und dann in die Reisebranche gebracht habe. Das sei heute kein bisschen anders, zeigte er sich überzeugt. Wenn die Branche, die traditionell keine hohen Gehälter zahle, qualifizierten Nachwuchs gewinnen wolle, müsse sie sich darauf besinnen.
In früheren Zeiten habe sie das getan. Geflogen sei er immer Stand-by und wenn die Maschine dann doch voll war, habe es immer Platz im Jump-Seat gegeben, erinnert sich der Kooperationsmanager. Dass er wenig verdient habe, sei kaum aufgefallen, denn er habe günstig reisen können. Doch das habe sich gründlich geändert: "Was – Du willst reisen? Hier gibt es 20 Prozent Ermäßigung", beschreibt er eine klassische Aussage. Das sei heute gängige Praxis. Selbst Rabatte von 50 Prozent reichten angesichts der geringen Ausbildungsgehälter nicht – denn bei den aktuellen Reisepreisen sei danach "die Kohle einfach weg".
Peps "zum Geschäftsmodell verkommen"
Die Peps, ursprünglich ein Bildungsangebot, seien "zum Geschäftsmodell verkommen", rechnet Meyer mit den kommerziellen Pep-Anbietern ab und fügt hinzu: "Ein Ausbildungsproblem hat die ganze Gesellschaft. Wir aber hätten die Hebel, das zu ändern." Man müsse sich fragen, wo die Branche "falsch abgebogen", sei, wenn heute Influencer hofiert würden, während sich Expedienten ihre Ermäßigungen mit Umsatzvorgaben hart erkämpfen müssten.
Zum "Ausgleich" warteten auf die Beschäftigten "zusätzlicher Schreibkram" und das Ringen um angemessene Vergütung. Wer das Branchengefüge erhalten wolle, der müsse in Beratung und hochwertigen Verkauf investieren und zahle nicht "überhöhte Provisionen an ein Portal, das am Ende nur den eigenen Reiseveranstalter" pushe. Gemeint war Check 24.
Meyer erklärte, er wisse, dass es kein Zurück zu den alten Zeiten geben werde. Doch habe die Touristik die Chance, ihr Nachwuchsproblem mit dem Mittel zu bekämpfen, mit dem sie sich am besten auskenne: der Möglichkeit zum Reisen, sagte er im anschließenden Gespräch. Damit hat er tatsächlich einen Punkt. Zwar lässt sich das Nachwuchsproblem nicht auf einen einzigen Faktor reduzieren. Doch dass die Möglichkeit, junge Reiseprofis über ihr ureigenstes Thema zu gewinnen und an sich zu binden, sollte sie nicht ungenutzt lassen.
Christian Schmicke