Wie Fernreisespezialist Enchanting die Krise meistert
Der 2019 von der Travelopia-Gruppe übernommene Veranstalter musste im Zuge der Reisebeschränkungen 20 Prozent der Belegschaft entlassen und hat nun auch europäische Ziele ins Programm aufgenommen. Langfristig sieht Geschäftsführer Alexander Metzler (Foto) für das Geschäftsmodell von Enchanting Travels aber gute Chancen.
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Rückblickend dürfte Alexander Metzler, der den Spezialveranstalter für individuell zusammengestellte Rundreisen 2004 zusammen mit seinem indischen Partner Parikshat Laxminarayan gründete, ziemlich froh sein, dass er sein Unternehmen Anfang vergangenen Jahres an die frühere TUI-Beteiligung Travelopia verkaufte, unter deren Dach rund 50 Spezialveranstalter gebündelt sind. Im Gespräch mit Reise vor9 macht er deutlich, dass der kapitalstarke Investor im Hintergrund für Enchanting Travels eine große Hilfe ist, um die Corona-Krise zu überstehen.
Wie bei allen anderen Fernreiseanbietern auch liegt bei dem Spezialisten, der neben dem Sitz in München Niederlassungen in den USA, Indien, Argentinien und Kenia betreibt, das Kerngeschäft seit März brach. Nachdem sämtliche Kunden, die zu diesem Zeitpunkt auf Reisen waren, nach Hause befördert worden waren, nahmen Metzler und sein Team den Kontakt zu Kunden auf, die für die nächsten Monate Reisen gebucht hatten. Auf diese Weise habe man 75 Prozent der gebuchten Kunden davon überzeugen können, ihre geplante Reise auf 2021 zu verschieben, sagt Metzler. Das sei „vermutlich Branchenrekord“.
Flexibilität und Sicherheit gewinnen an Bedeutung
Außerdem habe das Enchanting-Team im dritten Quartal dieses Jahres fast 2.500 Gäste, von denen etwa ein Drittel Stammgäste seien, direkt kontaktiert und zu ihren künftigen Reiseplänen befragt. Dabei habe er zum Beispiel herausgefunden, dass etwa 25 Prozent der Kunden so schnell wie möglich oder spätestens bis Ende des Jahres wieder mit der Planung ihrer Reise beginnen wollten, sagt Metzler. „Wir haben außerdem erfahren, dass die beiden wichtigsten Faktoren für unsere Gäste bei der Entscheidung, ob sie buchen wollen oder nicht, flexible Stornierungsbedingungen und die Sicherheit am Reiseziel sind“, so der Veranstalter-Chef.
Weil sich abzeichnete, dass es im Fernreisesektor noch eine Weile schwierig bleiben dürfte, wieder aktiv zu werden, nahm Enchaning Travels auch Ziele in Europa ins Programm auf. Island und Griechenland hätten sich als relativ beliebt erwiesen und es ermöglicht, das Geschäft wieder ein Stück aufzunehmen, berichtet Metzler. In den kommenden Monaten werde man das Angebot in Europa weiter ausbauen und Ziele wie Portugal, Italien und Russland hinzufügen, kündigt er an.
Mittelfristig mehr Reisen im Inland und auf Kurzstrecken
Zwar sollen Fernreisen das Kerngeschäft des Veranstalters bleiben. Doch in den nächsten Jahren werde es zunehmend Gäste geben, die ihren Urlaub im Nahbereich verbringen wollten, glaubt Metzler. Daher stelle die Übertragung des stark auf individuelle Kundenwünsche zugeschnittenen Geschäftsmodells auf Europa-Reisen für Enchanting Travels eine wichtige Rolle. Zudem stelle sich der Veranstalter darauf ein, dass Reisen in nächster Zeit angesichts zahlreicher Unsicherheiten deutlich kurzfristiger geplant und gebucht würden als bisher.
Weil Verkauf und Marketing momentan notgedrungen nicht so stark im Fokus seiner Arbeit stehen, nimmt Metzler derzeit auch zunehmend an Projekten innerhalb der Travelopia-Gruppe teil. So habe Enchanting Travels vor kurzem das operative Geschäft für den britischen Spezialveranstalter Hayes & Jarvis übernommen, sagt Metzler. Über dessen Vertriebskanäle biete man nun Enchanting-Reisen an – zugeschnitten auf die Bedürfnisse der jeweiligen Quellmärkte der Kundschaft.
Chance für Spezialisten
Langfristig, so glaubt der Unternehmensgründer, werde das Segment der höherwertigen, maßgeschneiderten Reisen, das Kunden ein hohes Maß an Sicherheit biete, weiter wachsen. „Wir gehen im Moment davon aus, dass Enchanting Travels als Unternehmen ab 2022 wieder stark zulegen wird“, sagt Metzler. „Wenn Reisen schwieriger zu planen werden, ist dies eine gute Gelegenheit und eine Chance für Experten und serviceorientierte Unternehmen, ihren Wert zu zeigen.“
Christian Schmicke
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