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14. März 2022 | 07:00 Uhr
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Majestätische Eisberge und andere stille Stars in Kanada

Kanadas größte Attraktion ist die Natur. Neben den bekannten Highlights locken zahlreiche stille Stars in unberührten Regionen und vermitteln pures Kanada-Feeling: Eisberge, Regenwald und Kanu-Abenteuer. Eine kleine Auswahl ausgefallener Reiseideen im zweitgrößten Land der Erde.

Kanada Neufundland Eisberg Touristenboot iStock Carbon Brain

Auf der Iceberg Alley treiben die weißen Riesen an Neufundland vorbei Richtung Süden

Sein kaltes Funkeln, das Türkis in den offenen Flanken, scharfe Kanten und Spitzen, die pure Masse: Kaum etwas ist einprägsamer als die Sichtung des ersten Eisbergs. Er treibt aus der Vergangenheit vorbei und lässt einen innehalten, wenn sein kalter Atem das Gesicht berührt.

Die Existenz der weißen Riesen begann während der letzten Eiszeit vor 12.000 bis 15.000 Jahren. Auf den Weg nach Kanada machen sie sich nach ihrem Abbruch von einem Gletscher an der Westküste Grönlands. Ihre Reise mit dem Labradorstrom nach Süden auf der sogenannte Iceberg Alley an der Nordostküste Neufundlands vorbei dauert rund zwei Jahre.

Schmelzend, knirschend und knackend und gezeichnet von immer größeren Rissen treiben viele auf die Felsenküsten zu und laufen dort auf Grund zur Freude der "Iceberg Chaser". Das sind die Eisberg-Touristen, die nur darauf warten, bis diese oft viele Stockwerke hohen Berge mit lautem Krachen auseinanderbrechen. Die beste Zeit für Eisberg-Sichtungen ist von April bis August, die besten Orte St. Anthony, La Scie, Twillingate, Fogo Island, Change Islands, Bonavista und St. John's/Cape Spear.

Kanadas Regenwald in British Columbia

Kanada British Columbia Grizzly Bär Regenwald iStock Scott Canning

Leise tuckern die beiden Schlauchboote zur Mündung des Khutze River in den Fjord. Niemand muss zur Ruhe aufgefordert werden. Ist das der erregende Schauer vor der Begegnung mit den großen Bären? Plötzlich tauchen neben einem umgefallenen Baum zwei braune Ohren auf. Ein mächtiger Schädel folgt, mit zwei kohlschwarzen Augen und einer hellbraunen Schnauze, aus der ein Bündel Gras hängt.

Der Great Bear Rainforest in BC zählt zu den größten gemäßigten Regenwäldern der Erde. Er ist größer als die Schweiz. Hunderte von Tierarten sind an seiner zerfransten Küste zu Hause, darunter Berglöwen, Wölfe, Lachse, Wale und eine der letzten gesunden Grizzlypopulationen Nordamerikas sowie der nur hier lebende weiße Kermode-Bär. Nicht umsonst wird der Great Bear Rainforest deshalb auch Kanadas Serengeti genannt.

Straßen gibt es nicht: Die Coast Mountains sind zu steil, die Fjorde zu tief. Sieben Meter hohe Gezeiten und Stürme aus Alaska geben den Ton an, und eine tausende Kilometer lange Dünung, die gegen diese Küste anrennt und den Regenwald auch an schönen Tagen in Nebel hüllen kann. Der Great Bear Rainforest reicht von den Discovery Islands vor Vancouver Island bis nach Alaska. Die einzige Möglichkeit, diese Region zu erleben, ist an Bord kleiner Schiffe. Mehrtägige Touren werden ab Prince Rupert und Bella Bella angeboten.

Die Canadian Badlands in Alberta

Kanada Alberta Writing-on-Stone Provincial Park Foto iStock ronniechua

90.000 Quadratkilometer hügelige Endlosigkeit bis zum Horizont, eine sparsame Landschaft, dünn oder gar nicht besiedelt, mit hineingestanzten Canyons und Coulées genannten, meist ausgetrockneten Flussbetten, die für die ersten weißen Siedler "schlechtes Land" waren, weil es hier nichts zu holen gab. Das sind die Canadian Badlands.

