Wie Touristik der KI die richtigen Antworten liefern kann
Die Zeit der klassischen Suchmaschinenoptimierung läuft ab, ist Travel-Tech-Experte Dirk Rogl sicher. Künftig zähle die Präsenz in den Antworten von KI-Agenten. Wer digital erfolgreich bleiben wolle, müsse sich auf "Agent Engine Optimization" (AEO) einstellen. Im Fokus stünden strukturierte Daten, KI-konforme Inhalte, offene Zugänge und neue Schnittstellen.

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Die klassische Suchmaschinenoptimierung sei passée, glaubt IT-Experte Dirk Rogl
Die Spielregeln im digitalen Marketing verändern sich grundlegend, weiß Rogl. Wo früher Google-Rankings dominierten, zähle künftig die Relevanz in den Antworten von KI-Agenten. Diese Assistenten – etwa Gemini von Google, der Operator von ChatGPT oder Start-ups wie Holidaychat von Adigi – lernten derzeit, komplexe Reisen zu konfigurieren und perspektivisch auch selbstständig zu buchen. Der Trend: weg von Weblinks, hin zu KI-generierten Antworten direkt in der Suchübersicht.
AEO als neue Disziplin
Mit dem Siegeszug künstlicher Intelligenz formiert sich eine neue Disziplin: Agent Engine Optimization (AEO) heiße sie, schreibt der Experte. Sie verfolge ein Ziel – in den Antworten von KI-Systemen sichtbar zu sein. Die Kriterien dafür unterschieden sich deutlich von klassischem SEO. Keywords verlören an Bedeutung, der Fokus liege auf verständlicher Sprache, strukturierter Darstellung und offenen Datenzugängen.
Zentrale Voraussetzung für AEO sei die maschinenlesbare Ordnung der Inhalte. Wer seine Daten klar strukturiere, beispielsweise nach Schema.org, erhöhe die Chancen, von KI-Systemen verstanden und eingebunden zu werden. Noch täten sich Systeme wie Gemini oder ChatGPT mit touristischen Standards wie dem Offenen Touristischen Datenstandard (OTDS) oder den Schemaerweiterungen der Open Data Travel Alliance schwer. Doch das dürfte sich ändern, prognostiziert Rogl.
KI-taugliche Inhalte bereitstellen
Texte müssten künftig so formuliert sein, dass sie von KI-Agenten als direkte Antwortbausteine genutzt werden können. Gut strukturierte FAQs im Sprachstil echter Nutzerfragen seien ein Beispiel. Unternehmen sollten intern klären, was ihre Gäste wissen wollten, und diese Antworten klar und vollständig bereitstellen – möglichst auf frei zugänglichen HTML-Seiten.
Bisher griffen KI-Systeme vor allem über Web-Recherche auf Informationen zu. Doch je komplexer die Aufgaben, desto wichtiger werde der Zugriff auf aktuelle, externe Datenquellen – etwa Verfügbarkeiten, Preise oder Kontingente. Die Integration solcher Informationen setze Schnittstellen voraus, die über konventionelle APIs hinausgehen, erklärt Rogl.
Model Context Protocol als Zukunftstechnologie
Ein möglicher Standard zur Anbindung von Inhalten an KI-Systeme sei das Model Context Protocol (MCP). Sowohl Google als auch OpenAI sähen in MCP einen praktikablen Weg, um eigene Daten gezielt und strukturiert in KI-Systeme einzuspeisen. Damit ließen sich Inhalte nicht nur auffindbar machen, sondern aktiv in die Antworten der KI einbinden.
Während KI-Agenten in den USA bereits Urlaubsreisen konfigurierten und teilweise buchten, seien diese Funktionen in Europa bisher kaum verfügbar, so der Travel-Tech-Profi. Datenschutzvorgaben wie die DSGVO und der EU AI Act bremsten die Entwicklung. Langfristig drohe die Gefahr, den Anschluss an die technologische Entwicklung zu verlieren.
Handeln statt abwarten
Umso wichtiger sei es, sich jetzt mit den neuen Anforderungen auseinanderzusetzen. Wer frühzeitig Erfahrungen sammele, eigene Inhalte AEO-tauglich mache und sich mit neuen Technologien wie MCP beschäftige, verschaffe sich einen strategischen Vorteil. Die notwendige Technik sei vorhanden – und kein Hexenwerk.
Die Website bleibe relevant, aber in neuer Funktion: als Datenquelle für KI-Systeme. Wer künftig digital sichtbar sein wolle, müsse sich nicht mehr nur auf Google konzentrieren, sondern auf die Antwortqualität von KI-Agenten, stellt Rogl fest.
Christian Schmicke