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20. November 2025 | 07:00 Uhr
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Wenn die Tochter mit dem Vater vier Reisebüros führt

Celina Hoffmann (Foto) ist frisch gebackene Tourismusmanagerin und arbeitet im familieneigenen Sonnenklar-Reisebüro in Meißen. Gemeinsam mit Vater Lutz führt sie ein Netzwerk aus vier Agenturen – drei Mal Sonnenklar TV und ein Reiseland-Büro. Aktuell übernimmt die 24-Jährige vor allem das Marketing und die Weiterentwicklung der Social-Media-Marke "Urlaubensiemal".

Hoffmann Celina Foto Sonnenklar TV Reisebüro Meißen

Celina Hoffmann gehört mit 24 Jahren bereits zum Führungsduo des touristischen Familienbetriebs

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Ihr Weg in die Touristik begann mitten in der Pandemie, erzählt Celina Hoffmann im Gespräch mit Counter vor9. Sie habe 2020 Abitur gemacht. Das Jahr, in dem die Coronapandemie die Branche in den Ausnahmezustand versetzte. "Ich hörte von allen Seiten: Bist du dir sicher mit der Reisebranche, gerade jetzt mit Corona?", beschreibt sie die Reaktionen. Trotz Gegenwindes – auch aus der eigenen Familie – habe sie sich für den Studiengang Tourismusmanagement entschieden.

Hoffmann startete als duale Studentin im Familienbetrieb mit Reisebüros in Meißen, Riesa und im Elbepark Dresden merkte aber nach eigenen Angaben schnell, dass sie mehr Praxis wollte. Nach anderthalb Jahren habe sie das duale Studium in ein Fernstudium Tourismusmanagement an der IU Internationalen Hochschule getauscht. Dort arbeitete sie sich weitgehend im Selbststudium "After Work" durch die Module, Prüfungen konnte sie flexibel ablegen. "Im September 2025 habe ich das Studium abgeschlossen", freut sich die Nachwuchsmanagerin.

Fünf Jahre Counter als Basis

Parallel zum Studium saß Hoffmann fünf Jahre am Counter. "Die Praxis macht am meisten Spaß, also die direkte Arbeit mit den Menschen", sagt sie. Aus ihrer Sicht ist die Zeit im Verkauf die beste Schule, um Kundentypen, Ansprache und Bedürfnisse zu verstehen. Heutzutage brauche Reiseberatung keinen festen Ort, ist die 24-Jährige überzeugt. "Beratung findet bei uns auch im Café statt, mit Kaffee und Laptop", sagt Hoffmann. Gerade viel beschäftigte Kundinnen und Kunden, etwa Geschäftsführende, trifft sie lieber dort, in entspannter Atmosphäre. Der Counter könne überall sein, wichtig sei der persönliche Kontakt. Und ein echtes Treffen ziehe sie immer einem Telefonat oder einer Videoberatung vor. "Wie jemand tickt, lernt man so viel schneller", so Hoffmann.

"Reisebüros sind kein Auslaufmodell"

Da sich ihr Berufswunsch schon früh abgezeichnet habe, stellte sich die Tochter eines Touristikers bereits früh die Frage, ob das Reisebüro ein Auslaufmodell sei. Statt sich von negativen Stimmen abschrecken zu lassen, habe sie sich das Thema zur Aufgabe gemacht. Sie möchte "der Beweis dafür sein, dass nicht Offline gegen Online antritt, sondern dass wir beides miteinander verknüpfen können".

Kernstück der Philosophie, beide Welten zu verbinden, ist laut Hoffmann die eigene Marke "Urlaubensiemal", unter der der Familienbetrieb in sozialen Medien auftritt. Über Instagram und Tiktok sollen vor allem jüngere Zielgruppen erreicht werden, sagt die 24-Jährige, die, so wie ihr Vater auch, selbst als Testimonial auftritt. Hoffmann steht nicht nur vor der Kamera, sie plant zudem die Videodrehs mit dem Team. Gemeinsam verfolge man das Ziel, organisch Reichweite in Social Media aufzubauen. Das Konzept geht laut Tourismusmanagerin auf, dem Instagram-Kanal folgen bereits 3.000 Personen.

Familienunternehmen mit klaren Rollen

Dass sie die Tochter des Chefs ist, will Hoffmann im Arbeitsalltag nicht thematisieren. "Auf Arbeit sage ich niemals Papa. Er ist mein Chef," sagt die Tochter des 61-jährigen Lutz Hoffmann. Aufgabenbereiche würden klar getrennt – im Marketing habe sie weitgehend freie Hand, bei größeren Projekten und strategischen Themen entscheide der Vater, hole aber meist ihre Meinung ein. Es gehe im Team um messbare Performance und das Miteinander, nicht um die Familienverhältnisse. Da sie selbst die höchsten Erwartungen an sich habe, spiele Leistungsdruck von außen keine Rolle. Egal, aus welcher Richtung er komme.

Ein nicht zu unterschätzender Nachteil der ansonsten wunderbar funktionierenden Zusammenarbeit ist laut Hoffmann, dass berufliche und private Rollen verschwimmen. Selbst Telefonate aus dem Urlaub beginnen mit "Familienthemen und landen schnell bei Arbeitsthemen". Hoffmann sieht das als Herausforderung an, mit der sich alle in Familienunternehmen Beschäftigten bewusst auseinandersetzen müssten.

Pauschalreise kann "cool, hip und aufregend" sein

Der Verbund beschäftigt aktuell rund 18 Mitarbeitende, Tendenz steigend. Anders als viele Kolleginnen und Kollegen berichten, erlebt Hoffmann keinen Mangel an Bewerbungen. Junge Interessierte meldeten sich aktiv – auch, weil der Auftritt der Marke in der Region und in den sozialen Medien wahrgenommen werde. Bewerbungsgespräche führe überwiegend der Vater, meist in Präsenz.

Für die Ansprache junger Zielgruppen als Kunden setzt Hoffmann auf Zeitersparnis und Service als wichtigste Argumente. Pauschalreise bedeute für sie nicht "öde", sondern könne "cool, hip und aufregend" sein – solange sie zu Budget, Wünschen und Lebensstil passe.

Eigene Reisen und Blick nach vorn

Reisen sei mehr als ein Job, so Hoffmann. "Tourismus hält die Welt zusammen und ist für mich eine der schönsten Aktivitäten, denen man nachgehen kann", sagt die 24-Jährige. So wie bereits 2025 stünden bei ihr auch 2026 zahlreiche Reisen an, darunter neben Inforeisen zwei Sprachreisen nach Australien und New York.

Ob sie eines Tages die Reisebüros von Vater Lutz übernehmen wolle, hält sich Hoffmann bewusst offen. Fest stehe für sie vor allem, dass die Branche genau die Mischung aus Menschen, Reisen und Gestaltungsspielraum biete, die sie gesucht habe – und in der sich junge Führungskräfte, wie sie, sichtbar einbringen könnten.

Sabine Schreiber-Berger

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