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16. Januar 2023 | 17:05 Uhr
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Wie Riu auf den Kapverden zum Platzhirsch wurde

"Kap Verde war ein persönliches Glücksspiel", sagt Firmenchef Luis Riu (Foto) über das Engagement der mallorquinischen Hotelkette in dem Inselstaat. Heute ist Riu mit sechs Hotels, jeweils drei auf den Inseln Sal und Boavista, der größte private Arbeitgeber im Land. Jüngstes Projekt in Westafrika ist ein Hotel im benachbarten Senegal.

Riu Luis

Luis Riu bezeichnet das Engagement auf Kap Verde als "persönliches Glücksspiel"

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Um die Bedeutung von Riu in Kap Verde zu erfassen, genügt ein Blick auf die Wiedereröffnung des Hotels Karamboa auf Boa Vista, die Mitte November stattfand. Der aktuelle Premierminister des Landes, Ulisses Correia e Silva (rechts), ließ es sich nicht nehmen, vorbeizuschauen, um mit Riu-Vorstand Joan Trian Riu (links) und den anwesenden Journalisten zu reden. Auf dem Themenplan standen die touristische Entwicklung des Landes, aber auch aktuelle Infrastrukturprobleme und die Folgen der Corona-Pandemie, die den Tourismus für zwei Jahre blockierte.

Riu Joan Trian Correia e Silva Ulisses

Als er vor über zwanzig Jahren erstmals nach Kap Verde reiste, um sich Grundstücke für einen möglichen Bau von Hotels anzuschauen, hätte er sich nie vorstellen können, dass der kapverdische Archipel heute eines der stärksten internationalen Reiseziele von Riu sein würde, berichtet Luis Riu rückblickend. Er sei nicht der erste Geschäftsmann gewesen, dem das Land zum Bau von Hotels gezeigt wurde, aber er sei der erste gewesen, der sich zu dieser Investition entschloss.

Weder Strom noch fließendes Wasser

Das Grundstück habe weder über Strom noch über fließendes Wasser oder eine Kanalisation verfügt. Der Bauträger selbst habe schließlich angeboten, dafür zu sorgen, indem er das Unternehmen Aguas de Ponta Preta gründete. "Keiner von uns beiden hatte zuvor auf den Kapverden gearbeitet“, erläutert Riu. "Wir hatten auch noch bei keinem anderen Projekt zusammengearbeitet, aber wir haben es geschafft." Allerdings sei es bis dahin ein „langer und etwas holpriger Weg“ gewesen.

Bevor 2005 das erste Hotel Riu Funana eröffnet wurde, gab es nur fünf kleine Hotels auf der Insel, erinnert sich Riu. Ihre Hauptkunden seien die Besatzungen von South African Airways und Aeroflot gewesen, die dort auf ihren längeren Reisen zum Auftanken zwischenlandeten. Die einheimische Bevölkerung habe meist in den Minen auf der Insel Sal gearbeitet, bis die Ankunft internationaler Touristen eine neue Beschäftigungsquelle darstellte, die zunächst einheimische Arbeitskräfte, dann andere von anderen Inseln des Archipels und später aus Guinea-Bissau und dem Senegal angelockt habe.

Alle Abteilungsleiter kommen von den inseln

Riu Joan Trian

Joan Trian Riu (Foto), der Neffe von Luis und Sohn seiner Schwester Carmen, ist besonders stolz auf die Personalentwicklung, die Riu auf den Kapverden geleistet habe. Alle Abteilungsleiter aller Hotels auf seien in den eigenen Hotels auf Sal und Boa Vista geschult worden, sagt er im Gespräch mit Reise vor9. Daraus sei ein professionelles und motiviertes Team entstanden. 50 Mitarbeiter seien nun befördert worden, um die Eröffnung des ersten Riu-Hotels im Senegal zu übernehmen. Sie hätten sich von Auszubildenden zu Ausbildern für die künftigen Fachkräfte in Afrika entwickelt. „Kap Verde ist weltweit der Ort, an dem unsere Ankunft und Expansion die direktesten und deutlichsten Auswirkungen auf das Leben der Menschen, mit denen wir vor Ort arbeiten, und auf die Wirtschaft der Inseln hatte“, so der Riu-Vorstand.

Die Umgestaltung der Inseln habe sich stark auf ihre Infrastruktur ausgewirkt, erinnert sich Luis Riu. Um Mitarbeiter für die Eröffnung des ersten Hotels auf der Insel, des Riu Karamboa, im Jahr 2008 zu rekrutieren, sei man nach Buena Esperanza gefahren, da es schwierig gewesen sei, genügend Leute für das Team zu finden. Der Ort habe aus heruntergekommenen Häusern und vielen Menschen aus, die sich auf der Straße tummelten, zusammen mit Ziegen, Hunden und Schweinen, spärlicher Infrastruktur und begrenzten Möglichkeiten. "90 Prozent unserer Mitarbeiter aus Boa Vista kamen von dort. Und jetzt ist es eine wahre Freude, Buena Esperanza zu besuchen. Das Viertel hat sich wirklich gewandelt", sagt Riu.

Noch viel zu tun

Joan Trian Riu hat selbst einen Teil seiner Ausbildung zum stellvertretenden Direktor des Hotels Riu Funana absolviert und kennt Kap Verde gut. So weiß er, dass dort in vielen Bereichen noch einiges zu tun ist. Die Landebahn des Flughafens etwa ist nicht beleuchtet und alle Flugoperationen müssen tagsüber stattfinden. In Notfällen würden alle Autobesitzer auf der Insel aufgefordert, sich mit eingeschalteten Scheinwerfern entlang der Landebahn aufzustellen, damit die Flüge landen und dann wieder starten könnten, berichtet Riu schmunzelnd.

Auch bei der Gesundheitsversorgung sei noch viel zu tun; doch es gebe Fortschritte. Riu habe sowohl mit der privaten Klinik Boa Esperanza als auch mit der öffentlichen Klinik zusammengearbeitet und die notwendige Ausrüstung gespendet, um Engpässe zu überbrücken. In Zusammenarbeit mit dem Tourismus- und dem Gesundheitsministerium sei es gelungen, zwei Ärzte zu entsenden, die über die nötige Erfahrung verfügten, um die lokalen Teams bei ihren Maßnahmen gegen die Covid-Krise zu unterstützen. Während der Corona-Pandemie mit geschlossenen Hotels habe man zudem Soforthilfe aktiviert, um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu decken.

Inselhüpfen ist schwierig

Ein Problem, das sich während der Corona-Krise verschärft hat, sind die schlechten Verbindungen zwischen den Inseln. Ein kapverdischer Ableger der kanarischen Fluglinie Binter, der seit 2019 unter der Marke TICV firmierte und die zuvor nicht nur zwischen den Kanaren und Sal, sondern auch zwischen den Inseln verkehrte, hat dieses Geschäft während der Pandemie eingestellt. Adäquater Ersatz steht bislang nicht zur Verfügung, Fähren verkehren eher unregelmäßig. Das macht Inselhüpfen zum schwierigen Unterfangen.

Den meisten Riu-Kunden ist das egal. Sie kommen, um die Strände von Sal oder Boavista zu genießen oder bleiben gleich am Pool, weil es von dort zu den All-Inclusive-Bars und Buffets der Anlagen nicht so weit ist. "Die Mehrheit der Gäste verlässt die Anlage während des Urlaubs nicht", verrät Marco Teixeira, Direktor des Hotels Karamboa auf Boa Vista. Und die übrigen seien mit den eher überschaubaren Ausflugsmöglichkeiten auf den beiden Badeinseln zufrieden.

Christian Schmicke

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