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30. Januar 2025 | 14:37 Uhr
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Augen auf bei der Analyse von Umfragen

"Fast 80 Prozent der Asylbewerber machten Urlaub in ihren Heimatländern“, schrieb Elon Musk (Foto) jüngst auf seiner Plattform "X" und berief sich auf die Umfrage eines Meinungsforschungsinstituts in Schweden aus dem Jahr 2022. Was er verschwieg: Keiner der Befragten bediente das Klischee, das er verbreiten wollte. Was ergibt sich daraus für die Marktforschung und deren Analyse?

Fake Symbol

Zunächst zu den Fakten: Die Befragten lebten in der Regel bereits 30 bis 50 Jahre in Schweden und sprachen fließend Schwedisch. Vier Fünftel der Befragten stammten aus Ländern wie Finnland, Norwegen, Dänemark oder Deutschland. Die übrigen waren auf der Flucht vor dem Krieg in Jugoslawien, dem Iran-Irak-Krieg der 1980er Jahre, dem chilenischen Diktator Pinochet oder dem Zusammenbruch der Sowjetunion in das Land gekommen. Und von letzteren hatten knapp 80 Prozent seither in ihrem Heimatland Urlaub gemacht. Das ergibt sich aus einem Beitrag mehrerer Wissenschaftler, den das Portal Marktforschung jüngst veröffentlichte.

Joe Lonsdale, Mitgründer von Palantir Technologies, kommentierte Musks Beitrag wie gewünscht: "Millionen nutzten 'Menschenrechte' um ins Land zu kommen und kostenlose Sachen zu bekommen, aber es handelt sich um einen riesigen Betrug, der von linksradikalen NGOs und anderen begangen wird."

Falschinformationen mit pseudowissenschaftlicher Fassade

Über das Asylrecht mag an anderer Stelle debattiert werden, doch für Verfasser und Empfänger von Umfragen ergibt sich aus diesem Beispiel ein ernstes Problem: Denn Falsch- und Fehlinformation verbreiten sich via Social Media mindestens so schnell wie Fakten. Nimmt man die Beobachtung hinzu, dass – auch in der Touristik – manche als repräsentative Studien etikettierte Umfragen offenbar nur zu dem Zweck erstellt werden, ein bereits zuvor formuliertes erwünschtes Ergebnis zu untermauern, wird die Faktenlage noch unübersichtlicher.

Festzuhalten bleibt: Wer aus Umfragen ernsthafte Erkenntnisse ableiten will, sollte sich die Mühe machen, die Originalquelle zu ermitteln und Inhalt und Methodik sorgfältig zu analysieren. Ansonsten wächst die Gefahr, auf der Basis vermeintlich gefestigter Erkenntnisse Rattenfängern auf den Leim zu gehen.

Christian Schmicke

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