Es gibt ein paar Städtchen, allerdings ohne Einkaufszentren oder Fastfood-Filialen, ein paar Dutzend verlorene Nester und wohl ebenso viele Geisterstädte. Unerwartete Schönheit überall, selbst in den entlegensten Ecken. In Drumheller, dem größten Ort im Red Deer River Valley, bietet das fantastische Royal Tyrell Museum spektakuläre, im Dinosaur Provincial Park weiter südlich gefundene Dino-Skelette.

Im märchenhaften und als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichneten Writing-on-Stone Provincial Park, haben die Blackfoot First Nations seit Generationen ihre Mythen und ihren Alltag in die Felsen über dem Milk River geritzt. Spannend ist auch der kaum bekannte Dry Island Buffalo Jump Provincial Park, wo die Vorfahren der Cree First Nations Büffelherden über die Canyon-Kanten trieben. Auf leeren Straßen durch dieses surreale Stück Kanada zu fahren, vermittelt echtes Kanada-Feeling.

Die Bay of Fundy in New Brunswick und Nova Scotia

Kanada New Brunswick Hopewell Rocks iStock Paulo Costa

Konkav eingebuchtete Felsskulpturen auf beängstigend schlanken Sockeln? Mal bis zu den Bäumen, die oben auf ihnen wachsen, vom Meer umgeben, dann wieder splitterfasernackt im Schlick stehend? Nein, dies ist keine Eventshow, dies ist großes Kino von Mutter Natur. Die auch Flowerpots genannten Felsen am Cape Hopewell an der Bay of Fundy in der Provinz New Brunswick bieten zweimal täglich die spektakulärste Bühne für die Weltrekordgezeiten in der Bucht.

Bei Flut sind sie hübsche, aber eher unaufgeregte Inselchen. Bei Ebbe jedoch sinkt der Wasserspiegel vier Stockwerke tief ab, und zum Vorschein kommen eben jene Felsskulpturen, um die herum man bei Ebbe trockenen Fußes wandern und die man bei Flut mit dem Kanu umrunden kann.

Das Spiel der mit über 16 Metern Tidenhub höchsten Gezeiten der Erde lässt sich auch noch an anderen Orten am Ende der Bay beobachten. Im Fischerhafen Alma und in Wolfville in der Provinz Nova Scotia beispielsweise bieten die bei Ebbe auf der Seite im Schlick liegende Fischkutter reizvolle Fotomotive, und an gleich mehreren Stellen im Minas Basin gibt es bei Ebbe noch mehr surreal schöne Felsformationen zu fotografieren.

Kanu-Abenteuer im wilden Backcountry

Kanada British Columbia Harrison River Kanu iStock edb3_16

Kanus gehören zu Kanada wie Biber und Bären. Kanadier verbringen die Wochenenden auf Kanu- und Kajaktouren, Besucher aus aller Welt buchen Kanu-Abenteuer im wilden Backcountry. Doch das so funktionale wie elegante Stück Holz ist auch Kulturgut. Bevor Kanada Straßen und Eisenbahnen hatte, bestimmten die aus Birkenrinde und am Pazifik aus Baumstämmen geschnitzten Verkehrsmittel den Alltag der indigenen Völker.

Kanus transportierten Menschen, Tiere und Handelsgut. Seit Jahrtausenden bekannte Kanurouten verbanden den Osten mit Westen und Süden. Die frankofonen, Voyageurs genannten Pelzhändler folgten ihren indigenen Handelspartnern, entdeckten dabei die Rocky Mountains.

Kanada vom Wasser aus zu sehen, hat seinen ganz besonderen Reiz. Zahlreiche Kanu-Abenteuer in so gut wie allen Provinzen bieten Erlebnisse in der Natur und ermöglichen es, in die Geschichte des Ahornlands zu reisen. In Ontario, Manitoba und den Northwest Territories paddeln Besucher im Kielwasser der alten Pelzhändler auf historischen Flüssen. Rund um Prince Edward Island warten gemütliche Touren von B&B zu B&B. Auch ikonische Abenteuer in endloser menschenloser Weite locken, auf dem Tatshenshini im Yukon Territory, dem South Nahanni in den Northwest Territories oder dem Churchill in Saskatchewan.

Mehr über das Reiseland Kanada erfahren Sie mit unserer Themenwoche Kanada auf Reise vor9 und Counter vor9: News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.

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