Beim Thema Nachhaltigkeit hat Kanada die Nase vorn
Die kanadische Tourismusindustrie ist im Zeitalter der Nachhaltigkeit angekommen, sagen die deutschen Reiseveranstalter. Dabei dürfe der Blick nicht auf Umweltschutz verengt werden, sagen die Reiseprofis. Nachhaltigkeit bedeute nicht nur Klimaschutz, sondern auch soziales Engagement.
Viele Unterkünfte wirtschaften schon nachhaltig
Pia Hambrock von CRD Touristik ist überzeugt, dass Nachhaltigkeit auch bei Fernreisen wichtiger wird. „Durch unser Konzept, bevorzugt individuelle Reisen zu organisieren, fördern wir den kultursensiblen Austausch in Kanada und Kanada geht vor Ort mit gutem Beispiel voran“, sagt Hambrock. „Wir bedenken bei der Auswahl und Zusammenstellung unseres Programms auch unsere Verantwortung gegenüber den Zieldestinationen, so haben wir sehr viele nachhaltig geführte Hotels im Angebot.“
In Kanada werde die Natur generell sehr geschätzt, weiß Hambrock. Es gebe strenge Regeln in National- und Provinzial Parks für den Bau von Lodges und die Organisation von Natur-Aktivreisen. „Viele Hotels pflanzen und beziehen Zutaten regional, verzichten auf Einwegplastik, stellen spezielles Shampoo & Duschgel her.“ Beim Blick in die Zukunft glaubt Hambrock, dass die Aufenthaltsdauer wegen des langen Fluges weiter steigen und eine wichtige Rolle spielen werde.
FTI stellt Green-Key-Siegel ins Schaufenster
„Das Thema Nachhaltigkeit wird vielen Gästen immer wichtiger und wir gehen davon aus, dass dieser Trend immer stärker werden wird“, sagt Florian Renner, Nordamerika-Chef bei FTI. „Wir setzen uns daher dafür ein, dass nachhaltig wirtschaftende Hotels eine entsprechende Bühne erhalten und auch für Kunden und Reisebüros in den Systemen gut zu finden sind.“ Zudem gehört FTI zu dem Gründern von Klimalink, einer Initiative zur Etablierung eines einheitlichen CO2-Berechnungsstandards für komplette Urlaubsreisen wie beispielsweise auch Fernreisen.
Der FTI-Partner in Kanada setze auf nachhaltige Hotels und Ausflüge, die mit einem Zertifikat oder Siegel gekennzeichnet sind. „So sind rund 35 Prozent unserer Hotels in Kanada nach dem Green Key Eco-Rating-System zertifiziert, das eine unabhängige Bewertung der Hotels und ihrer Umweltschutzbemühungen durch Dritte umfasst“, erläutert Renner. Das Programm bewertet Umweltmanagement, Housekeeping, Gastronomie, Konferenz- und Tagungseinrichtungen sowie Technik der Unterkünfte.
Renner nennt Beispiele für Hotels und Ausflüge mit Green-Key-Auszeichnung. Etwa das Black Rock Oceanfront Resort in Ucluelet auf Vancouver Islands oder das Le Baluchon Eco Villegiature in Saint-Paulin, Quebec, das mitten in einer knapp 1.000 Hektar idyllischer Naturlandschaft liegt. Beispiele für Ausflüge mit Umweltsiegel sind das Ottawa River Rafting zu den Forester Falls in Ontario oder eine Wandertour durch den Banff Nationalpark.
Für Canusa sind viele Reisen in die Natur Kanadas per sé nachhaltig
Auch Tilo Krause-Dünow von Canusa sieht Kanada beim Thema Nachhaltigkeit im Vorteil. „Grundsätzlich kann man ja sagen, dass die von uns angebotenen Reisen schon deshalb nachhaltig durchgeführt werden, weil die Natur des Landes permanent eingebunden ist. Ob Kanufahrten, Wanderungen, Unterbringung auf Campingplätzen etc. Nachhaltigkeit spielt schon von jeher insofern eine große Rolle.“
Vor Ort gebe es viele Initiativen. Krause-Dünow nennt als Beispiel das Skiresort Mount Norquay bei Banff. Die Betreiber werben damit, nur 100 Prozent grüne Energie einzusetzen und haben Einwegplastik den Kampf angesagt. Aber auch kanadische Hotelketten wie Fairmont und Le Germain verfolgten Nachhaltigkeits-Ansätze.
America Unlimited schützt Regenwald in British Columbia
Timo Kohlenberg von America Unlimited verweist auf eine Partnerschaft mit British Colombia und Destination Vancouver, in deren Rahmen 100 Baumpatenschaften in einem Harzer Waldstück und zusätzlich ein entsprechendes Gebiet des temperierten Regenwaldes in British Columbia geschützt werden.
„Dafür arbeiten wir zusammen mit Wilderness International, einer gemeinnützigen Stiftung mit dem Ziel, besonders ökologisch wertvolle und akut bedrohte Wildnisgebiete zu erhalten“, sagt Kohlenberg. Wilderness International kaufe die Grundstücke rechtssicher auf und schütze sie für die Zukunft. Derzeit sei die Stiftung vor allem dabei, temperierten Regenwald an der Westküste Kanadas zu sichern.
Kohlenberg glaubt, dass es wird immer wichtiger werde, wirklich nachhaltige Produkte anzubieten, die nicht nur Greenwashing betreiben würden, um im Trend mitzuschwimmen. Wichtig sei aber auch, Nachhaltigkeit in seiner Gesamtheit zu sehen, also nicht nur ökologisch. Dazu gehören für Kohlenberg auch die Zusammenarbeit mit Familienunternehmen statt Konzernen, Attraktionen, die Artenschutz fördern, der First-Nation-Support und langfristige Partnerschaften zu fördern.
TUI sieht Kanada mit grünen Unterkünften gut aufgestellt
„TUI baut nachhaltige Reiseerlebnisse weiter aus – auch in Kanada, wo sich die Tourismusbranche schon seit langem für Nachhaltigkeit und Klimaschutz engagiert“, so eine Sprecherin des TUI-Konzerns. Kanada habe bereits eine sehr große Dichte an nachhaltigen Hotels.
Die einzelnen Provinzen, aber auch Städte, Hotels, Lodges und Fluggesellschaften in Kanada engagierten sich für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. „Viele Lodges in der Wildnis sind Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit.“ So würden zum Beispiel beim Bau nur heimische Holzarten verwendet, die Stromversorgung über Sonnenkollektoren betrieben und regionales Essen angeboten.
TUI will nachhaltige Urlaubsentscheidungen leichter machen und kennzeichnet Hotels mit anerkannten Nachhaltigkeitszertifizierung in den Reservierungssystemen. Hotels, die sich besonders für den Klimaschutz, soziale Standards und für die Menschen vor Ort einsetzten, würden damit sichtbar. „Kanada ist dafür bereits gut aufgestellt.“
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